Sozialtransfers mindern die Armut
Von: mm/f24.ch
Sozialtransfers (finanzielle Unterstützung durch Staat, Kanton, Gemeinde, Kirche, NGO’s etc ) tragen in der Schweiz wesentlich dazu bei, Armut zu verhindern: Ohne sie wäre die Armutsquote mehr als doppelt so hoch. Bei Personen in Haushalten mit sehr jungen oder vielen Kindern geht die Armutsquote besonders stark zurück. Die Risikofaktoren für Armut ändern sich dagegen kaum. Personen mit geringer Schulbildung und einer ungenügenden Integration in den Arbeitsmarkt sowie Einelternhaushalte sind sowohl vor als auch nach Sozialtransfers besonders häufig von Armut betroffen. Dies sind einige Ergebnisse aus der neuen Publikation des Bundesamtes für Statistik (BFS) zum Thema «Armut vor Sozialtransfers».
Die Armutsquote vor Sozialtransfers beschreibt, welcher Anteil der Bevölkerung von Armut betroffen wäre, wenn ausser den Alters- und Hinterbliebenenleistungen keine weiteren Sozialtransfers ausgerichtet würden.
2015 wären in dieser hypothetischen Situation 15,9 Prozent der Bevölkerung oder knapp 1,3 Millionen Personen als arm eingestuft worden. Die reguläre Armutsquote, welche auch alle weiteren Sozialtransfers wie z.B. Familienzulagen, Invaliditätsrenten, Verbilligungen der Krankenkassenprämie, Sozialhilfe oder Taggelder der Arbeitslosenversicherung im Einkommen einschliesst, lag mit 7,0 Prozent oder rund 570"000 Personen weniger als halb so hoch. Durch die Sozialtransfers konnten die Haushaltseinkommen somit in mehr als der Hälfte der Fälle über die Armutsgrenze angehoben werden.
Bei Haushalten mit Kindern sinkt die Armutsquote besonders stark
Besonders bei Paarhaushalten mit Kindern unter drei Jahren oder drei und mehr Kindern geht die Armutsquote nach Erhalt der Sozialtransfers stark zurück. So wären Personen, die in diesen Haushaltstypen leben, ohne Sozialtransfers mit Armutsquoten von 18,7 Prozent resp. 18,3 Prozent mehr als doppelt so häufig arm wie Personen in Paarhaushalten ohne Kinder (7,7%).
Nach Berücksichtigung aller Transfers sind die Armutsquoten der Paarhaushalte mit und ohne Kinder hingegen sehr ähnlich und liegen unter vier Prozent. In vielen Fällen werden die Einkommen durch die Sozialtransfers allerdings nur wenig über die Armutsgrenze gehoben, wodurch die finanzielle Situation oft angespannt bleiben dürfte.
Die übrigen Risikogruppen bleiben weitgehend gleich
Auch bei Personen in Einelternhaushalten, bei Erwerbslosen und bei Ausländerinnen und Ausländern wird die Armutsquote durch die Sozialtransfers stark reduziert. Diese Gruppen sind jedoch auch nach Transfers deutlich häufiger armutsbetroffen als die Gesamtbevölkerung.
Die Struktur der armen Bevölkerung wird somit durch die Sozialtransfers kaum verändert. Die wichtigsten Risikofaktoren für Armut in der Schweiz sind sowohl vor als auch nach Sozialtransfers eine geringe Schulbildung sowie eine ungenügende Integration in den Arbeitsmarkt.
INFO Armut
Die Armutsquote basiert auf einer «absoluten» Schwelle: Als arm gelten demnach Personen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben. Dieser Definitionsansatz bezieht sich somit auf das soziale Existenzminimum. Damit bildet die Armutsquote eine Grundlage für die Evaluation der Sozialpolitik.
Die Armutsgrenze setzt sich zusammen aus einem Pauschalbetrag für den Lebensunterhalt, den individuellen Wohnkosten sowie monatlich 100 Franken pro Person ab 16 Jahren für weitere Auslagen. 2015 betrug die Armutsgrenze durchschnittlich 2239 Franken pro Monat für eine Einzelperson und 3984 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.
Zur Berechnung der Armutsquote wird die Armutsgrenze normalerweise mit dem verfügbaren Haushaltseinkommen verglichen. Dieses wird ermittelt, indem sämtliche Einkommenskomponenten des Haushaltes (inkl. Sozialtransfers) zusammengezählt werden und anschliessend die obligatorischen Ausgaben (Steuern, Abzüge für Sozialversicherungen, Krankenkassenprämien (Grundversicherung), Zahlungen an andere Haushalte etc.) abgezogen werden. Armut wird somit generell als Nachtransferarmut definiert, d.h. als arm gilt, wer nach Berücksichtigung aller Transferleistungen und -zahlungen ein Einkommen erreicht, das unter der Armutsgrenze liegt.
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