Weltweit weniger schwere Naturkatastrophen
Von: mm/f24.ch
Die Gesamtschadensumme aus Stürmen, Erdbeben, Unwettern und anderen Naturkatastrophen belief sich für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres auf 33 Milliarden US$. Die Hälfte der Belastungen, etwa 17 Milliarden US$, wird von Versicherern getragen. Damit lagen die Gesamtschäden weit unter den Durchschnittswerten der letzten zehn und dreissig Jahre von 104 Milliarden US$ und 68 Milliarden US$. Bei den versicherten Schäden erreichten sie das Niveau der vergangenen dreissig Jahre.
Durch das weitgehende Ausbleiben von Gross- und Grösstkatastrophen weltweit erreichte auch die Anzahl der registrierten Todesopfer einen niedrigen Stand. Dennoch kamen von Januar bis Juni 2018 bedauerlicherweise insgesamt rund 3‘000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben.
Noch niedriger als in diesem Jahr waren die Gesamtschäden zuletzt 2005 mit 29 Milliarden US$. Allerdings summierten sich damals in der zweiten Jahreshälfte vor allem durch die Hurrikane Katrina, Rita und Wilma die Schäden auf damaliges Rekordniveau. Diese liegen heute inflationsbereinigt bei rund 280 Milliarden US$, das bisher drittteuerste Jahr in Bezug auf die Gesamtschäden.
Im ersten Halbjahr 2018 wurden rund 430 relevante Naturkatastrophen registriert. Es werden alle Schadenereignisse erfasst, die einen Sachschaden verursacht haben und/oder bei denen es zu Todesopfern kam. Bei den Sachschäden werden je nach Entwicklungsstand eines Landes unterschiedliche Schwellenwerte zu Grunde gelegt.
Bei der Verteilung der Gesamtschäden des ersten Halbjahres auf die vier Gefahrentypen geophysikalisch, meteorologisch, hydrologisch und klimatologisch fällt auf, dass weltweit fast doppelt so viele meteorologische Ereignisse aufgetreten sind wie in der Zeitreihe von 1980-2017. Mit 76 Prozent gegenüber 44 Prozent gab es hier die grösste Veränderung.
Die anderen Gefahren haben sich dagegen deutlich reduziert. So entfielen lediglich fünf Prozent auf geophysikalische Ereignisse wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche, zehn Prozent auf Überschwemmungen und acht Prozent der Gesamtschäden auf klimatologische Ereignisse, zum Beispiel Hitzewellen. Die teuersten Ereignisse waren allesamt Winterstürme und Unwetter in Europa und den USA.
Bei den versicherten Schäden von 17 Milliarden US$ behielt die Verteilung auf die einzelnen Gefahrentypen den Fokus auf meteorologische Ereignisse bei und lag mit 86 Prozent noch etwas über den 72 Prozent der Datenreihe seit 1980. Auch hier finden sich die teuersten Ereignisse in Europa und den USA.
Anzahl der Ereignisse
Die ersten sechs Monate des Jahres zeichneten sich durch relativ viele kleine Ereignisse aus, die sich aber ganz ähnlich wie im langjährigen Durchschnitt seit 1980 auf die Kontinente verteilen, allen voran Asien mit 39 Prozent. Bei der Verteilung nach Ereignisarten entfiel ähnlich wie bei den Gesamtschäden der grösste Teil mit 50 Prozent auf Sturmereignisse und weicht damit doch deutlich von den 39 Prozent ab, die sich aus der langen Datenreihe seit 1980 ergeben.
Todesopfer
Die Gesamtzahl der Todesopfer summierte sich in der ersten Jahreshälfte auf rund 3'000 und war damit eine der niedrigsten Opferzahlen, die in der Datenbank bisher verzeichnet wurden. Lediglich in den Jahren 2014 und 1986 lagen die Opferzahlen unter 3‘000.
Im ersten Halbjahr kam rund die Hälfte der getöteten Menschen bei meteorologischen Ereignissen ums Leben, 32 Prozent bei Überschwemmungen und acht Prozent bei klimatologischen Ereignissen. Allen voran sind Unwetter in Indien und Nepal mit insgesamt 270 Todesopfern zu nennen sowie Überschwemmungen in Kenia mit über 100 Todesopfern. Der Ausbruch des Vulkans de Fuego in Guatemala forderte nach vorläufigen Zahlen 113 Todesopfer, die Kältewelle Ende Februar/Anfang März in Europa rund achtzig.
