Wechsel in der Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz
Von: mm/f24.ch
Die Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz (EKNZ) hat ihren bisherigen Präsidenten Prof. André P. Perruchoud sowie Vizepräsident Prof. Dr. Gregor Schubiger verabschiedet. Im Auftrag von elf Kantonen hatten sie in den vergangenen Jahren das Gremium erfolgreich aufgebaut.
Verabschiedung von EKNZ Präsident André P. Perruchoud und Vize- Präsident Gregor Schubiger (Foto: zVg)
INFO
Medizinischer Fortschritt erfordert ständige Vermehrung des Wissens über Lebensvorgänge. Diese Erkenntnisse werden zuerst an Zellen, Organen und Versuchstieren erworben. Dann aber stellt sich zwangsläufig die Frage, wie sie auf den Menschen übertragen werden können. Forschungsuntersuchungen am Menschen sind damit unverzichtbar.
Forschung am Menschen erzeugt immer kontroverse Spannungsfelder über mögliche, wünschbare und ethisch zu rechtfertigende Entwicklungen der medizinischen Wissenschaft. Ethisch vertretbar und in der schweizerischen Rechtsordnung anerkannt ist medizinische Forschung am Menschen nur, wenn die Unantastbarkeit der menschlichen Würde aller beteiligten Personen gewährleistet ist.
Es ist Aufgabe der Ethikkommissionen, die einzelnen Forschungsprojekte auf ihre Vereinbarkeit mit den gültigen nationalen und internationalen Richtlinien für Forschungsuntersuchungen am Menschen zu beurteilen und die Durchführung ethisch nicht vertretbarer Vorhaben zu verhindern. Im Vordergrund stehen der Schutz und das Recht der StudienteilnehmerInnen.
Seit Anfang Jahr wird die Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz EKNZ neu von Prof. Dr. med Christoph Beglinger geleitet, ehem. Chefarzt Gastroenterologie Universitätsspital Basel und Dekan der medizinischen Fakultät. Zuletzt war er bis Ende 2017 Leiter der Forschung im St. Claraspital Basel. Vizepräsidenten der Kommission sind Dr. pharm. Marco Schärer, Kantonsapotheker Solothurn (bisher) und neu Dr. rer. biol. hum. Angela Frotzler, Leiterin klinische Studien Schweizerisches Paraplegiker Zentrum Nottwil. Mit dieser Führung geht die Ethikkommission EKNZ in eine neue Phase.
Riesiger Erfahrungsschatz
An der Gesamtsitzung der EKNZ vom 19. April ist der bisherige Präsident Prof. Dr. med. André P. Perruchoud in einem feierlichen Rahmen verabschiedet worden. Perruchoud war zuvor Präsident der Ethikkommission beider Basel und leitete 2014 bis Ende 2017 als Präsident die Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz.
«Die EKNZ konnte von seinem riesigen Erfahrungsschatz als Forscher, Chefarzt, Dekan und Verwaltungsrat eines Spitals profitieren», bilanziert Dr. med. Christian Lanz, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums der Ethikkommission. Die EKNZ sei eine Erfolgsgeschichte. Perruchoud sei es vorbildlich gelungen, mit politischem Geschick drei Kommissionen, die insgesamt elf Kantone vertraten, zu einer Einheit zusammenzuführen. Sehr professionell und qualitativ hochstehend würden heute die Forschungsgesuche beurteilt, so Lanz.
«Patienteninformation müsste verbessert werden»
Prof. Perruchoud zieht ebenfalls eine positive Bilanz. Seit dem Start der EKNZ konnten die Fristen für die Bearbeitung der Dossiers deutlich reduziert werden. Positiv sei die Zusammenarbeit mit den Forschern.
«Durch den Dialog mit den Forschern können Probleme gelöst und Lösungen gefunden werden, welche den Studienteilnehmern zu Gute kommen», sagt Perruchoud. Der abgetretene Präsident sieht aber weiteres Verbesserungspotential. So müsste die Patienteninformation über die medizinischen Vorgänge verständlicher werden. Prof. Perruchoud wünscht sich zudem, dass die Forschungsprojekte nach der Freischaltung durch die EKNZ weiter durch die Studienphase begleitet werden.
Schutz der Patienten steht an oberster Stelle
Verabschiedet hat die EKNZ auch den bisherigen Vizepräsidenten Prof. Dr. med. Gregor Schubiger, zuvor langjähriger Präsident der Ethikkommission Luzern. Auch er zieht eine positive Bilanz über die interkantonale Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit zwischen Ethikkommission und der Forschung sei positiv, die Gesuche könnten speditiv beurteilt werden, sagt Prof. Gregor Schubiger.
«Bei der Beurteilung der Forschungsprojekte ist die Abwägung von Risiko und Nutzen für die Teilnehmenden zentral. Beide Aspekte sind oft nur abschätzbar. An oberster Stelle steht immer der Schutz der Patientinnen und Patienten, die an den Studien teilnehmen.»
Die EKNZ
Die Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz EKNZ ist 2014 aus einer Fusion der Ethikkommissionen Nordwestschweiz (BL, BS), Aargau/Solothurn und Luzern (LU, ZG, SZ, OW, NW, UR) entstanden, dies mit Inkrafttreten des Humanforschungsgesetztes.
Im Auftrag der Kantone Aargau, Baselland, Baselstadt, Jura (seit 2015), Luzern, Obwalden, Solothurn, Schwyz, Nidwalden, Uri und Zug beurteilt die EKNZ Forschungsprojekte am Menschen und beurteilt diese auf ethische, rechtliche und wissenschaftliche Standards.
Jährlich gehen bei der EKNZ rund 550 Gesuche mit Forschungsprojekten am Mensch ein. Die EKNZ beurteilt die Gesuche, ein Aufsichtsgremium mit Vertretern aller beteiligten Kantone überwacht die gesetzlichen Vorgaben des Humanforschungsgesetzes.
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