Muba pulsiert und animiert
Von: Hans Berger
Kaum hatte vergangenen Sonntag die 99. Muba, nachdem dies drei Tage zuvor Wirtschaftsminister Schneider-Ammann tat, ihre Tore geöffnet, pulsierte das Leben auf dem Messeplatz. Einzig Heinz Margots Alp war noch so verlassen wie vermutlich ihr Pendant in Bergeshöh'n. Logisch, da auch die Temperaturen in etwa identisch waren wurde die warme Halle bevorzugt.
Auch wenn die Muba nicht mehr das ist was sie mal war, mutierte sie sich zwischenzeitlich zum wohl grössten Warenhaus der Schweiz, in dem es zwar nicht alles zu kaufen gibt, jedoch vieles, was es anderswo zumindest nicht konzentriert hat. So zum Beispiel ein „Gehirntraining“, was nicht nur vielen Zeitgenossinnen und –genossen gut täte, sondern oft einem selber auch, aber eben, selber merkt man ja das gar nicht.
ÜberzeugungskünstlerInnen
Für gute Unterhaltung sorgen auch heuer wieder die GemüsegeräteanbieterInnen. Hei, können die palavern und, gepaart mit ihren Fingerfertigkeiten, die Zuhörerschaft mit Leichtigkeit davon überzeugen, dass auch sie im Nu das Gemüse so dekorativ servieren können, dass selbst Gemüseverachter dieses lustvoll verschlingen. Und da Mütterchen weiss, was ihren Pappenheimern gut tut, zückt es, in der stillen Hoffnung, dass sie dann zugreifen werden, das Portemonnaie.
Qual der Wahl
Glücklich ist, wer einen intakten Staubsauger hat. Wenn dem nicht so ist und sie oder er sich an der Muba nach einem Ersatz umsehen will, sollte statt einer Tages- besser eine Dauerkarte lösen. Die Auswahl jedenfalls ist so riesig, dass sich die Staubsaugerlaien erstmals so richtig in die Staubsaugertechniken hineinknien müssen, um nebst den äusserlichen auch die technischen Unterschiede erkennen zu können. Nicht anders ergeht es einem bei den übrigen Haushaltmaschinen.
Verführerisch
Diesbezüglich kann die Modeschau dann doch locker angegangen werden, zumal die Kleider nur gezeigt, aber - zur Freude des Partners - nicht verkauft werden. Während sie ihre ganze Aufmerksamkeit der Garderobe schenkt, hat er mehrheitlich die adretten Models im Visier, jedoch nur so lange, bis er merkt, dass sie ihr verführerisches Lächeln gar nicht ihm persönlich schenken, sondern nur Teil ihres Jobs ist. Dann ist es doch ratsamer, sich den Kleidern zu widmen, um alsdann die Begeisterung mit der Holden teilen zu können.
Filmdiva
„Der Strategiewechsel hat sich gelohnt“, denkt er, als ihm seine Angetraute mit strahlenden Augen verkündete: „jetzt gehen wir zu BB“. „Was, die ist auch da?“ fragte er erstaunt, „ja sicher“, meinte sie, so als ob dies das Selbstverständlichste der Welt wäre. Beim grosszügig konzipierten Stand vom Gastland Marokko konnte er sich dann gar nicht mehr richtig auf die Schätze der orientalischen Kultur konzentrieren, seine Gedanken drehten sich nur noch um die einstige Filmdiva Brigitte Bardot.
Seine Augen trübten sich und die Mundwinkel hingen nach unten, als sie dann endlich am Stand von BB angekommen waren. Keine Spur vom ehemaligen Sexsymbol, die BB entpuppte sich als die imaginäre Betty Bossi, mit der er doch überhaupt nichts am Hut hat. Die Holde jedoch war begeistert und schenkte den vielen Bettys und dem Drumherum ihre ganze Aufmerksamkeit.
Relaxen
Eindrücklich ist die Sonderschau „Stille Nacht“, welche keinen Bezug zum christlichen Fest nimmt, sondern thematisiert, dass ein Fünftel der Schweizer sich in der Nachtruhe gestört fühlt. Apropos Relaxen - Schlafzimmer, bequeme Polstergruppen, Sprudelbäder und Saunas gibt es in Hülle und Fülle. Nach spätestens zwei Stunden flanieren kann es zum Martyrium werden, diese nur anschauen zu dürfen. Ein kühles Bier oder ein guter Wein in der Degustationhalle setzt dann dem Leiden ein schnelles Ende.
Ja, die 99. Muba pulsiert und animiert, wäre schade wenn sie dies, wie allerorts hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird, anlässlich ihres 100. Geburtstages zum letzten Mal machen würde.
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