Mit Gott, für Kaiser und Reich
Von: Hans Berger
Am vergangenen Freitag wurde dem, das Ende des 2. Weltkriegs einläutenden D-Day, der Landung der Alliierten vor siebzig Jahren in der Normandie gedacht. Im Zentrum dieser Feierlichkeiten steht der Sieg über Hitler-Deutschland, der Krieg selber rückt dabei eher in den Hintergrund. Unerbittlich vor Augen führt ihn jedoch die Ausstellung zum 1. Weltkrieg „Mit Gott, für Kaiser und Reich“ im Haus Salmegg in unmittelbarer Nachbarschaft vom deutschen Zoll an der alten Rheinbrücke in Rheinfelden Baden.
„Mit Gott, für Kaiser und Reich“
Allein der Titel „Mit Gott, für Kaiser und Reich“ erschreckt, lässt das Blut stocken und macht deutlich, wie das Volk manipuliert werden kann. Wer nun glaubt, dass das früher so war, unterliegt einem Irrtum. Klar, mit einem gleichlautenden Aufruf kann heute niemand mehr hinterm Ofen hervorgelockt werden, aber das Volk lässt sich auch heute noch mit jedwelchen Parolen verführen.
„Blankoscheck“
Zwar belasteten machtpolitische Rivalitäten und intensives Wettrüsten der europäischen Grossmächte (Frankreich, Grossbritannien, Russland, Österreich-Ungarn, Deutsches Reich) seit Beginn des 20. Jahrhunderts die internationalen Beziehungen.
Auch waren hohe deutsche Militärs seit Ende 1912 von der Unabwendbarkeit eines gesamteuropäischen Krieges überzeugt, einen wirklichen Grund für einen Krieg aber hatte der deutsche Kaiser Wilhelm II (1859-1941) nicht. Denn mit dem, den Weltkrieg auslösenden Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 gegen den österreichischen Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand hatte das deutsche Volk ja nichts zu tun. Hineingezogen wurde es nur, weil der deutsche Kaiser seinem österreichischen „Amtskollegen“ Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) die Unterstützung im Krieg gegen Serbien vorbehaltlos zusicherte.
Reue
Des deutschen Kaisers Reue „ich habe es nicht gewollt“ am Grab eines Soldaten kam für die 17'215'243 Todesopfer und 21'373'292 Verwundeten zu spät. Dass auch die ehemalige Aussenministerin und First Lady der USA, Hillary Clinton in ihrer Autobiografie „Hard Choices“ (Entscheidungen) bezüglich des Irak-Kriegs ein ähnliches Eingeständnis macht, zeigt, wie wenig die Politik dazugelernt hat. Der Vergleicht zeigt auch, die aktuelle Ausstellung im Haus Salmegg „Mit Gott, für Kaiser und Reich“, geht uns alle an.
Heldentod
Die Ausstellung beschäftigt sich weniger mit dem „grossen“ Krieg an den Fronten, sondern wird auf die darin involvierten Menschen, auf die Region heruntergebrochen. Gegenstände des täglichen Lebens führen die Besucher in die Anfänge des 20. Jahrhunderts, zu Menschen, denen die Landesgrenze hier am Oberrhein erst mit dem Ausbruch des Krieges so richtig bewusst wurde.
Beeindruckend die „Galerie“ mit Kriegsteilnehmern aus Karsau. Sie macht bewusst, dass die Kriegsmaschinerie aus Menschen besteht, die von der Politik aufs Übelste missbraucht wurde. Der „Heldentod für das Vaterland“ wurde gepredigt und mit Verdienstorden geködert. Vergleiche mit dem „Dschihad“, dem „Heiligen Krieg“ der islamischen Fundamentalisten tun sich auf, auch diese Krieger sterben für nichts und wieder nichts den vermeintlichen Heldentod.
Krieg bleibt Krieg
Was an Gegenständen gezeigt wird ist wenig spektakulär, in Verbindung mit den Informationen ist die Ausstellung „Mit Gott, für Kaiser und Reich“ jedoch äusserst spannend, lehrreich und macht bewusst, dass die Menschen in den aktuellen, aber „weit“ entfernten Kriegen nicht weniger leiden wie jene in den beiden Weltkriegen. Krieg bleibt eben Krieg.
„Krieg beginnt in den Köpfen der Menschen“, heisst es in der Charta der UNESCO. Will heissen: Die bewusste Entscheidung, zu den Waffen zu greifen und Waffen einzusetzen, wird nur von Wenigen, einer Regierung oder einem Herrscher getroffen. Viele Kriege gehen erst zu Ende, wenn die Kriegsparteien kein Geld für die Nachrüstung oder - ganz schlimm - keine Soldaten mehr haben.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»