Doppeladler - Schweizer Wort des Jahres
Von: mm/f24.ch
Doppeladler, charge mentale (Mentale Belastung) und gesto dell’aquila (Adlergeste) sind die Wörter des Jahres Schweiz 2018. Sie zeigen, worüber die Gesellschaft nachdenkt und was sie bewegt. ZHAW-Forschende nutzten die grösste Textdatenbank der Schweiz als Basis, das Sprachgefühl der Jury entschied die Wahl. Doppeladler-Geste von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri im WM-Spiel gegen Serbien
Doppeladler, charge mentale und gesto dell’aquila sind die Wörter des Jahres Schweiz. Auf den zweiten und dritten Plätzen folgen Rahmenabkommen und 079 fürs Deutsche, sécheresse und infox fürs Französische sowie notte tropicale und criptovalute fürs Italienische (siehe Info). „Diese Wörter haben 2018 den Diskurs in der Schweiz geprägt – wissenschaftlich belegt in der Textdatenbank und bestätigt durch die Wahl der Sprach-schaffenden“, erklärt ZHAW-Linguistin Marlies Whitehouse, operative Leiterin des Projekts Wort des Jahres Schweiz.
Erstmals auch Italienisch
2017 hat das Departement Angewandte Linguistik der ZHAW die Verantwortung für das Wort des Jahres übernommen. Seither erfolgt die Wahl mehrsprachig, forschungsbasiert und interaktiv. 2018 ist erstmals das Wort des Jahres Schweiz in Italienisch gewählt worden, 2019 kommt Rätoromanisch dazu. Für jede Sprache führt die Wahl über drei Stufen:
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysieren die ZHAW-Textdatenbank Korpus Swiss-AL und bestimmen pro Sprache die zwanzig Wörter, die im Jahr 2018 häufiger verwendet wurden als in den Jahren zuvor. Dann wählt eine Jury von Sprachprofis aus dieser Liste, aus Publikumsvorschlägen und aufgrund eigener Erfahrung die drei marantesten Wörter. Und schliesslich zeigen die Forschenden auf, wie sich diese Wörter 2018 im Sprachgebrauch in der Schweiz entwickelt haben und für welche gesellschaftlichen Veränderungen sie stehen.
Die drei Jurys bestehen aus je rund zehn Sprachschaffenden aus der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz. Für Datenbank und Projektleitung verantwortlich zeichnet das Departement Angewandte Linguistik der Zürcher Hochschule für Ange-wandte Wissenschaften ZHAW in Winterthur.
Wort des Jahres Schweiz
Platz 1: Doppeladler
Jubelnd formen die Fussballspieler Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri im WM-Spiel gegen Serbien mit ihren Händen den Doppeladler, der auf der Flagge Albaniens abgebildet ist. Dies führt zu heftigen Diskussionen, die weit über den Fussball hinaus reichen.
Im Doppeladler konzentrieren sich so hochaktuelle und tiefgründige Themen wie Polarisierung und Ausgrenzung, Nationalismus und die Loyalität von Doppelbürgern. Der Doppeladler hat 2018 weite Kreise gezogen und ist im Alltag der Schweiz gelandet; die Debatten darum werden uns noch lange beschäftigen.
Platz 2: Rahmenabkommen
Verhandlungen über ein institutionelles Rahmenabkommen mit der EU dauern seit 2014 an. Festgelegt werden soll, wie die Schweiz Neuerungen des EU-Rechts übernimmt, ohne immer wieder nachverhandeln zu müssen. Während es Widerstand von Gewerkschaften sowie Kritik der Parteien von links bis rechts gibt, strebt der Bundesrat noch in diesem Jahr einen Durchbruch an. Das Rahmenabkommen beschreibt einen langfristig bedeutsamen politischen Prozess, der aber für viele nicht begreifbar ist – und damit den Rahmen der Vorstellung sprengt.
Platz 3: 079
Das Lied 079 wurde Anfang 2018 veröffentlicht und erzählt von einem Mann, der sich in die Telefonistin der Auskunft verliebt. Er fragt nach ihrer Telefonnummer, erhält aber nur die Vorwahl 079. Er gibt nicht auf und nach tausenden durchgewählten Rufnummer-Kombinationen hört er endlich ihre Stimme – da überfährt ihn das Tram. Tragische Liebesgeschichte, Zeichen der Zeit oder sexistisch: Der Song wühlt auf und es entsteht eine Debatte über Stalking, Sexismus, Gleichberechtigung und Gewalt an Frauen, die anschliesst an #metoo.
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