Basler Fasnacht 2014 - einmalig scheen
Von: Hans Berger
Bunt, schrill, schräg und spendabel präsentierten sich die 466 Gruppierungen, welche am Montagnachmittag, am ersten der drei „scheenschte Däg“ im Leben eines echten Baslers, den Cortège in bester Fasnachtslaune abliefen. Ob das diesjährige Sujets „Gäll, blyb suuber!“ die am Strassenrand vom Fasnachtsvirus angesteckten Zivilisten auch umsetzen werden ist ungewiss, sicher aber wurde es von Petrus beherzigt und belohnte die Basler für ihre Empfehlung am ersten der drei „scheenschte Däg“ mit „scheenschtem“ Wetter und wenn er nun auch noch seine Beziehungen spielen lässt, so ist nicht auszuschliessen, dass die Basler Fasnacht demnächst in die Liste der immateriellen Kulturgüter der UNESCO eingetragen wird.
Was für Ein Affront!!! Zürcher Farben, Zürcher Fahnen, Zürcher Leu und dann erst noch der Zürcher Böög an der Basler Fasnacht!!!
„Die Basler Fasnacht hat tatsächlich beste Aussichten, von der UNESCO als Weltkulturerbe registriert zu werden. Einerseits enthält die Weltliste schon heute vierzehn Fasnachtsbräuche aus neun Ländern, denen die Basler Fasnacht absolut ebenbürtig ist. Anderseits zeichnet sich unsere Fasnacht aus und unterscheidet sich von anderen Fasnachtsbräuchen markant durch die hohe Kunst der Kritik und Persiflage, die vielfältige Pflege der darstellenden, musikalischen und sprachlichen Kunst sowie den grossen Wert der Verbindung sozialer Schichten“, gibt sich das Fasnachts-Comité überzeugt.
Resistent
Aber egal, ob Kulturerbe, Regen, Schnee oder Sonnenschein, ob kalt oder warm, der echte Basler Fasnachtsfan ist grundsätzlich kultur- und wetterresistent. Nichts desto trotz weiss er dann solch trockene, prächtige Wetterverhältnisse wie am Cortège vom Montagnachmittag ausserordentlich zu schätzen und ist gar noch davon überzeugt, der Petrus müsse ein Basler sein, obwohl er genau weiss, dass es dieser nie bis nach Basel schaffte. Überglücklich zeigten sich natürlich auch die rund 12'000 in Gruppen wie auch jene 6'000 Familien- und Einzelgrüppchen am Cortège mitmarschierenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Die Plakette
Die von Pascal Kottmann kreierte Plakette steht unter dem Motto „Gäll, blyb suuber“. Nicht nur im wörtlichen Sinn, sondern auch im übertragenen Sinn soll Basel sauber bleiben. Es geht um moralische Ansprüche und Vorbildfunktionen.
Pascal Kottmann, der übrigens bereits zum vierten Mal den Plakettenwettbewerb gewann, hat die Figur des Waggis gewählt, der intrigiert, kritisiert und auf die Sauberkeit aufmerksam macht. Im Zentrum steht für einmal der Wägeler und Waggis. Er äussert sich als eine der wenigen Fasnachtsfiguren lautstark zum Geschehen. In der Hand hält er eine Orange und zeigt zum Publikum „gäll, blyb suuber“.
Die Sujets
Die Basler Fasnacht 2014 mit ihren rund 150 Sujets scheint überhaupt etwas bissiger und kritischer zu sein wie auch schon. Die Mehrheit der Sujets thematisieren lokale und nationale Geschehnisse des vergangenen Jahres. Ein Renner sind die vielen Basler Baustellen und die daraus resultierenden Verbote. Ebenfalls werden häufig Spionage, Abhören und Datensammeln ausgespielt.
Auch über Nahrung machen sich Cliquen Gedanken: eine über die Fleischproduktion, eine andere über die Fischzucht auf dem Dach. Thematisiert wird auch die Kriminalität und Sicherheit, das Bienensterben oder die Kleiderproduktion in Drittweltländern. Wie bereits im letzten Jahr sind jedoch internationale Sujets weniger anzutreffen.
Alle Themen hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, weitere können aber der Fotogalerie entnommen werden. Rund 300 Cliquen erklären auf ihren in Versform und mit spitzer Feder geschriebenen „Zeedeln“ ihr gewähltes Sujet in einem waschechten Baseldytsch. Wer dieser Sprache nicht mächtig ist, muss sich langsam hineinlesen, um die Aussagen verstehen zu können.
Fazit
Ja, man liebt sie oder liebt sie nicht, die Basler Fasnacht. All diejenigen aber, welche ihr positiv gesinnt sind kamen am Montag, angefangen am „Morgestraich“ bis zum Abstieg in die gemütlichen Cliquenkeller auf ihre Rechnung.
Fantastisch die Atmosphäre, wenn es von überall her trommelt, pfeift und schränzt und sich die Cliquen ihren Weg durch die Massen bahnen. Ein geordnetes Chaos wie in einem Hexenkessel, ohrenbetäubend, aber einfach herrlich - so kann eben nur die Basler Fasnacht sein, einmalig scheen!!!
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»