Atomausstieg findet einflussreiche Unterstützung
Von: mm/f24.ch
Die Ergebnisse der nationalen Umfrage Energie und Umwelt 2012 über den geplanten Atomausstieg wurden gestern am Swiss Eco Leaders Day in Freiburg bekanntgegeben. 80% der befragten Entscheidungsträger sind mit dem Atomausstieg einverstanden.
Gestern konnten 150 schweizweite Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft die Ergebnisse des nationalen Barometers Energie und Umwelt 2012 zur Kenntnis nehmen. Die Umfrage wurde bereits im zweiten Jahr in Folge durchgeführt und vermittelt einen ausgezeichneten Eindruck darüber, wie die Entscheidungsträger unseres Landes die energie- und umweltpolitischen Herausforderungen und die sie betreffenden politischen Strategien einschätzen.
Im Rahmen der Umfrage waren 268 Schweizer Entscheidungsträger von dem vom Swiss Eco Leaders Day beauftragten Institut für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen befragt worden. Die Resultate des Barometers 2012 « Energie und Umwelt » wurden mit Spannung erwartet. Die vorjährige Ausgabe war vor dem Nuklearunfall in Fukushima realisiert worden und somit auch bevor der Bundesrat beschloss, aus der Atomenergie auszusteigen.
Die Meinungsänderung in Sachen Atomenergie nach Fukushima war somit auch Gegenstand der Umfrage. 34% der befragten Leader geben an, nach Fukushima ihre Meinung geändert zu haben. Bei 45% ist die Meinung gleich geblieben. Der Bundesrat will bis 2035 aus der Atomenergie aussteigen. 62% der Befragten sind mit diesem Entscheid einverstanden. 18% sind eher einverstanden, während nur 10% überhaupt nicht einverstanden sind. 7 % sind eher nicht einverstanden.
Die Befragten haben auch zur Sicherheit der Schweizer Atomkraftwerke ihre Meinung abgegeben. Auf die Aussage „Schweizer Atomkraftwerke sind sicher“, antworteten nur 9% mit absolut einverstanden. 22% sind damit eher einverstanden, während 25% eher nicht einverstanden und 24% gar nicht einverstanden sind.
Was den zukünftigen Primärenergiemix in der Schweiz betrifft, so hat sich die Vision für 2030 im Vergleich zur Umfrage 2011 nicht geändert. Die Befragten sind weiterhin der Ansicht, dass der Mix zu 65% aus nicht erneuerbaren Energien und 35% aus erneuerbaren Energien bestehen wird. Hingegen glauben die Befragten heute, dass 2050 59% der Energien erneuerbar sein werden, 2011 bezifferten sie diesen Anteil noch mit 55%.
Die Meinung der Leader ist in diesen Fragen wesentlich. Sie sind es, die in den kommenden Jahren über Investitionen in diesem Bereich entscheiden werden. Die Befragten gehen davon aus, dass 2030 55% des Stroms aus Wasserkraft (+ 2% gegenüber 2011), 21% aus Atomkraft (-6%) und 6% aus fossilen Energieträgern (+ 3%) bestehen wird.
Ihrer Ansicht nach werden die Sonnenenergie 7% (+2 %), die Windenergie 4% (+ 1%) und das Biogas/die Biomasse 3% (stabil) betragen. Die restlichen 4% setzen sich zusammen aus Strom von Kehrichtverbrennungsanlagen und aus Tiefengeothermie.
Schauen die Befragten ins Jahr 2050, so sehen sie den Mix folgendermassen: 56% Wasserkraft, 8% Atomkraft, 13% Sonnenenergie. Die Sonnenenergie wird sich also bei den neuen erneuerbaren Energien durchsetzen. Die anderen Quellen bleiben insgesamt bei 3-6% (Wind, Biomasse).
Die Befragten haben auch die Wirkung der Fördersituation im Bereich Verkehr, Gebäude, Energieeffizienz und erneuerbaren Energien beurteilt und sich zu zukünftigen Massnahmen geäussert. Hier zeigt sich klar, dass die Entscheidungsträger der Ansicht sind, dass die zu ergreifenden Massnahmen sich keiner grossen Popularität erfreuen werden. So halten beispielsweise 60% die Norm Energie Plus für neue Gebäude für sehr wirksam, aber nur 9% glauben, dass diese Massnahme gut akzeptiert werden wird. Bei der CO2-Abgabe glauben 38% an deren Effizienz, jedoch nur 1% an deren Akzeptanz.
Auch die Energiepolitik 2050 des Bundes, die mittelfristig darauf abzielt, eine hohe Versorgungssicherheit ohne Atomenergie zu garantieren, wurde in die Umfrage 2012 aufgenommen. Sie wurde den Teilnehmern von Walter Steinmann, Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE), vorgestellt. Walter Steinmann unterstrich, dass diese Politik «das Ziel für eine nachhaltige Energiezukunft sei» und skizzierte sie in groben Zügen.
Im Rahmen der Veranstaltung ergriffen mehrere Redner das Wort, um ihre Vorstellungen zum Thema «Die CO2-neutrale Gesellschaft – Wunsch oder Realität», einzubringen. Mit seiner sehr zielgerichteten Einführung «Wagen wir den Energiewandel» eröffnete Beat Vonlanthen, Staatsrat und Präsident der Konferenz kantonaler Energiedirektoren die Veranstaltung mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für eine ehrgeizige Energiepolitik. „Der Energiewandel ist eine Notwendigkeit, unterstrich Beat Vonlanthen. Das XXI Jahrhundert wird low carbon sein, oder gar nicht sein“.
Zurück aus Rio schlug Michèle Sabban, Präsidentin der Versammlung der Regionen Europas (VRE), in dieselbe Kerbe und führte an, dass die Regionen angesichts der Schwierigkeit, einen internationalen Konsens zu diesen Fragen herbeizuführen, am besten geeignet seien, den energiespezifischen Paradigmenwechsel zu realisieren. Sie zitierte in diesem Zusammenhang die Studien des Weltklimarats, die deutlich gemacht haben, dass regionale und lokale Körperschaften bereits 60 bis 80% der notwendigen Anstrengungen unternehmen, um die Treibhausgasemission zu reduzieren.
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