Neue Bildungsziele für Aargauer Volksschule
Von: mm/f24.ch
Grundlage des Volksschulunterrichts im Kanton Aargau bildet ab Sommer 2020 der neue Aargauer Lehrplan. Nach der Auswertung der Anhörung hat der Regierungsrat jetzt die Inhalte und die Stundentafeln definitiv beschlossen. Damit erfüllt der Kanton Aargau die verfassungsmässige Vorgabe, die Ziele der Bildungsstufen unter den Kantonen zu harmonisieren, und stellt den Schulen ein aktuelles Instrument zur Planung und Entwicklung des Unterrichts zur Verfügung.
Mittels Botschaft beantragt der Regierungsrat dem Grossen Rat gleichzeitig einen Verpflichtungskredit für zwei zusätzliche Französischlektionen an der Primarschule. Ab Schuljahr 2020/21 wird die zweite Fremdsprache gemäss der nationalen Sprachenstrategie ab der 5. Primarschulklasse unterrichtet. Die Umsetzung im Aargau erfolgt gleichzeitig mit der Einführung des neuen Lehrplans und ist in den neuen Stundentafeln berücksichtigt.
Aargau-spezifische Inhalte
Der neue Aargauer Lehrplan sowie die Stundentafeln für die Primarschule und die Oberstufe basieren auf dem Deutschschweizer Lehrplan 21, der von den deutsch- und mehrsprachigen Kantonen gemeinsam erarbeitet wurde.
Aufgrund der Rückmeldungen im partizipativen Erarbeitungsprozess und der durchgeführten Anhörung hat der Regierungsrat insbesondere in den Fächern "Musik", "Natur, Mensch, Gesellschaft" und "Politische Bildung" Ergänzungen und Anpassungen vorgenommen, um aargauische Besonderheiten verbindlich berücksichtigen zu können. Aargauer Anpassungen sind im Lehrplan mit einem Aargauer Wäppchen ausgewiesen.
Neue Fächer weisen in die Zukunft
Mit dem Schuljahr 2020/21 wird neu das Fach und Modul "Medien und Informatik" eingeführt. Das Fach steht in der 5. und 6. Klasse der Primarschule sowie in der 1. und 3. Klasse der Oberstufe mit jeweils einer Wochenlektion im Stundenplan. Die Schülerinnen und Schüler erwerben in diesem Rahmen die grundlegenden Kompetenzen, um Medien und Informatik verantwortungsvoll zu nutzen. Die erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen werden in den übrigen Unterrichtsfächern modulartig angewendet und vertieft.
Als einziger Kanton in der Deutschschweiz führt der Aargau im dritten Oberstufenjahr das neue Fach "Politische Bildung" für alle Schülerinnen und Schüler verbindlich ein. Es ist mit einer Lektion pro Woche dotiert. Damit soll das Verständnis der politischen Zusammenhänge und Prozesse gefördert werden, das für die Jugendlichen mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnt.
Neu ist auch an allen 2. Klassen der Oberstufe eine Wochenlektion für die "Berufliche Orientierung" eingesetzt. Ab der 2. Klasse der Oberstufe erfolgen in der Regel die ersten Weichenstellungen im Hinblick auf den weiteren Ausbildungsweg nach der Volksschule.
Besonderheiten der Aargauer Stundentafel
Als Aargauer Besonderheit findet in der 1. und 2. Primarschulklasse weiterhin die Musikgrundschule statt. Zusammen mit den Musikstunden an der Primarschule und der Oberstufe sowie dem Wahlfach "Chor" an der Oberstufe und dem freiwilligen Instrumentalunterricht der Musikschulen bietet der Kanton Aargau ein umfassendes, vielseitiges Angebot der musikalischen Bildung, das im deutschschweizerischen Vergleich überdurchschnittlich ist.
Ebenfalls neu bereits ab der 1. Klasse der Primarschule werden die Schülerinnen und Schüler während zwei Lektionen pro Woche das Fach "Textiles und technisches Gestalten" besuchen.
