Zum reichhaltigen Jahresprogramm des Tabakskollegium Möhlin gehört jeweils auch der Besuch eines Dienstleistung - Gewerbe- oder Industriebetriebes in der Region.
Ein wertvolle Tradition der dreizehn Mitglieder, trägt sie doch immer wieder dazu bei, neue Erkenntnisse zu gewinnen und das Wissen zu erweitern.
(v.l.) HP. Meier, P. Grüter, W. Meier, B. Stocker, W. Brogli, A. Frey, A. Otter
Mit einer Kläranlage werden automatisch schlechte Gerüche, wenn nicht sogar Gestank assoziiert. Ob das auch wirklich so zutrifft wollte das Tabakkollegium Möhlin vor Ort in Erfahrung bringen und machte deshalb eine „Stippvisite“ in der Kläranlage Rheinfelden. Mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln, Auto, Velo, zu Fuss oder gar mit beflaggtem alten Citroën trudelten die Mitglieder der rauchenden Zunft auf dem Areal der ARA, unterhalb der Baslerstrasse ein, wo sie vom Klärmeister Willi Delz herzlichst begrüsst wurden.
„Eine Kläranlage ist keine Erfindung des Menschen“ erklärte der Willi Delz den verdutzt dreinschauenden Besuchern, die sich das angesichts der Grossanlage nicht vorstellen konnten. Soviel vorweg, im Verlauf der Stippvisite welche sich zu einer mehrstündigen Führung ausweitete, bestätigte sich grundsätzlich, wie auch nicht anders zu erwarten war, die Aussage des Klärmeisters.
Fragen über Fragen Doch zurück zum Anfang. Anhand eines Planes erläuterte Willi Delz im Foyer des Betriebsgebäudes kompetent die Funktionsweise der Wiederaufbereitung des verschmutzten Wassers. Prompt tauchten da auch schon die ersten Fragen auf: „In wieweit hat man heute, die durch den Urin ausgeschiedenen Restbestände der Medikamente im Griff, insbesondere was Antibiotikas und die, vorallem in den Antibabypillen enthaltenen, Hormonen aus, von denen man sagt, dass sie eine negative Auswirkung auf die Fischpopulation haben?" Genau das seien heute die aktuellen Fragen, welche noch einer Antwort bedürfen, sagte Willi Delz. Er erinnerte daran, dass noch vor wenigen Jahren der Phosphorgehalt im Wasser das grosse Problem war und heute kein Thema mehr sei. In diesem Sinne zeigte sich Delz zuversichtlich, dass auch diese Kacknuss bald gelöst wird. Nach weiteren Fragen, deren Beantwortung und den daraus resultierenden Diskussionen wurde der theoretische Teil abgeschlossen. Im Massstab 1:1 galt es nun zu testen, wieweit das vermittelte Wissen gespeichert wurde.
Nicht so schlimm wie erwartet Gestartet wurde der Rundgang in dem Gebäude von dem alle annahmen, dass es dort am meisten stinkt, dem ARA-Zulauf. Wie sich nachträglich herausstellte, traf dies zwar zu, aber so schlimm wie befürchtet war es denn doch nicht. Jedenfalls machte es keine grosse Mühe den interessanten Ablauf der mechanischen Vorreinigung mit Schnecke, Grob- und Feinrechenanlage sowie Sandfang zu beobachten. Zur Verwunderung Aller, haufenweis Exkremente sind nicht vorhanden, da sie sich auf dem Weg bis zur ARA im Wasser auflösen und der vielleicht vorhandene Gestank wurde übertüncht vom Abwasser des Feldschlösschens das naturgemäss fest nach Bier riecht.
Der Schein trügt Die nächste Station war das Vorklärbecken, wo das Wasser, rein optisch gesehen, bereits sauber ist. Doch der Schein trügt. Dadurch, dass das Wasser hier stillliegt, senken sich die schwereren Stoffe auf den Boden und werden dann mechanisch in einen Trichter gefördert.
Die fleissigen Putzer Milliarden von Mikroorganismen verzehren in der nächsten Stufe, dem Belebungs- resp. Belüftungsbecken, die organischen und zum Teil auch anorganischen Verunreinigungen. Die fleissigen Kleinlebewesen lassen das vorher vermeintlich sauber Wasser wieder zu einer braunen Gülle verkommen. Doch Willi Delz versichert dem zweifelnden Kollegium, dass auch hier wiederum der Schein trügt. Mit seinen ausführlichen Erklärungen konnte er sodann auch die Skepsis beseitigen.
Der Beweis Falls doch noch irgendwelche Bedenken vorhanden waren, bei der vierten Stufe der Reinigungsprozedur entschwanden sie. Was vorher noch wie eine Kloake aussah, im Nachklärbecken war das Wasser war sauber. Würde man es in dieser Qualität in irgendeinem Weiher antreffen, niemand hätte bedenken, bei entsprechender Temperatur natürlich, einen Sprung ins kühlende Nass zu wagen. Bevor das Wasser die Kläranlage endgültig verlässt, wird es vom letzten nicht mehr sichtbaren Schmutz befreit und danach geht’s ab in den Rhein.
Ohne Technik geht’s nicht Auf dem letzten Teil des Rundgangs wurde klar, dass der vordergründige und auch tatsächliche natürliche Reinigungsprozess nicht ohne enorme technische Installationen möglich ist. Genau soviel Platz, wie es für die Klärung des Wassers braucht, benötigen auch die Pumpen, Kompressoren, Gebläsemaschinen, Vor- und Nachfaulsilos und vieles mehr. Wichtig zu wissen ist auch noch, dass die aus dem Prozess anfallenden Gase zur Stromgewinnung resp. zur Beheizung genutzt werden.
Im Namen des nicht vollzählig anwesenden Tabakkollegiums Möhlin bedankte sich deren Obmann Armin Frey abschliessend bei Willi Delz für die informative, hochinteressant Führung und stellte befriedigend fest, in der ARA Rheinfelden stinkt es nicht.
Finale Im neu eingerichteten, gemütlichen Keller vom Restaurant Rössli in Rheinfelden wurde beim genussvollem Pfeifenrauchen noch viel über die neu gewonnenen Einsichten und Erkenntnisse diskutiert. Wie gewohnt verwöhnte die Wirtin Slavica Pavolovic nicht nur mit Speis und Trank sondern auch noch mit einer zuvorkommenden Bedienung.
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