Theaterverein Stein setzt kriminelle Energien frei
Von: Hans Berger
Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Aber manchmal bleibt einem das Lachen dann doch im Halse stecken, so auch in der neusten Produktion „Stöck - Wyys - Cash“ vom Theaterverein Stein, welcher mit der Krimikomödie von R. E. Britting, in der Dialektbearbeitung von Eva Belart und unter der bewährten Regie von Esther Ammann, dem Publikum im besten britischen Boulevardstil, gepaart mit viel Tempo und Witz einen vergnüglichen Theaterabend bereitet.
Theaterverein Stein setzt kriminelle Energien frei
Stöck und Wyys sind beim Jassen zwar noch keine Garanten, um Bares zu kassieren, jedoch eine gute Voraussetzung dafür. Wer dann zusätzlich die Cleverness der vier Jassfreundinnen Marlis Fuchs (Susi Schmidli), Resi Nietlisbach (Vreni Stäuble), Cecile Weyermann (Katrin Gisler) und Hanni Trüeb (Corinne Binkert) besitzt, ist offensichtlich nicht nur jasstechnisch auf der Sonnenseite des Lebens...
Kriminelle Energien
Wenn sich die vier gut situierten Frauen wöchentlich im Hause des Privatbankiers Anton Fuchs treffen, wird nebst gejasst auch ausgiebig getratscht. Die wie Sherlock Holmes Pfeife rauchende Krimispezialistin Hanni Trüeb (Corinne Binkert) versteht es, den Tratsch ausgiebig zu würzen. Was wiederum den Fantasien des Frauenpowerquartetts zusätzliche Flügel verleiht und kriminelle Energien freisetzt, welche durch eine gegenwärtige Serie von Banküberfällen in der Stadt noch besonders geschürt werden.
Trittbrettfahrer
Diesbezüglich kann den Zuschauern und insbesondere Bankangestellten dann doch einmal für einen kurzen Moment das Lachen im Halse stecken bleiben. Denn das Jass-Quartett plant, quasi als Trittbrettfahrer, einen Banküberfall und hat dafür gemeinerweise auch noch die Bank Fuchs, Fuchs + Fuchs von Anton Fuchs (Erwin Kehlin), seines Zeichens Ehemann von Jasskollegin Marlis Fuchs (Susi Schmidli) im Visier.
Kaum jemand unter den Zuschauern würde dieses Vorhaben im richtigen Leben wohl unterstützen, durch die pointierte, überspitzte Spielweise bleibt aber kaum ein Auge trocken.
Fritzli und Vreneli
Humor wird eben immer auf dem Buckel anderer ausgetragen, mal ist es der Fritzli, mal das Vreneli, mal die Zürcher, mal die Basler, im Fall vom Theaterverein Stein ist es der Buckel der Finanzwelt, sprich jener der Banker. Weil es unmöglich ist, witzig zu sein ohne ein bisschen Bosheit, sollte diese Berufsgruppe die Erkenntnis von Hermann Hesse „Aller Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt“, berücksichtigen, zumal auch Friedrich Nietzsche meinte: „Lachen bedeutet schadenfroh sein, aber mit gutem Gewissen!“
Die Bauchmuskeln zu strapazieren vermag der für viel Verwirrung sorgende, dusselige Hauptkassierer Christian Kündig (Peter Schlienger), der wiederum ein Techtelmechtel mit Fabienne Fuchs (Chiara Stäuble), der attraktiven Tochter seines Chefs hat.
Denkzettel
Ja - zu lachen gibt’s viel in der Krimikomödie „Stöck - Wyys - Cash“. Wenn zum Beispiel die vier taffen Frauen, von denen jede taffer sein will, den Überfall mit viel Eifer planen oder der doch etwas arg überspannte Banker (Erwin Kehlin) so von seinem, zwar billigen, aber absolut unfehlbaren Sicherheitskonzept schwärmt, dass das Publikum auch ohne Detailkenntnis bald einmal merkt, dass dieses kaum Fleisch am Knochen haben kann.
Nicht die Raffgier, sondern die Selbstüberschätzung des Bankers mit der Realität zu konfrontieren, ist dann nebst der Abenteuerlust auch die eigentliche Triebfeder, weshalb die Jassfrauen die abwegige Idee eines Banküberfalls aushecken. Nach dem Verpassen des Denkzettels wollen die ehrbaren Frauen das Geld der Bank natürlich wieder zurückerstatten. Dies mag dann vielleicht auch der Grund sein, weshalb die Banker, Kriminalisten und Juristen im Saal die Sache laufen lassen.
Heikel an der „Mission“ indes ist, dass die Mutter von Kriminalkommissar Benno Nietlisbach (Markus Hofmann) ein Mitglied der Viererbande ist, der auch die ehemalige Gerichtssekretärin Cecile Weyermann (Katrin Gisler) angehört, deren Rechtsempfinden während ihrer Berufszeit offensichtlich zu wenig geschult wurde.
Zuspitzung
Unter Anführung der Bankiersgattin Marlis Fuchs (Susi Schmidli, sie feiert heuer ihr zwanzigjähriges Bühnenjubiläum) geht der Bankraub dann auch so perfekt von statten, dass er den legendären britischen Postzugräuber Ronnie Biggs als Waisenknaben erscheinen lässt.
So richtig kompliziert wird die Angelegenheit für die Räuberinnen allerdings, als der Bankeninhaber Anton Fuchs den Verlust noch sorgenfrei mit drei Millionen Franken beziffert, die Beute aber lediglich eine Million Franken beträgt. Doch damit nicht genug, mit der Erkenntnis des Bankers, dass sein System nicht seinen Erwartungen entsprach, spitzt sich die Lage zu.
Auflösung
Ob’s ein Happyend gibt, auf Stöck und Wyys auch Cash folgt oder ob die vier Ladies künftig gesiebte Luft einatmen müssen, kann am kommenden Freitag und Samstag ab 20 Uhr und am Sonntag ab 14 Uhr im Saalbau von Stein in Erfahrung gebracht werden. Der Theaterverein Stein empfiehlt dafür eine Reservation, da es nur noch wenige freie Plätze gibt.
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