„Im Reich der Sinne“ des Norbert E. Muspach
Von: Hans Berger
„Im Reich der Sinne“ ist ein anspruchsvoller Titel, den der Kunstmaler Norbert Erwin Muspach seiner Ausstellung in der Rheinfelder Johanniterkapelle gegeben hat, zumal die Besucherinnen und Besucher sich zuerst entschleunigen und die eigenen Schleusen öffnen müssen, um in die Sinneswelt des Künstlers eintauchen zu können. Um es vorwegzunehmen: die sowohl farbenfrohe wie beschauliche, zum sinnieren einladende Galerie wird dem Thema vollumfänglich gerecht.
Norbert Erwin Muspach, der Künstler aus Laufen in der Johanniterkapelle von Rheinfelden
Sinnlichkeit
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – das sind die klassischen fünf Sinne des Menschen. Mit ihnen nimmt der Mensch Eindrücke und Reize aus der Umwelt wahr. Schon der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles beschrieb sie vor etwa 2‘400 Jahren. Aber neben diesen klassischen zählen auch die Wahrnehmung von Temperatur, von Bewegung und das Gleichgewicht zu den Sinnen, mit denen der Mensch ausgestattet ist.
Je nachdem wie der einzelne Mensch diese Sinne priorisiert, entstehen unterschiedliche Eindrücke vom gemeinsam Gesehenen und Erlebten. Daraus resultiert letztlich auch der oberste Leitsatz in der Kommunikationslehre „Wahr ist nicht, was ich sage, sondern was der Andere versteht“, respektive auf welchem der Sinneskanäle die Botschaft zuerst ankommt.
Kontrapunkt
Nach heutigem Verständnis jenseits von jeglicher Sinnlichkeit ist das, den sakralen Charakter der Johanniterkapelle entwürdigende, die rohe Gewalt verherrlichende Altarbild. Es zeigt Szenen, in denen sich die Johanniter im „heiligen Land“, zu Zeiten der Kreuzzüge, mindestens genauso barbarisch und damit prahlerisch im Namen Gottes benahmen wie heute die IS-Krieger.
Als Kontrapunkt zu den schrecklichen Enthauptungsszenen setzt der ausstellende Künstler Norbert Muspach ein Bild von Maria Magdalena, welche im Neuen Testament als Begleiterin (Jüngerin) Jesu und Zeugin der Auferstehung erwähnt wird. Spätestens seit Dan Browns Krimi „Da Vinci-Code“ (deutsch: Sakrileg) ist beinah in aller Munde, dass die geheimnisvolle Frau gar Geliebte, Ehefrau Jesus und Mutter der gemeinsamen Tochter Sarah war.
Die Schleusen zum Eintauchen in die sinnlichen Welten des Malers, Musikers und „Philosophen“ sind seinerseits mit dem Bildnis somit geöffnet.
Schatzsucher
Der elfjährige Aufenthalt in Afrika (Burkina Faso) ist in den meist quadratischen Bildern des in Laufen (BL) wohnhaften Künstlers indirekt spürbar. Die heisse Sonne widerspiegelt sich in der Leuchtkraft und das Ursprüngliche - die Natur - im Hintergrund der Gemälde. Die Arbeitsweise von Norbert Muspach gleicht dann auch einem „Schatzsucher“ im Dschungel.
Im Unterschied zum Abenteurer bahnt sich der Maler aber seinen Weg durch den Urwald nicht mit dem Schwert als vielmehr mit dem Pinsel. Am Ziel angekommen, lässt er das Dickicht, Dickicht sein. