MG Concordia Wegenstetten erfolgreich unterwegs
Von: Hans Berger
Einen Tag, nachdem der 45. Präsident Amerikas, Donald Trump, mit First Lady Melania tanzend seinen Weg mit dem Song „My Way“ eingeschlagen hatte, präsentierte die Musikgesellschaft Concordia Wegenstetten unter selbigem Slogan ihr Jahreskonzert in der bis auf den letzten Platz besetzten Mehrzweckhalle.
MG Concordia Wegenstetten erfolgreich unterwegs
Der Vergleich zwischen dem tanzenden Donald Trump und dem dirigierenden Bence Tóth offenbarte eindeutig, dass Letzterer – zumindest musikalisch gesehen – die besseren Qualitäten zum US-Präsidenten hat und die Dorfmusik im Gegensatz zur Trump-Administration ein klares Programmkonzept vorweisen konnte. Allerdings - und das muss auch festgehalten werden - das Programm der Musikanten enthielt für das Wegenstetter Publikum wohl beinah so viele Überraschungen wie jenes von Trump für die Weltbevölkerung haben wird.
Eintracht
Wünschenswert wäre jedoch, dass Trump in den kommenden vier Jahren genausoviel Eintracht bewirkt, wie dies am vergangenen Samstag die MG Concordia (Eintracht) Wegenstetten tat. Ob ihm dies gelingt, werden dereinst jedoch erst die heute noch in den Windeln liegenden Historiker objektiv beurteilen können. Denn schliesslich galt auch „Robin Hood“ – dem das Orchester sein erstes Stück widmete - im 13. Jahrhundert noch als Geächteter und Gesetzesbrecher.
Mitten ins Herz
In der Montur des zwischenzeitlich zum Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit mutierten Freiheitshelden betrat Weidobmann Beat Hohler die alternierend stimmungsvoll beleuchtete Bühne und traf mit seiner Horninterpretation von „Gabriel’s Oboe“ mitten in die Herzen des begeisterten Publikums.
Nach diesem eindrücklichen Solo beabsichtigte wohl niemand im Saal, weder das Orchester noch den witzig und abwechslungsreich moderierenden Severin Gysin zu stoppen, was jedoch die Dorfmusik nicht davon abhiel, beinah so intensiv wie der legendäre Queen-Frontmann Freddie Mercury dem Plenum „Don't stop me now“ (Halt mich jetzt nicht auf) zuzurufen.
Optimismus
Mit einem Medley einiger der Hits von Udo Jürgens würdigte die Concordia einen weiteren grossen Musiker. Mit „17 Jahr, blondes Haar“ weckte sie Männerträume, versprühte mit „66 Jahren“ Optimismus, machte mit „Aber bitte mit Sahne“ auf das gesellschaftliche Problem der Fettleibigkeit aufmerksam, forderte mit „Griechischem Wein“ mehr Solidarität und mit dem von Bence Tóth gesungen „Ehrenwerten Haus“ mehr Toleranz. Wie der Entertainer kehrte auch der singende Dirigent im Bademantel auf die Bühne zurück, setzte sich ans Klavier und betörte das entfesselte Publikum mit dem Eurovisions-Hit „Merci Cherie“, ohne zu verraten, bei wem er sich nun eigentlich so heissblütig, melancholisch bedankte.
Jedenfalls muss die Empfängerin ihn sehr zuversichtlich gestimmt haben, ansonsten hätte das Orchester den ersten Teil des Jahreskonzertes wohl kaum mit dem schmissigen „Optimistenmarsch“ ausklingen lassen.
Mutation
Obwohl das Eröffnungsstück nach der Pause „Sons of the midnight sun“ nicht ganz der Wahrheit entsprach, weil sich zu den Söhnen der Mitternachtssonne auch die Töchter gesellten, war die melodiös wie rhythmisch anspruchsvolle Komposition von Timo Forsström das musikalische Highlight des Konzertes, zumal die Bläserinnen und Bläser sich auch noch zu guten Sängerinnen und Sänger mutierten.
Die Frage, ob sie „At the Mambo Inn“ auch tänzerisch so gut umsetzen könnten wie instrumental, wollten die Musikantinnen und Musikanten nicht so richtig beantworten. Die vom Moderator aus dem Publikum gefischten Männer erhielten indes von den drei Jurorinnen höchste Werte, nachdem sie zum „Jailhouse Rock“ einen aufs Parkett gelegt hatten.
Politisch?
Nicht eruierbar war auch, ob die Musikgesellschaft Concordia Wegenstetten mit dem, das Schulsystem der 1950er Jahre harsch kritisierenden Song „Another Brick in the Wall“ der britischen Rockband Pink Floyd dem begeisternden Publikum ein Ja oder ein Nein für die am 12. Februar zur Abstimmung kommenden Aargauer Bildungsinitiative empfehlen wollten.
Friedensstifter
Offensichtlich hatte die Musikkommission es nicht völlig ausgeschlossen, dass der Pink Floyd Song eine heftige, politische Debatte auslösen könnte, weshalb sie vermutlich den Fledermausmann „Batman“ als Friedensstifter anheuerte. Wohl weil er im Saal nichts zu tun hatte, sich aber beweisen wollte, ortete Batman im Dirigenten Bence Tóth einen „Gesetzesbrecher„.
Dies allerdings nicht ganz zu Unrecht, denn nach zwei - seitens des Auditoriums mit frenetischem Applaus geforderten - perfekten Zugaben, spielte der ausgebildete Posaunist, vermutlich zur Verhinderung einer vierten Zugabeforderung, Frank Sinatras „My Way“ augenzwinkernd und zum Gaudi des Publikums beinah so unqualifiziert, wie tags zuvor Donald Trump und First Lady Melania dazu tanzten.
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