Nordamerika (mit Karibik und Zentralamerika)
Hauptsächlich Winterstürme und Unwetter verursachten Schäden in Milliardenhöhe, die besonders die USA und Kanada betrafen. Ein Nor'easter, wie diese Art der Winterstürme genannt werden, sorgte Anfang März für einen Gesamtschaden von 2,2 Milliarden US$, 1,6 Milliarden US$ waren davon versichert. Unwetter in der ersten Jahreshälfte summierten sich auf insgesamt 10,4 Milliarden US$, davon waren 7,5 Milliarden US$ versichert.
Die Vulkanausbrüche auf Hawaii und in Guatemala sorgten ebenfalls für erhebliches Aufsehen und auch für substanzielle Schäden. Die Schadenschätzungen hierfür sind noch nicht abgeschlossen.
Südamerika
In Südamerika wurden 32 Ereignisse registriert. Kleinere Erdbeben traten in Peru, Ecuador und Kolumbien auf sowie eine Vielzahl von Unwettern, gefolgt von Sturzfluten und Erdrutschen. Insgesamt kamen bei den Ereignissen 77 Menschen ums Leben.
Europa
Das teuerste Ereignis, Wintersturm Friederike mit einem Gesamtschaden von 2,7 Milliarden US$ (2,2 Milliarden €) und einem versicherten Schaden von 2,1 Milliarden US$ (1,7 Milliarden €), traf Europa im Januar. Schäden wurden in Deutschland, Niederlanden, Belgien, Grossbritannien und Polen verzeichnet. Zuvor hatte auch schon Wintersturm Burglind Anfang Januar Gesamtschäden von 1,2 Milliarden US$ (960 Millionen €) verursacht. 900 Millionen US$ (720 Millionen €) waren davon versichert.
Afrika
Im März bis Mai sorgten grossräumige Niederschläge in Kenia zu verheerenden Überschwemmungen. Über 100 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Schäden reichen weit in die Millionen hinein, über 100.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Gleich vier Tropenstürme trafen auf dem afrikanischen Kontinent an Land. Im Mai Zyklon Sagar in Ostafrika, Zyklon Ava und Eliakim auf Madagaskar sowie Zyklon Berguitta auf Mauritius und Réunion.
Asien
Die teuersten Ereignisse des ersten Halbjahres trafen hauptsächlich China. Dort sorgten Winterschäden im Januar und April mit langen Frostperioden und heftigen Schneefällen für Schäden von rund 2 Milliarden US$. Der Zyklon Mekunu traf den Yemen und den Oman. Er sorgte für grossräumige Verwüstungen. Die Schadenschätzung ist noch nicht abgeschlossen, wird aber wohl in einem höheren dreistelligen Millionenbetrag liegen. Auch versicherte Schäden sind hier zu erwarten.
Am 18.6. ereignete sich ein Erdbeben in Osaka, Japan und verursachte Schäden an mehreren tausend Häusern sowie Infrastruktureinrichtungen. Auch hier sind die Schadenschätzungen noch nicht abgeschlossen.
Australien und Ozeanien
Auch dieser Kontinent wurde von einer Serie von Erdbeben erschüttert. Mehrere Erdstösse trafen im Frühjahr Indonesien und Papua Neu Guinea. Insgesamt waren fast 100 Menschen dabei zu Tode gekommen, die Gesamtschäden lagen bei etwa 300 Millionen US$. Zyklone Gita traf im Februar auf Land und verursachte auf Tonga, Samoa, American Samoa, Fiji und Neuseeland Gesamtschäden von 230 Millionen US$, rund 25 Millionen waren davon versichert.
Im März sorgten Trockenheit, geringe Luftfeuchte, hohe Temperaturen und hohe Windgeschwindigkeiten für grossflächige Brände in New South Wales, Australien. Fast 100 Häuser und Gebäude wurden durch die Flammen beschädigt oder sogar zerstört. Die Gesamtschäden dürften 100 Millionen US$ erreichen, einen Grossteil hiervon trägt die Versicherungswirtschaft.
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