Eindrücke einer militärischen Simulationsanlage
Von: Tobias Buri
Welche Herausforderungen stellen sich einer Infanteriekompanie im überbauten Gebiet? Eine Delegation der Sicherheitskommission des Kantons Aargau erfuhr es bei ihrem Besuch des Aargauer «Stumpenbataillons», dem Infanterie Bataillon 56, auf dem Waffenplatz Bure im Kanton Jura.
Die Aargauer Delegation hört den Ausführungen von Bataillonskommandant Michael Marty zu. (Fotos: zVg)
Plötzlich befanden sich die sieben Mitglieder des Grossen Rats des Kantons Aargau mitten im Gefecht. Nichts ahnend folgten die Politikerinnen und Politiker der Sicherheitskommission (SIK) sowie einige Verwaltungsangestellten den Ausführungen von Oberstleutnant im Generalstab Michael Marty, Kommandant des Infanterie Bataillons 56. Diese Einheit besuchte die Aargauer Delegation am Mittwoch in ihrem Wiederholungskurs (WK) auf dem Waffenplatz in Bure.
Da rollten plötzlich ein Radschützenpanzer und ein Geschütztes Mannschaftstransportfahrzeug an den Gästen vorbei. In der Ortskampfanlage Nalé, das ein fiktives Dorf in Echtgrösse darstellt, trainierte die Infanteriekompanie 2 gerade den Einsatz im überbauten Gebiet. Dieser Platz war vom Kompaniekommandanten als Standort für die Gefechtsfahrzeuge ausgesucht worden.
Dass die Mitglieder der SIK diese Übung verfolgten, liegt daran, dass das Aargau der «Göttikanton» des Bataillons ist. Siebzig Prozent der rund 800 Angehörigen stammen aus dem Rüebliland. Bei ihrem Besuch konnten sich die Gäste von der Technologie des Gefechtsausbildungszentrums West überzeugen. «Das ist eine der besten Simulationsanlagen weltweit», sagte Divisionär Hans-Peter Walser, Kommandant der Territorialdivision 2, zu welcher das Infanterie Bataillon 56 gehört.
Auf dieser Simulationsanlage wird in Echtzeit das Gefecht trainiert. Weil sämtliche Schusswaffen, Gebäude und Soldaten über ein System verbunden sind, können jede Bewegung und jeder Schuss zurückverfolgt werden. Das ermöglicht eine detaillierte Auswertung des Vorgehens der Truppen. Neben der Anlage im jurassischen Bure gibt es in der Schweiz nur noch ein zweites Gefechtsausbildungszentrum, das sich in Walenstadt befindet.
Davon gehört, was die Simulationsanlage alles kann, zeigten sich die Gäste beeindruckt. So sagte etwa Patrick Mösch, Leiter Zentrale Dienste der Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz des Kantons Aargau: «Ich bin überrascht, dass es hier so etwas Modernes gibt.» Die Komplexität sei enorm, bedenke man nur schon die grosse Datenmenge, die dieses System erzeugen würde, so Mösch.
«Grosses Verantwortungsbewusstsein»
Aufmerksam beobachteten die Sicherheitspolitikerinnen und -politiker, wie sich die Soldaten einem Haus annäherten und dieses schliesslich stürmten. «Die Herausforderung ist es, trotz unvollständigen Lagebildern den Überblick zu behalten – und zu führen», sagte Marty. Obwohl er sich mitten in der Übung befand, nahm sich der beübte Kompaniekommandant, Hauptmann Michael Meier, kurz Zeit, den Besucherinnen und Besuchern ein Bild der Lage zu geben. Das beeindruckte die Präsidentin der SIK, Maja Riniker: «Das Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten ist bemerkenswert.» Jeder wisse, was er zu tun habe. «Ich habe in den Gesprächen mit verschiedenen Soldaten viel positive Energie und Einsatzbereitschaft gespürt», sagte sie weiter.
Das Mittagessen nahmen die Mitglieder der SIK gemeinsam mit einigen Aargauer Bataillonsangehörigen ein – wobei es für die einen sogar ein Stückchen Aargauer Rüeblitorte gab. Damit wollte die Delegation auch ihre Verbundenheit zum Bataillon ausdrücken. Dieses trägt nämlich den Übernamen «Stumpenbataillon», was auf die Zigarrenindustrie im Kanton zurückgeht. Heute ist ein Stumpen auch Bestandteil des offiziellen Battaillonsabzeichens.
Auch Divisionär Walser hatte das Bataillon in seiner Ansprache gelobt. «Mit euch zu arbeiten, macht grosse Freude», sagte er zu Marty. Insbesondere das Kader leiste ausgezeichnete Arbeit. «Beim Infanterie Bataillon 56 sieht man, dass die Armee funktioniert», so Walser.
Während die Besucherdelegation am Nachmittag den Heimweg antrat, bleibt das Bataillon noch bis zum 20. September im WK. Im nächsten Jahr wird die Einheit dann in ihrem Heimatgefilde stationiert sein. Geplant ist eine grosse Übung gemeinsam mit zivilen Kräften. So wird es darum gehen, kritische Infrastruktur wie ein Kernkraftwerk oder wichtige Verkehrsknoten und -achsen zu schützen.
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