Rückenwind für kreative Jungunternehmende
Von: mm/f24.ch
Im neuen Unternehmenswettbewerb für Kreativschaffende Swiss Cultural Challenge der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW sind erstmals die Preise vergeben worden. Drei Geschäftsideen werden mit je 10ʼ000 Franken gefördert. Am 16. März wurden die Awards in der ersten Durchführung des Wettbewerbs Swiss Cultural Challenge vergeben. Dies in feierlichem Rahmen an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel. Das Rennen machten Sabina Brägger, Frank Imhof und Eveline Wüthrich. Die Jury bewertete ihre Projekte als gesellschaftlich relevant und in der Synthese von Ästhetik und Ökonomie überzeugend.
Jurymitglied Achim Heine und Sabina Braegger. (Foto: Nici Jost)
Sabina Brägger, Bern: BISON – premium wool swissmade
«Als ökologisch bewusste Designerin suche, finde und erforsche ich ungenutzte Materialquellen und öffne sie für das Produktdesign. Die entstandenen Werkstoffe vereinen die Prädikate hochwertig, exklusiv und langlebig.
Amerikanische Bisons werden seit einigen Jahren in der Schweiz und Europa für die Fleischproduktion gezüchtet. Das Fell der Tiere findet jedoch keine Verwendung. Bisonwolle ist eine der leichtesten Wollarten, mit hervorragenden Werten bezüglich Isolation, und ist gleichzeitig flammhemmend. Die wohl bemerkenswerteste Eigenschaft ist ihre Feinheit, denn sie befindet sich auf Augenhöhe mit der vielgeschätzten Kaschmirwolle.
Mein Ziel ist es, dieses einzigartige Material auf dem Markt zu etablieren. Dazu verarbeite ich die Wolle verschiedener Bisonzuchten aus Europa. Die Garn- und Filzherstellung wird vollumfänglich in der Schweiz stattfinden, wobei höchste Anforderungen an die Ökologie gestellt werden. Es entsteht: BISON – premium wool swissmade.
Die Swiss Cultural Challenge hat mir extrem viel gebracht, vor allem durch die Mentorengespäche. Dadurch weiss ich, wohin ich will und wie ich das – auch ökonomisch – umsetzten kann. Das Preisgeld werde ich für die erste Testphase einsetzen, um überhaupt starten zu können.»
Frank Imhof, Liestal: TaTeTec
«Mit TaTeTec habe ich ein neuartiges Systems entwickelt, mit dem Musikschaffende Rhythmen erlernen und präzisieren können. Es verbindet auf innovative Weise Metronom, Notenbild und Lehrperson. TaTeTec besteht aus zwei Teilen: einer Applikation für iOS oder Android, in welche die zu übenden Rhythmen über Texteingabe einfach und schnell notiert und anschliessend abgespielt werden können, sowie einem Sensor, über den man die gehörten Rhythmen durch das Schlagen der Hand eingibt. Das Besondere und Innovative an TaTeTec ist, dass die Nutzenden durch die Kopplung der beiden Komponenten Feedback zu ihrem Lernfortschritt erhalten. TaTeTec eignet sich für alle Personen, die mit Rhythmen zu tun haben: Perkussionisten, Musiklehrerinnen, Schüler und Hobbymusikerinnen.
Das Preisgeld von 10ʼ000 Franken werde ich für die Entwicklung der Applikation für iOS und Android investieren. Der Wettbewerb hat mich mit Wissen bereichert, von dem ich als Musiker noch keine Ahnung hatte – von der Konzeptentwicklung, Preisbildung, Markenentwicklung bis zum Vertrieb. Durch die Swiss Cultural Challenge konnte ich meine Projektidee konkretisieren.»
Eveline Wüthrich, Basel: I Never Read, Art Book Fair Basel
«Mit der I Never Read, Art Book Fair Basel haben wir – der Künstler Johannes Willi, der Architekt Thomas Keller und ich – eine Kunst- und Künstlerbuchmesse geschaffen, die sich in den letzten fünf Jahren zu einer beliebten Parallelveranstaltung der Art Basel etabliert hat.
