Die Basler Fasnacht wie sie leibt und lebt
Von: Hans Berger
Der Himmel über Basel war grau, das Wetter folgedessen mies - trotzdem zogen vergangen Montag am Basler Cortege - wie dies zweifellos auch heute der Fall sein wird - sowohl Akteure wie Zuschauer am selben Strick und boten mit eisernem Willen unverdrossen, frohgemut, den meteorologischen Verhältnissen die Stirn. Der Kreativität der Cliquen waren wiederum keine Grenzen gesetzt. Daher ist die Spekulation nicht abwegig anzunehmen, Kompetenzen hin oder her, dass wenn das zwischenstaatliche Komitee für die Bewahrung des immateriellen Kulturerbes der UNO vor Ort gewesen wäre, es der Basler Fasnacht den beantragten „Orden“ ohne Wimpernzucken sofort erteilt hätte.
Die Basler Fasnacht wie sie leibt und lebt
Einmal mehr trennte das Wetter die Spreu vom Weizen. Die Mehrheit der wetterresistenten Zivilisten harrte weniger um des Spektakels Willen als vielmehr aufgrund des aussergewöhnlichen Feelings der Basler Fasnacht klitschnass am Strassenrand. Dazu gehören sowohl Spass, das Betteln um Almosen bei den verwegenen Waggis, die antörnende Musik der Guggen, der jazzige, mystische Sound der Trommler und Pfeiffer und vor allem die humorvollen, aber doch meist ernsthaft gemeinten Sujets der Cliquen.
Düstere Sujets aus der ganzen Welt
Die Basler Fasnacht, fernab von Tollerei, aber gespickt mit Jux, Sarkasmus und Ernsthaftigkeit lässt eben nicht gänzlich vergessen, was die Welt uns gegenwärtig alles beschert.
Wie schon 2016 ist auch die Fasnacht 2017 politisch, gesellschaftskritisch und ernsthaft. Von den 482 Einheiten spielen schätzungsweise neunzig Prozent ein Sujet aus. Aufgrund der auch in diesem Jahr sehr vielseitigen Auswahl ist sowohl eine kritische und nachdenkliche, aber auch witzige und kreative Umsetzung der vielen Sujets zu konstatieren. Die Weltpolitik, respektive die Sorge um den Zustand der Welt beschäftigt sehr viele Cliquen, Guggen, Wagen und Chaisen.
Themen wie «Mr hän Angscht – du au?» / «Tyranne und Digdadoore – au du bisch verloore» / «Mensch was machsch?» / «E raabeschwarze Daag» / «Affetheater» / «Kopf hoch» / «Uff dr Suechi no dr Wooret» / «US-Präsident Trump» / «Brexit» und natürlich «China» mit Thesen wie «Mir wärde überrollt» oder gar «D Kyynese kaufe – wirsch es gsee – no d Fasnacht mit em Comité», spielen dieses Unbehagen, verbunden mit grosser Verunsicherung, aus.
Dazu kommen gesellschaftliche Knacknüsse wie: «Numme no Wuet und motze, es isch efang zem Kotze» / «Egolution vom Mensch» / «Grossi Schnuure - nyt derhinder». Selbstverständlich werden auch zahlreiche lokale Ungereimtheiten sowie Sport, Kulinarik, Pokémon und Jubiläen auf die Schippe genommen.
Ja, die Basler Fasnacht ist eben mehr wie einfach nur ein Heirassa-Festival. Sie zeigt auf, wo dem Volk der Schuh drückt.
Des einen Freud…
Klar, die Basler hätten gegen besseres Wetter und mehr Publikum nichts einzuwenden gehabt, denn schliesslich hat die Fasnacht auch einen nicht unbedeutenden wirtschaftlichen Aspekt.
Profitiert vom Sachverhalt haben aber zweifelsfrei die Zuschauer, welche ohne von allen Seiten angerempelt zu werden das fasnächtliche Fluidum geniessen konnten und zwischendurch in den Beizen oder Cliquenkellern sofort einen Platz zum Trocknen und Aufwärmen fanden.
Und wer unter ihnen einen guten Draht zu Petrus hatte, der sprach seinen fasnächtlichen Fahrplan mit ihm ab, so dass er am ersten der drei „scheenschte Dääg“ nur wenig von dessen Freudentränen abbekam.
Fazit
Ja, man liebt sie oder liebt sie nicht, die Basler Fasnacht. All diejenigen aber, welche ihr positiv gesinnt sind, kamen am Montag, angefangen beim „Morgestraich“ bis zum Abstieg in die gemütlichen Cliquenkeller auf ihre Rechnung.
Fantastisch die Atmosphäre, wenn es von überall her trommelt, pfeift und schränzt und sich die Cliquen ihren Weg durch die Massen bahnen. Ein geordnetes Chaos wie in einem Hexenkessel, ohrenbetäubend, aber einfach herrlich - so kann eben nur die Basler Fasnacht sein, einmalig scheen!!!
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