Aargau setzt auf hitzeangepasste Siedlungsentwicklung
Von: mm/f24.ch
Im Februar 2021 hat das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) des Kantons Aargau erstmals Klimaanalyse- und Planhinweiskarten publiziert. Diese online abrufbaren Klimakarten sind zentrale Planungsgrundlagen für eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung der Städte und Gemeinden. Nun hat das BVU ein neues Hilfsmittel für die praktische Umsetzung erarbeitet: Ein Leitfaden soll Gemeinden, Planende und Bauherrschaften unterstützen, bei Planungen und Bauprojekten in jeder Projektphase geeignete Massnahmen gegen die zunehmende Hitze zu ergreifen und so eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung sicherzustellen.
Der Klimawandel führt zu immer mehr Hitzetagen. Die Temperatur im Sommer kann im Siedlungsgebiet bis zu zehn Grad höher steigen als im Umland. Dieser sogenannte Wärmeinseleffekt zeigt sich vor allem in Städten und Agglomerationen. Aber auch in kleineren, ländlich geprägten Gemeinden ist die Überhitzung schon heute spürbar.
Die Ursachen sind vielfältig: Hohe bauliche Dichte und versiegelte Flächen absorbieren die Wärme und kühlen nachts deutlich langsamer ab; Grün- und Wasserelemente, die Schatten spenden und mit ihrer Verdunstungsleistung die Luft kühlen, fehlen oder reichen nicht aus; die Durchlüftung des Siedlungsgebietes wird durch grosse und lange Gebäude eingeschränkt; Verkehr, Industrie und Gebäude generieren zusätzliche Abwärme.
Um diese Herausforderung zu meistern, hat das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) bereits wichtige Grundlagenarbeiten geleistet. So hat es die heutige klimatische Situation flächendeckend für den Kanton Aargau analysiert. Daraus entstanden die Klimaanalyse- und Planhinweiskarten, die im Februar 2021 publiziert wurden (f24.ch berichtete). Diese geben für jede Gemeinde Hinweise zu folgenden Fragen: Wo befinden sich die Hitzehotspots im Siedlungsgebiet? Welche Grün- und Freiräume sind wichtig für die Kaltluftproduktion? Wo verlaufen wichtige Kaltluftleitbahnen, die es freizuhalten gilt?
Vielfältige Handlungsmöglichkeiten nutzen
Nun hat das BVU den Leitfaden "Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung" für die praktische Umsetzung erarbeitet. Dieser soll Gemeinden, Planende und Bauherrschaften darin unterstützen, bei Planungen und Bauprojekten, aber auch im Betrieb geeignete Massnahmen gegen die zunehmende Hitze umzusetzen und so ein angenehmes Siedlungsklima sicherzustellen. An der Erarbeitung des neuen Leitfadens waren die Pilotgemeinden Aarau, Baden, Buchs und Windisch beteiligt.
Mit jedem Bauprojekt kann ein Beitrag zur Hitzeminderung geleistet werden. Die wichtigsten Massnahmen sind dabei: alte Bäume erhalten und neue pflanzen, fliessendes Wasser im öffentlichen Raum integrieren und erlebbar machen, Grünflächen – auch Gebäudebegrünung – und unversiegelte Beläge fördern.
Die Massnahmen beziehen sich nicht nur auf den Freiraum. Auch Bauten können ihren Beitrag leisten. Die Stellung von Gebäuden ist beispielsweisend entscheidend für die Durchlüftung der Siedlung. Auch die verwendeten Baumaterialien beeinflussen das Siedlungsklima. Materialien mit einer geringen Wärmespeicherkapazität und einer hohen Abstrahlung sind zu bevorzugen.
Wird die hitzeangepasste Siedlungsentwicklung in der Planung frühzeitig berücksichtigt, lassen sich vielfältige Synergien schaffen. Beispielsweise kann die Freiraum- und Wohnqualität deutlich erhöht werden. Positive Effekte ergeben sich auch bei der Regenwasserbewirtschaftung, der Energieplanung, für das Orts- und Landschaftsbild sowie für Natur und Umwelt.
Kanton ist bei Klimaschutz und Klimaanpassung aktiv
Um der Herausforderung Klimawandel zu begegnen, hat der Kanton Aargau den Entwicklungsschwerpunkt Klima geschaffen und ist auf zwei Ebenen aktiv: Einerseits im Bereich Klimaschutz (Reduktion von Treibhausgasen), andererseits in der Klimaanpassung.
Dazu zählen Massnahmen, um besser mit den Folgen des Klimawandels umzugehen, zum Beispiel mit der zunehmenden Hitzebelastung in Siedlungen. Auch ist der Kanton im aktuellen Bundesprogramm "Anpassung an den Klimawandel" in sieben Projekten beteiligt – unter anderem mit dem Projekt "Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung in Agglomerationsgemeinden" der Abteilung Landschaft und Gewässer und der Abteilung Raumentwicklung, das den nun publizierten Leitfaden "Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung" für Gemeinden entwickelt hat.
Ein weiteres BVU-Projekt im Bundesprogramm – "Klimaoasen in den Gemeinden" – hat gestern ebenfalls einen Meilenstein erreicht: Landammann Stephan Attiger, Vorsteher des Departements BVU und Präsident der Hochrheinkommission, hat in Stein und Bad Säckingen gemeinsam mit den deutschen Behörden die ersten grenzüberschreitenden Klimaoasen eingeweiht.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»