Sommerfrische im Wald
Von: Hans Berger
Auch wer noch mitten im Arbeitsprozess steckt, kommt kaum um das Ferien-Feeling herum und das Wetter ist zu prächtig, um das eigenartige Gefühl einfach ignorieren zu können. Bei der gegenwärtigen Hitze ist ein Sprung ins kühlende Wasser nicht nur eine echte Wohltat, sondern verstärkt obendrein auch noch eine mediterrane Urlaubsstimmung. Wem jedoch das Nass zu nass ist, kann auch im Wald die Sommerfrische finden und dabei dem Ferien-Feeling erliegen.
Der Schönheit des Waldes widmeten schon zahlreiche Poeten ihre Gedichte, die sich zum Teil noch heute in Schutzhütten finden lassen. Aber warum der Wald? Die Augen geschlossen, ein tiefer Atemzug, den Duft von frischer Erde und feuchtem Moos in der Nase. Wie hinter einem Gewebe aus zarter Spitze schillert das Sonnenlicht durch das saftig grüne Laub und wirft ein gaukelndes Schattenspiel auf den Boden. Rundum ein Surren und Gurren in der Luft, aufgeregtes Vogelgezwitscher schallt aus den Baumkronen. Mit der Natur auf Tuchfühlung, ihr so nah wie möglich kommen. Und vielleicht sich selbst? Alles ist möglich. Im Wald ticken die Uhren einfach anders. Sommerfrische pur, unmittelbar vor der Haustüre.
Allgemeingut
Alljährlich zu Beginn des Sommers, wenn die Temperaturen steigen und der Schweiss wie ein wilder Bergbach aus den Poren quillt, als seien sie dessen Quelle, war und ist es seit jeher Brauch, dass man die Sommerfrische sucht oder gar in die Sommerfrische geht.
Pünktlich am 29. Juni, dem Peter- und Paulstag, wurden einst Hausrat und ausreichend Wäsche der wohlhabenden Familien in Truhen und Koffern verstaut, die Kinder in die sogenannten „Pennen“ (aus Ruten geflochtene Tragkörbe) gepackt und zusammen mit der „gnädigen Frau“ – diese sass meist im Damensattel hoch zu Ross – in luftige Höh’ gebracht. Gut, dass die Zeit nicht stehen bleibt. Das einstige Privileg, die Sommerfrische geniessen zu können, ist heute ein Allgemeingut und nicht zwingend mit Geld verbunden.
Waldeslust
Nein, im Wald haben die Herrschaften damals weder die Sommerfrische, noch Erholung gesucht, denn der war nur mit Arbeit verbunden und nicht wie heute auch noch als Naherholungsort konzipiert. Vielleicht waren die Menschen auch noch nicht dermassen gestresst wie heute.
Wer Entschleunigung sucht oder den inneren Druck und Frust ausatmen will, der tankt die Kraft am besten im Wald. Einfach in das dichte Grün eintauchen und sich den erdigen Düften der Natur hingeben passiert dann beinah automatisch, denn der Artenreichtum inspiriert ohne Anstrengung.
Jeder Schritt über Blätter, Tannen- und Fichtennadelteppiche, jeder Blick hinauf in die Baumkronen, jedes Berühren von Rinden oder Farnen lädt auf mit Energie. Immer wieder ein kleines Wunder, wie naturverbunden der Mensch im Wald wird, wie frei. Die Seele atmet auf, und aus dem Inneren kommt ein Lächeln ins Gesicht – ganz von allein.
Die Sinne erwachen auf eine Weise, die im Trubel oft verborgen bleiben. So ist etwa der erdige Duft des Waldes für den Geruchsinn ein Geschenk, das er nur inmitten der Natur erhält.
Fazit
Die frische, erquickende Luft des Waldes, die Bewegung im Freien tun der Seele und dem Körper gut. Ein Spaziergang im Wald mit seiner Grünkraft macht den Kopf frei, den Puls ruhig, erfrischt und belebt – (nicht nur) für stark beanspruchte Menschen im Beruf ein wirksames Anti-Stressmittel. Der Wald ist eine Tankstelle für Körper, Seele und Geist. Ein Urlaubsort, der in nur einer Stunde so viel Erholung bieten kann, wofür andernorts Tage benötigt werden.
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