Bauernfamilien und Winzer, die sich für Agroforst entscheiden, machen sich die positiven Eigenschaften von Bäumen und Sträuchern zu Nutze, indem sie diese gezielt in ihre Kulturen integrieren. Vergangenen Freitag wurden am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg die fünf Gewinnerprojekte des "Förderpreises Agroforst Aargau" geehrt.
(v.l.) Matthias Müller LWAG, Preisträger: Rolf Treier, Pirmin Adler, Thomas Wüthrich, Hoss Hauksson, Thomas Keller mit Landstatthalter Markus Dieth und Agroforst Jury-Mitglied Simon Egger. (Bild: Foto Basler)
Der Begriff „Agroforst“ bezeichnet die Kombination von Bäumen oder mehrjährigen verholzenden Strukturen mit landwirtschaftlichen Unterkulturen auf derselben Fläche. Gerade in der Schweiz kennen wir diese Landnutzung im Doppelpack bereits seit Jahrhunderten – in Form der Waldweiden im Jura, Kastanienselven im Tessin oder den klassischen Hochstamm-Obstgärten, die vielerorts die Kulturlandschaft prägen. Bei Agroforstsystemen wird unterschieden zwischen der Unternutzung mit Wiesen und Weidehaltung oder mit Feldkulturen. Die Agroforstsysteme in Kombination mit Tierhaltung werden «sylvopastoral» genannt. Agroforstsysteme in Kombination mit Feldkulturen werden «sylvoarabel» genannt.
Eine Jury von sieben Fachleuten wählte aus zwölf eingegangenen Projekten die fünf Preisträgerinnen und Preisträger aus. Das Preisgeld beträgt je 10'000 Franken. Es besteht keine Rangfolge. Der Förderpreis Agroforst Aargau ist Bestandteil des kantonalen Entwicklungsschwerpunktes Klima. Damit unterstützt der Kanton innovative Klimaprojekte in allen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen mit einer Anschubfinanzierung.
Klima-Anpassung und Biodiversitätsleistungen Die fünf prämierten Projekte zeigen Wege auf, wie die landwirtschaftliche Produktion im Aargau an klimabedingte Extremwetterlagen angepasst werden kann. Regierungsrat und Landwirtschaftsdirektor Dr. Markus Dieth hielt im Rahmen der Prämierung vom 27. Januar 2023 fest, dass „die prämierten Projekte anschaulich zeigen, wie wir die landwirtschaftliche Produktion im Aargau an klimabedingte Extremwetterlagen anpassen können. Im Fokus stehen die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Ertragssicherung sowie die Tiergesundheit. Alle drei Aspekte werden durch die Integration von Gehölzen ins Produktionssystem positiv beeinflusst". Darüber hinaus bringen Agroforst-Systeme Mehrwerte für Biodiversität und Landschaft.“
Wozu ein Förderpreis? Der Förderpreis wird von den Departementen Finanzen und Ressourcen (Landwirtschaft Aargau) sowie Bau, Verkehr und Umwelt (Abteilung Landschaft und Gewässer) getragen. Das Ziel ist, bestehendes Agroforst-Know-how im Aargau zu stärken und neues Wissen dazuzugewinnen. Auf den prämierten Betrieben werden Kurse und Flurgänge stattfinden, damit weitere interessierte Landwirtinnen und Landwirte von den Erfahrungen profitieren können.
Umsetzung bis 2026 Die Umsetzung der prämierten Projekte erfolgt etappenweise bis 2026. Pirmin Adler, Oberrüti, und Hoss Hauksson, Rüfenach, haben im November 2022 bereits eine erste Pflanzung realisiert. Alle Betriebe werden durch die Agroforst-Spezialistin Mareike Jäger (www.silvocultura.ch) beraten.
Gewinnerinnen und Gewinner Förderpreis Agroforst Aargau
Pirmin Adler, Oberrüti, adlerzart.ch; "Weidehaltung mit Nutzhecken": Die Weiden für Rinder und Freiland-Poulet sind durch Streifen mit Gehölzen unterteilt, welche den Tieren Schatten, Nahrung und Beschäftigung bieten. Die Hecke besteht aus hochwertigen Futtergehölzen, an welchen sich die Rinder selbst bedienen können. Die Heckenbiomasse wird regelmässig geerntet und als Hackschnitzel in die Betriebskreisläufe integriert. Projekt in Umsetzung
Hoss Hauksson, Rüfenach, haukssonweine.ch; "Vielfalt im Rebberg mit Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Schafen": Die mit den Reben kombinierten Gehölze und Kräuter scheiden Wurzelstoffe aus, welche nützliche Bodenorganismen fördern. Die mikrobiellen Prozesse im Boden beeinflussen die Toleranz der Reben gegenüber Hitze, Trockenheit und Krankheiten. Die aromatischen Kräuter wirken sich positiv auf die Gesundheit und Fleischqualität der Schafe aus. Projekt in Umsetzung
Thomas Keller, Endingen, fruechtehof-keller.ch; "Ackerbau zwischen Baumreihen": Baumreihen auf den Ackerflächen schützen bei Starkniederschlägen vor Erosion und Nährstoffauswaschung. Auch Wind und Hitze werden reduziert, was den Boden vor Austrocknung bewahrt. Dadurch bleiben die Bodenlebewesen aktiv, wovon die Ackerkulturen profitieren. Projekt in Planung
Rolf Treier, Bözberg, wald-und-tier.ch; "Wertholz-Alleen, Mostobst und Biodiversität": Auf dem Betrieb entstehen Baumalleen, ein Hochstamm-Obstgarten sowie Strukturen zur Förderung der Biodiversität. Mit dem heranziehen hochwertiger Stämme zu Furnier- und Möbelholz entsteht ein Generationenprojekt, welches lang-fristig CO2 bindet und dem Betrieb zukünftig neue Einkommensquellen erschliesst. Projekt in Planung
Karin und Thomas Wüthrich, Elfingen, ziegenhof-elfingen.ch; "Ziegenweide mit Futterhecken und Bäumen": Die Ziegen dürfen sich an Teilen der Hecke bedienen. Die Inhaltsstoffe schützen vor Darmparasiten. Bei Hitzeperioden bleiben Luft- und Bodenfeuchtigkeit dank der Gehölze länger erhalten. So wächst auch im Hochsommer frisches Gras nach und die Tiere finden Abkühlung. Projekt in Planung
Entwicklungsschwerpunkt Klima Kanton Aargau
Der Förderpreis Agroforst ist eines von rund 90 Projekten, die im Rahmen des Aargauer Entwicklungsschwerpunktes Klima umgesetzt werden. Bis 2024 stellt der Kanton für die Anschubfinanzierung von Klimaprojekten 10 Millionen Franken bereit.
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