Basler Herbstmesse bietet „scheeni Dääg“
Von: Hans Berger
Braucht es noch einen Beweis, dass sich Beharrlichkeit auszeichnet, liefert diesen die Basler Herbstmesse, welche heuer zum 547. Mal stattfindet und damit um einiges älter ist als die berühmtere, aus dem 18. Jahrhundert überlieferte Fasnacht. Allerdings ist die von Kaiser Friedrich III am 11. Juli 1471 auf dem Reichstag zu Regensburg saktionierte Basler Chilbi auf dem besten Weg dazu, denselben Status wie jenen der „drey scheenschte Dääg“ zu erlangen. Immerhin hat sie es bereits geschafft, die grösste und älteste Vergnügungsmesse der Schweiz zu sein.
Basler Herbstmesse bietet „scheeni Dääg und Nächt“
Die Basler Herbstmesse ist mehr als eine übliche Chilbi oder Kirmes. Mit ihrer mehr als 547-jährigen Tradition und dem besonderen Brauchtum gehört sie genauso zum lebendigen Kulturgut der Stadt wie die Fasnacht, das Theater und natürlich der erst 1893 gegründete FCB.
Chlöpfergluscht
Die Basler Kirmes strahlt weit in die Dreilandregion aus und lockt jeweils rund eine Million Menschen an. Der Charme dieses Volksfestes liegt sicher auch darin, dass sein Stellenwert in der Region ausserordentlich gross ist. Auch wenn vielen Erwachsenen die Bahnen schlichtweg zu wild sind, schmeckt ihnen der „Chlöpfer“ (Cervelat) nirgends so gut wie an der Basler Herbstmesse, weshalb sich ein Abstecher in das bunte Basler Treiben immer wieder lohnt.
Lukullische Freuden
Die Basler Herbstmesse findet auf sieben, mit dem Tram erreichbaren Plätzen in der Innenstadt und in einer Messehalle statt. Zum richtigen Messefeeling gehört indes, die individuell gestalteten Plätze auf Schusters Rappen anzuvisieren - das schafft Platz im Magen, um sich von den vielen lukullischen Köstlichkeiten verführen lassen zu können.
Wer allerdings einen Heisshunger hat, muss für dessen Stillung tief in die Tasche greifen. So hat zum Beispiel ein markanter Grillstand im Kasernenareal die Unverfrorenheit, für eine zusätzliche, fünf Millimeter dicke Scheibe Weissbrot fünfzig Rappen zu verlangen, obwohl eine Grillwurst mit Brot (5 mm) bereits rund acht Franken kostet.
Mitten in Las Vegas
Aber Schwamm drüber, an der Basler Herbstmesse sitzt das Geld eben ein bisschen lockerer in der Tasche wie zur „stinknormalen“ Zeit. Vom Barfüsserplatz bis zum Messeplatz und vom Petersplatz bis zum Münster vermögen rund fünfhundert atemberaubende Fahrgeschäfte und traditionelle Messebuden zu faszinieren. Die fetzige Musik, die schrillen, bunten Lichter, die vielen Menschen und die ausgelassene Stimmung suggerieren, mitten in Las Vegas zu sein.
Da jedoch die Stadtunkundigen weder via Trams noch Digitalanzeigen erfahren, wie sie ab Bahnhof SBB zum Messeplatz oder umgekehrt vom Messeplatz zum Bahnhof kommen, hat die Stadt am Rheinknie touristisch von der Spielmetropole noch einiges zu lernen.
Wer weiss als Auswärtiger denn schon, dass das mit „Kronenplatz Binningen“ beschriftete Tram auch am Bahnhof Station macht? Und da in der Schweiz wie gewiss ebenso in den benachbarten Regionen nur rund ein Viertel der englischen Sprache mächtig sind, ist es obendrein geradezu absurd, wenn die das Reiseproblem lösenden Personen mit „ask me“ (frag mich) gekennzeichnet sind.
Fazit
Nichtsdestotrotz, die Basler Herbstmesse ist auch in ihrer 547. Ausgabe ein Erlebnis, das einerseits die Schattenseiten des Lebens für einige Stunden vergessen lässt, andererseits Freude und Unbeschwertheit vermittelt und unzählige Stationen zum Auftanken bietet.
Öffnungszeiten bis 12. Nov.
- Barfüsserplatz: Sonntag bis Donnerstag, 12.00 bis 22.00 Uhr / Freitag und Samstag, 12.00 bis 23.00 Uhr
- Petersplatz: Montag bis Sonntag, 11.00 bis 20.00 Uhr
- Münsterplatz: Sonntag bis Donnerstag, 12.00 bis 22.00 Uhr / Freitag und Samstag, 12.00 bis 23.00 Uhr
- Kasernenareal: Sonntag bis Donnerstag, 12.00 bis 22.00 Uhr / Freitag und Samstag, 12.00 bis 23.00 Uhr
- Claraplatz: Sonntag bis Donnerstag, 11.00 bis 22.00 Uhr Freitag und Samstag, 11.00 bis 23.00 Uhr
- Messeplätze um Messe Basel: Sonntag bis Donnerstag, 11.00 bis 22.00 Uhr / Freitag und Samstag, 11.00 bis 23.00 Uhr
- Messehalle 3 am Riehenring: Sonntag bis Donnerstag, 12.00 bis 22.00 Uhr / Freitag und Samstag, 12.00 bis 23.00 Uhr
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