Exquisiter Klangabend der MS Stein
Von: Hans Berger
Die Worte reichen schlichtweg nicht aus, um das Niveau des von den Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule Stein bestrittenen Klangabends vom vergangenen Samstag zu beschreiben. Umgangssprachlich auf den Nenner gebracht lautet das Fazit schlichtweg: „Da blieb einem glatt die Spucke weg!“
Jatzformation der MS Stein
Verständlich, dass sich Nelly Lehmann, Vizepräsidentin des den Klangabend organisierenden Kulturvereins Stein bei ihrer Begrüssung über den mehr wie mageren Besuch enttäuscht zeigte. Andreas Jörin, Leiter der Musikschule Stein versprach, dass die auftretenden Musikerinnen und Musiker trotzdem ihr Bestes geben würden. Und, er hielt Wort.
Sinnbildlich
Als ob sie von einem Orchester begleitet würden, vermochten die zwei Gitarristen Diego de Abrantes-Timm und Jorge Sentieiro mit ihrem Spiel zu suggerieren. Ohne jegliche Verstärkung vermittelte das Duo im riesengrossen Saalbau mit „Barcarolle“ aus Op. 51 von Napoleon Coste und Ferdinando Carullis „Duo Nocturne Op. 128“, was unter einem Klangabend zu verstehen ist.
Der 1967 von Paul McCartney komponierte Song „The fool on the Hill“ (Der Narr auf dem Hügel) gehört nicht zu den grossen Hits der Beatles. Die zarte, traurige, Gänsehaut erzeugende Version des Gitarren-Duos Diego de Abrantes-Timm und Michael Plattner ist eine mögliche Erklärung dafür.
Alone
Ursprünglich war geplant, in den Klangabend unter dem Titel „Zwischen Beethoven und Bossa Nova“ Schülerinnen und Schüler miteinzubeziehen. Tyler Aerni war der Einzige unter seinen derzeit 186 Kolleginnen und Kollegen, der einerseits den Mut dazu hatte und andererseits vielleicht auch der Einzige, der sich der heutzutage kaum noch zählenden, aber dennoch gültigen Lebensregel von „Geben und Nehmen“ bewusst ist. Nicht nur deshalb, sondern auch, weil er auf dem Keyboard Alan Wolkers Liebessong „Alone“ gut zu interpretieren wusste, durfte er einen grossen Applaus entgegennehmen.
Bossa Nova
Das Quartett Diego de Abrantes-Timm (Gitarre), Marc Burkhalter (Klavier), Andreas Jörin (Schlagzeug), Oliver Kyas (Bass) und Camilla De Falleiro (Gesang) demonstrierten mit „Wave“, „Dindi“ und „Manhä de Carneval“ die Vielseitigkeit des Bossa Nova, wobei letzteres dem Stil entsprach, den jeder Tourist vom Karneval in Rio de Janeiro erwartet. Wer sich im Publikum durch den Drive der Musik dazu verleiten liess, mit den Füssen zu wippen, konnte dies ähnlich wie 1963 die Schlagersängerin Manuela (1943-2001) mit „Schuld war nur der Bossa Nova“ erklären.
Gassenhauer
Zu den Highlights des klangvollen Klangabends gehörte Ludwig van Beethovens „Gassenhauer“, respektive sein „Klaviertrio op. 11“, welches zutiefst eindrücklich von Ilja Völlmy (Klavier), Tatiana Vucelic (Violine) und Annina Völlmy (Violoncello) mitreissend und unter die Haut gehend vorgetragen wurde.
Der bedeutendste Satz des sogenannten “Gassenhauertrios” ist der erste mit seinem feierlichen Ausdruck. Das kurze Adagio - obwohl nur eine Art Überleitung zum Finale -, brillierte durch seine ausdrucksstarke Melodik. Den Namen Gassenhauer verdankt das Stück dem Finale, welches ein echter Ohrwurm ist.
Bis in die Füsse reichende Ohrwürmer präsentierte zum Abschluss des Klangabends auch die Jazzband mit Marc Burkhalter (Klavier), Frank Brogli (Saxophon), Andreas Jörin (Schlagzeug), Oliver Kyas (Bass) und Pek Krattiger (E-Gitarre). Mit ihrem irrigen Sound und ihrer Lust, unbegrenzt zu improvisieren, rissen sie ihr spärliches, aber total begeistertes Publikum beinah vom Hocker.
Fazit
Der von den Lehrpersonen der Musikschule Stein bestrittene Klangabend „Zwischen Beethoven und Bossa Nova“ war ein musikalisches Erlebnis höchster Güte. Dass dieses qualitativ hochstehende Konzert nur mit einer Kollekte beglichen werden musste, ist in der Musikszene eher eine Ausnahmeerscheinung. Das Konzert zeigte aber auch das vielseitige Angebot der Musikschule Stein und dass deren Schülerinnen und Schüler von Kapazitäten unterrichtet werden.
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