Ärztinnen und Ärzte verlangen Triclosan-Verbot
Von: mm/f24.ch
Eine Delegation der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) und von Pingwin Planet (PP) übergaben gestern der Bundeskanzlei 3’143 Unterschriften zuhanden des Bundesrates. Die UnterzeichnerInnen der Petition fordern die Regierung auf, das ihrer Meinung nach riskante Biozid Triclosan in der Schweiz sofort zu verbieten. Vom Verbot ausgenommen sind ausschliesslich spezielle medizinische Anwendungen. Der Bundesrat soll sich zudem dafür einsetzen, dass auch die Europäische Union (EU) das Problem-Biozid verbietet.
3’143 Unterschriften für ein Triclosan-Verbot (Foto: AefU)
«Mit der Petition ist es gelungen, das Problembewusstsein für Triclosan zu schärfen und den Problemstoff bekannt zu machen», sagt Dr. med. Peter Kälin, Präsident der AefU anlässlich der Petitions-Einreichung. Maja Widler, Co-Präsidentin von PP ergänzt: «Dass rund fünfzig Prozent der Produkte, die wir eingekauft haben, in Kürze kein Triclosan mehr enthalten, ist ein Erfolg.»
Triclosan: Im Nabelschnurblut und in der Muttermilch
Triclosan ist eine gesundheitsrelevante chemische Substanz. Sie taucht im Nabelschnurblut und in der Muttermilch auf. Zudem steht sie im Verdacht, im Körper das Hormonsystem zu stören, Brustkrebs auszulösen, die Spermien zu schädigen, Leber und Muskeln anzugreifen sowie Resistenzen gegen Antibiotika zu provozieren. Zudem reizt es die Haut. Trotzdem steckt das Desinfektionsmittel noch immer in unzähligen Alltagsprodukten. Dies wollen AefU und PP u.a. mit der heute eingereichten Petition «Triclosan verbieten – sofort» ändern.
Triclosan ist überall
Triclosan ist ein hochpotentes Desinfektionsmittel, das seit vielen Jahren als Bakterienkiller und Konservierungsstoff in antibakteriellen Flüssigseifen, Mundwässern, Geschirrspülmitteln, Rasiergels, Zahnpasten, Duschgels, Kosmetika und vielen anderen ganz alltäglichen Konsumgütern als Bakterienkiller eingesetzt wird.
Ursprünglich wurde Triclosan als Bestandteil für medizinische Seifen entwickelt, um Chirurgenhände vor dem Griff zum Skalpell möglichst keimfrei zu machen. Mittlerweile aber findet sich Triclosan nicht nur in den genannten Hygieneartikeln, sondern auch in manchen Pflanzenschutzmitteln, in Spielzeug, Schuhen und sogar in spezieller sog. Anti-Mief-Kleidung, wo die Chemikalie der Entstehung von Schweissgeruch bildenden Bakterien vorbeugen soll. Ausserdem wird sie in Polstermöbel, Bodenbeläge, Matratzen, Zahnbürsten, Staubsauger, Kühlschränke, Leder, Auto-Ausstattungen, Campingartikel und Motorradhelme mit eingearbeitet.
75 Prozent der Bevölkerung mit Triclosan belastet
Auf diese Weise kommt fast jeder Mensch mehrmals täglich in näheren Kontakt mit Triclosan. Die Meldung der amerikanischen Seuchenschutzbehörde, dass Triclosan im Urin von nahezu 75 Prozent der Bevölkerung nachgewiesen werden könne, verwundert daher kaum noch. Befände sich Triclosan einfach nur im Urin und täte dort nichts Besonderes, müsste sich niemand weiter damit befassen. Triclosan ist aber mittlerweile nicht nur für den Menschen zu einer Gefahr geworden, sondern auch für die Umwelt.
Triclosan schädigt Haut und Schilddrüse
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fand heraus, dass Triclosan durch Schweiss schon nach einer Stunde aus der Kleidung herausgelöst werde – und das, obwohl der Hersteller solcher Textilien behauptet hatte, die Chemikalie sei fest mit der Faser verbunden.
Textilien und Hygieneartikel mit Triclosan schädigen massiv die natürlichen Schutzmechanismen der Haut, führen zu Reizungen und können ausserdem – wie Studien aus den Jahren 2006 und 2009 zeigten – die Schilddrüse so beeinträchtigen, dass es zu einer mangelhaften Bildung der Schilddrüsenhormone kommen kann.
Triclosan provoziert Entstehung von Super-Bakterien
Aufgrund des weit verbreiteten Triclosan-Einsatzes gewöhnen sich Bakterien an starke Desinfektionsmittel und können leicht Resistenzen gegen sie entwickeln. Triclosan führte bereits zu sog. Kreuzresistenzen. Das bedeutet, Bakterien, die gegen Triclosan resistent geworden sind, lassen sich auch von Antibiotika nicht mehr beeindrucken. Die Folge ist, dass immer mehr sog. Super-Erreger entstehen können, für die es irgendwann keine Bekämpfungsmöglichkeit mehr geben wird.
Triclosan gefährdet Gewässer
Über die Abwässer gelangen erhebliche Mengen Triclosan in die Umwelt. Selbst Triclosan-Hersteller Ciba gibt zu, dass die Chemikalie für Wasserorganismen äusserst giftig sei. Im Wasser jedoch wandelt sich Triclosan sogar in eine noch giftigere Substanz um. Diese baut sich in der Umwelt noch langsamer ab als Triclosan.
Fische sind zum Teil bereits schwer mit Triclosan belastet. Unter dem Einfluss von UV-Licht kann aus Triclosan ferner Dioxin werden, eines der stärksten Gifte, die die Menschheit je erlebt hat.
(Zentrum der Gesundheit)
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