In Stein ermittelt die kühne Katharina
Von: Hans Berger
Wenn das Publikum es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, dass da im Büro des Immobilienmoguls eine wahrhaftig „tote“ Leiche in einem Lederstuhl sass, es würde der kühnen Putzfrau Katharina Kühne (Corinne Binkert) die Geschichte vom ermordeten Chef genauso wenig abnehmen wie der etwas dusselige, ewig verschnupfte, kollernde Polizeihauptmann Heiri Koller (Stefan Sacher).
Das Ensemble vom Theaterverein Stein
Mit seiner, von Esther Ammann einmal mehr mit viel Witz und Spürsinn für Details inszenierten Krimikomödie „Katharina die Kühne“ zementieren die Spielenden vom Theaterverein Stein ihren Ruf vom punktgenauen Landen der Pointen und der Fähigkeit, sobald der Vorhang aufgeht, das eigne Ich mit jenem der zu spielenden Rolle auszutauschen und die Figuren von deren Haar- bis zur Zehenspitze zu verkörpern.
Metamorphisch
So, als ob es sie im „richtigen“ Leben eigentlich gar nicht gäbe, entpuppen sich auf Anhieb Corinne Binkert als Katharina Kühne, Stefan Sacher als Heiri Koller, Erwin Kählin als Polizisten Stubenrauch, Katrin Gisler als Rita Manz, Fabienne Stäubli als Marianne Seitz, Markus Hirner als Roby Wegmann und Rainer Ackermann als Lukas O. Manz.
So ist nicht völlig auszuschliessen, dass selbst deren LebenspartnerInnen wie ebenso Freundinnen oder Freunde ernsthaft mal die Frage aufwerfen: „Wer um Himmels willen bist Du jetzt eigentlich, was ist Dein wahres Ich?“.
Mordsgeduld
Das allerdings interessiert die Zuschauer kaum, und wenn doch, finden sie vor lauter Action, Anspannung, Spekulieren und Lachen keine Zeit zum tiefsinnigen Grübeln. Zu Brüten hat das Publikum genug darüber, wieso der Immobilienmogul Lukas O. Manz plötzlich wieder unter den Lebenden weilt, wo er doch wenige Minuten zuvor mausetot im Ledersessel lag...
„Wenn nicht er, wer war denn die mit eigenen Augen gesichtete Leiche?“, lautet die brennendste Frage im Plenum, bis zu deren Beantwortung es jedoch eine Mordsgeduld aufbringen muss.
Amüsement
Zwischenzeitlich können sich die Zuschauer jedoch an der draufgängerischen, die Gene von Miss Marple innerhabenden Putzfrau Katharina Kühne köstlich amüsieren. Gene, welche dem tölpelhaften, anmassend arroganten Polizeihauptmann Heiri Koller völlig fehlen.
Beinah schon bedauernswert dagegen ist der Polizist Stubenrauch - seine Beflissenheit, Unterwürfigkeit und Obrigkeitsgläubigkeit ist beinah schon sträflich, wenn er nicht so ein netter Kerl wäre.
Ein solcher Gutmensch ist gewiss auch der Buchhalter Roby Wegmann. Er wird von allen Seiten ob seiner Redlichkeit geschätzt. Nein, dieser Mann kann keiner Fliege was zuleide tun. Obwohl vielfach die Scheinheiligen die Schlimmsten sind, fehlt ihm offensichtlich schlicht und einfach der Killerinstinkt.
Unter Verdacht
Ob das wundersame Wiederauftauchen ihres kurzzeitig erblichenen Ehemannes Lukas O. Manz die kurzzeitige Witwe Rita Manz wirklich beglückt, beschäftigt die Hobbypsychologen und Hobbydetektive im Saal genauso intensiv wie den Polizeihauptmann auf der Bühne, denn ganz ohne Abgründe scheint die Dame nicht zu sein.
Aber weil auch in diesem Krimi wohl kaum der Gärtner der Mörder sein wird, ist nicht völlig auszuschliessen, dass die Sekretärin, Marianne Seitz, mehr in den Fall involviert ist, wie sie vorgibt zu sein. Denn schliesslich hat sie ein Techtelmechtel mit…
Nein, mit wem wird an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten, sondern kann nur am kommenden Wochenende vor Ort im Saalbau Stein an den Aufführungen vom Theaterverein Stein in Erfahrung gebracht werden.
Nur soviel: weder die Zuschauer, noch die Putzfrau haben sich geirrt, es gibt tatsächlich ein Mordopfer und folgedessen auch eine Mörderin, einen Mörder...
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