I Never Read, Art Book Fair Basel bietet mit rund 120 Ausstellern eine spezifische Bereicherung für die Kunstwoche in Basel. Zu den Ausstellenden gehören Verleger, Künstlerinnen, Gestalter und Autorinnen aus der Region, der Schweiz und dem Ausland. Ihr Angebot spricht ein besonders junges begeisterungsfähiges Publikum genauso an wie anspruchsvolle ältere Gäste und nationale wie internationale Kunstprofessionelle.
Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, auf der demokratisch und zugänglich Kunst präsentiert und diskutiert wird – in Form von Büchern, Buchkunst, einfach produzierten Fanzines und Magazinen, Publikationen über Künstler und Publikationen von Künstlern, Architektinnen und Designschaffenden. Begleitend steht den Ausstellenden eine Radiostation zur Verfügung, über die theoretische und künstlerische Beiträge gesendet werden können.
Die Teilnahme an der Swiss Cultural Challenge hat mich vor allem durch die Gespräche mit den Mentorinnen bereichert. Das Preisgeld setze ich ein, um eine Serie von Kunstbuchausstellungen ‹reading rooms› in Kunsträumen in Südamerika zu realisieren. Diese Serie ist schon in Planung und jetzt kann ich sie als ‹I never read, on holiday› umsetzen.»
Sonderpreis
Kathrin Blikisdorf wurde ein Sonderpreis zugesprochen für ihren 3-D-gestrickten Schuh aus nachhaltigen Rohstoffen und in europäischer Produktion. Die Auszeichnung erlaubt ihr, am Netzwerkanlass der Swiss Cultural Challenge in der Schweizerischen Botschaft in Kopenhagen ihr Projekt vor einem Fachpublikum zu präsentieren.
Kerngedanke des neuen Förderprogramms
Die Swiss Cultural Challenge wurde von der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW im Sommer 2016 als Wettbewerb und Förderplattform für Kreativschaffende lanciert. In der ersten Durchführung haben vierzehn Nachwuchsgestalterinnen und -künstler, die gleichzeitig Jungunternehmende sind, mit neun Projekten teilgenommen.
Swiss Cultural Challenge umfasst neben dem Wettbewerb auch ein Begleitprogramm mit Coachings durch hochkarätige Mentorinnen und Mentoren, Workshops zur Vertiefung des Fachwissens sowie Netzwerkanlässen zum Knüpfen und Pflegen von Kontakten. Ein halbes Jahr lang haben die Kandidatinnen und Kandidaten in diesem Programm sowohl ihre künstlerischen als auch ihre unternehmerischen Ideen weiterentwickelt.
Nach einer öffentlichen Präsentation aller Arbeiten wurden drei Jungunternehmende nun mit je 10ʼ000 Franken ausgezeichnet. Das Preisgeld wurde von der Christoph Merian Stiftung gesponsert. Dazu sagt Nathalie Unternährer, Leiterin Kultur der Christoph Merian Stiftung:
«Der Preis ist ein weiterer Schritt zur Stärkung und Unterstützung der Kreativwirtschaft. Er fördert in höchstem Masse die interdisziplinäre Zusammenarbeit, regt zu pionierhaften Projekten an und ermöglicht in einem begleiteten Umfeld das Erproben von praxisbezogenem und marktrelevantem Arbeiten.»
Kirsten M. Langkilde, Direktorin der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, über die Bedeutung des Wettbewerbs: «Unternehmerisch tätig sein bedarf Engagement, Risikobereitschaft und Erfindungsgeist. In Design, Kunst und Medien/Musik legen wir Wert auf den Sinn von Erfindungen und möchten die Qualität von unternehmerischen Aktivitäten stärken. Der Wettbewerb lädt dazu ein, die eigene ästhetische Praxis mit ökonomischen Aspekten zu verbinden. Ich bin überzeugt, dass ein solcher Ansatz, wie wir ihn mit der Swiss Cultural Challenge verfolgen, zukunftsfähige Neuerungen generieren kann – nicht unerheblich für den Wirtschafts- und Kreativstandort Schweiz.»
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»