Älteste Handschrift eines Christen ist in Basel
Von: mm/f24ch
Ein Brief in der Basler Papyrussammlung beschreibt ganz alltägliche Familienangelegenheiten und ist doch einzigartig in seiner Art: Er überliefert wertvolle Einblicke in die Welt der ersten Christen im römischen Reich, die aus keiner anderen historischen Quelle bekannt sind. Der Brief konnte in die 230er Jahre nach Christus datiert werden und ist somit älter als alle bislang bekannten christlich-dokumentarischen Zeugnisse aus dem römischen Ägypten.
Der Papyrus P.Bas. 2.43 befindet sich seit über 100 Jahren im Besitz der Universität Basel. Der Brief konnte in die 230er Jahre nach Christus datiert werden und ist somit älter als alle bislang bekannten christlich-dokumentarischen Zeugnisse aus dem römischen Ägypten. (Foto/Detail: Universität Basel).
Die ersten Christen im römischen Reich werden üblicherweise als weltabgewandte und von Verfolgung bedrohte Sonderlinge dargestellt. Im Kontrast dazu steht der Inhalt des Basler Papyrusbrief P.Bas. 2.43. Er gibt Hinweise, dass Christen schon im frühen dritten Jahrhundert abseits der Städte im ägyptischen Hinterland zu finden waren, wo sie politische Leitungsfunktionen einnahmen und sich auch ansonsten in ihrem alltäglichen Leben nicht von ihrer heidnischen Umwelt unterschieden.
Familie mit christlicher Gesinnung
Der Papyrus P.Bas. 2.43 befindet sich bereits seit über 100 Jahren im Besitz der Universität Basel. Er überliefert einen Brief von einem Arrianus an seinen Bruder Paulus. Das Dokument sticht aus der Masse der erhaltenen Briefe des griechisch-römischen Ägyptens durch seine abschliessende Grussformel heraus.
Nachdem der Briefschreiber über alltägliche Familienangelegenheiten berichtet und um die beste Fischsosse als Mitbringsel bittet, wünscht er seinem Bruder in der letzten Zeile, dass es ihm wohlergehen werde «im Herrn». Dabei verwendet der Autor die abgekürzte Schreibweise der christlichen Formel «Ich bete, dass es Dir gut geht ‚im Herrn‘».
«Die Verwendung dieser Abkürzung – wir sprechen hier von einem sogenannten nomen sacrum – lässt keinen Zweifel an der christlichen Gesinnung des Briefschreibers», so Sabine Huebner, Professorin für Alte Geschichte an der Universität Basel.
«Es handelt sich dabei um eine exklusiv christliche Formel, die uns aus neutestamentarischen Abschriften überliefert ist.» Auch der Name des Bruders sei aufschlussreich, erklärt Huebner. «Paulus ist ein zu dieser Zeit äusserst seltener Name und wir dürfen daraus ableiten, dass die im Brief genannten Eltern bereits Christen waren und ihren Sohn schon um 200 n. Chr. nach dem Apostel benannt hatten.»
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