Der Winterblues drückt aufs Gemüt
Von: Hans Berger
Sonnenaufgang 8.16 Uhr, Sonnenuntergang 16.56 Uhr und dazwischen 520 Minuten lang alles nur im tristen Grau; dass die Tageslänge täglich um zwei Minuten zunimmt ist nicht wirklich tröstlich. Gäbe es beim Blick in die Ferne nicht auch noch ein paar immergrüne Bäume und Sträucher, es wäre nicht zum Aushalten und eine Depression unvermeidlich.
Der Winterblues drückt aufs Gemüt
Hat sich Petrus im letzten prächtigen Hitzesommer denn so vertan, dass ihm die Lizenz zum Wettermachen entzogen wurde? Muss Rudi Carells Hit aus dem Jahre 1975 tatsächlich auf „Wann wird es wieder richtig Winter?“ umgeschrieben werden, damit diese Jahreszeit auch hierzulande wieder authentisch ist? Immerhin schaffte es der Song ein Jahr später, den himmlischen Wettermacher zur Räson zu bringen.
Farbverlust
Tatsache ist, es gibt Zeiten, da scheint das Leben seine Farbe zu verlieren: nichts ist mehr bunt – alles nur noch grau in grau. Je dunkler die Jahreszeit, desto schlechter die Laune. Viele Menschen müssen im Winter ganz schön mit sich kämpfen, um ihr Stimmungsbarometer über dem roten Bereich zu halten, der Winterblues drückt aufs Gemüt.
Ohne Licht und ohne Antrieb gerät der Alltag aus dem Takt. Aber vielleicht lassen einfache Hausmittel die gefühlte Niedergeschlagenheit vergessen. Die Tipps reichen von einer roten Decke auf dem Sofa, von einer grauen wird abgeraten, über das Aufdrehen der Stereoanlage bis zum Kochen mit Freunden. Allerdings ist leichte Küche angesagt, bei zu schwerer Kost ist die butterweiche Landung im Sessel programmiert. Kurzum: Wenn das schwache Tageslicht schon keine Lebenslust einhaucht, muss der Mensch das Leben aktiv und abwechslungsreich gestalten.
Licht ins Dunkle
Aber wenn tatsächlich das schwache Tageslicht verantwortlich für den Winterblues ist, könnten doch Therapielampen das richtige Rezept dagegen sein. Das Licht in den vier Wänden sei bis zu tausend Mal schwächer als draussen. Physiker messen die Intensität in Lux. Ihre Rechnung besagt: 750 Lux liefern die Lampen in einem durchschnittlich beleuchteten Büro, 100‘000 Lux strahlen bei blauem Himmel, selbst bei geschlossener Wolkendecke sind es noch 20‘000 Lux. Allerdings sei es nicht ratsam, ohne ärztliche Vorabklärung eine teure Therapielampe anzuschaffen.
Nichts für Sportmuffels
Vielleicht wäre auch Sport die Lösung. Bei körperlicher Betätigung sollen ja Glückshormone freigesetzt werden. Sie sagen dem Botenstoff Melatonin den Kampf an. Er sei es, der müde mache und uns einen Winterschlaf vorgaukle, sagen Sportmediziner. Aber drinnen bringt‘s ja auch nichts, und wer will denn bei diesem tristen Wetter nach draussen gehen? entgegnen Sportmuffels handkehrum.
Schlemmen erlaubt
Aha, Essen soll auch glücklich und zufrieden machen. Neben Schokolade und Co. empfehlen Ernährungsmediziner in der dunklen Jahreszeit Bananen, Ananas oder Weintrauben. Diese Obstsorten sollen die Ausschüttung von Serotonin fördern.
Auch Milchprodukte wie Käse und Joghurt liessen das Stimmungsbarometer steigen, denn sie täten Tryptophan enthalten, welches als Rohstoff des Glückshormons bezeichnet wird. Daraus sollen die Nervenzellen im Gehirn ihr eigenes Serotonin herstellen.
Wer indes in die ayurvedische (altindische) Trickkiste greifen wolle, komme an Kurkuma nicht vorbei. Das darin enthaltene Curcumin soll den Serotonin- und Dopamin-Pegel steigern. Letzteres sorge u.a. dafür, dass wir uns über Erfolge freuen und Glücksgefühle empfinden können.
Schlemmen ist aber was anderes, sagen die Schlemmer sofort und denken dabei an ein saftiges Steak mit einer üppigen Café-de-Paris-Sauce, dazu knackige, goldgelb frittierte Pommes.
Kehrseite
All die Erwägungen wären jedoch unnötig, wenn Frau Holle auch hierzulande ihre Duvets ausschütten würde und der Landschaft ein atemberaubendes Antlitz schenken würde. Nur Schnee schafft es, die Welt gleichzeitig unter dem Mantel der Stille zu legen und durch sein weisses Gewand Freude zu suggerieren, den Frieden zu verdeutlichen.
Allerdings - durch die Kälte und den Schnee kommt es schnell zu Eisglätte und kann so manch gefährlichen Unfall verursachen, die Schneemassen legen zudem den Verkehr lahm. Nicht zu vergessen ist das ewige Eis kratzen an den Autoscheiben oder das morgendliche und abendliche Schneeschaufeln.
Fazit: Das momentane triste Grau-in-Grau hat auch seine Vorteile, der sich daraus ergebende Worst-Case hält sich gegenüber einer prächtigen Schneelandschaft jedenfalls in Grenzen.
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