"Natur und Technik" (mit Physik, Chemie, Biologie), "Wirtschaft, Arbeit, Haushalt" (mit Hauswirtschaft), "Räume, Zeiten, Gesellschaften" (mit Geografie und Geschichte) und "Ethik, Religionen, Gemeinschaft" (mit Lebenskunde) sind die neuen Fachbezeichnungen an der Oberstufe.
Die Schulen entscheiden, ob eine einzelne Lehrperson jeweils den ganzen Fachbereich (z. B. "Räume, Zeiten, Gesellschaften") erteilt oder ob sich mehrere Lehrpersonen den Fachbereich als einzelne Fächer (z. B. Geografie und Geschichte) aufteilen.
Ebenfalls neu gelten Englisch und Französisch für alle Realschülerinnen und -schüler im ersten und zweiten Oberstufenjahr als Pflichtfächer. Damit wird dem Artikel 15, Absatz 3 des Bundesgesetzes über die Landessprachen entsprochen. Im dritten Schuljahr der Realschule sind die beiden Fremdsprachen Teil des Wahlpflichtangebots.
Mehr Pflichtlektionen als bisher
Im Kindergarten bleibt die Gesamtstundenzahl unverändert. Weiterhin stehen auf dieser Stufe die ganzheitliche Entwicklung und das vorfachliche Lernen der Kinder im Zentrum.
An der Primarschule wird die Pflichtstundenzahl für die Schülerinnen und Schüler von der 1. bis 6. Klasse auf insgesamt 162 Lektionen pro Woche (bisher 156 Lektionen) erhöht. Der Bereich der naturwissenschaftlichen und technischen Fächer wird gegenüber der heutigen Stundentafel deutlich gestärkt.
Auch an der Oberstufe, vor allem an der Realschule, liegt die Anzahl der Pflichtlektionen für die Schülerinnen und Schüler höher als bisher. Sie wird von 82 auf neu 97 deutlich erhöht. Damit wird ermöglicht, dass die Bildungsziele auf allen Stufen und in allen Leistungszügen erreicht werden können. Insgesamt liegt der Kanton Aargau allerdings mit der Pflichtstundenzahl weiterhin unter dem Durchschnitt aller Deutschschweizer Kantone.
Dafür können die Aargauer Schülerinnen und Schüler an der Oberstufe mit den Wahlpflichtfächern Schwerpunkte setzen. Sie profitieren vom grössten Wahlfachangebot der Deutschschweiz. Nach wie vor werden den Schulen, wenn auch in leicht reduziertem Umfang, auf allen Stufen genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, um beispielsweise Unterricht in Halbklassen oder im Teamteaching zu erteilen.
Umfassendes Weiterbildungsangebot
Nach Meinung des Regierungsrates ist mit dem Aargauer Lehrplan Volksschule und den dazugehörenden Stundentafeln die Grundlage für eine gute und zeitgemässe Bildung gelegt. Die Umsetzung vor Ort und im Unterricht soll gemeinsam durch die Schulleitungen und die Lehrerinnen und Lehrer erfolgen.
Die Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) stellt im Auftrag des Departements BKS zahlreiche Weiterbildungs- und Unterstützungsangebote für die Schulen und die Lehrpersonen bereit, die bereits genutzt werden können.
Den Schulen stehen über drei Schuljahre verteilt (2018/19 bis 2020/21) insgesamt vier schulfreie Weiterbildungstage zur Verfügung, die sie im Zusammenhang mit der Umsetzung des neuen Aargauer Lehrplans einsetzen können.
Zudem werden von Seiten des Departements BKS Orientierungshilfen für Lehrpersonen (z. B. im Bereich "beurteilen und fördern"), Planungshilfen für Schulleitende (z. B. für die Schuljahresplanung) und Empfehlungen für Schulbehörden (z. B. für die IT-Infrastruktur) zur Verfügung gestellt.
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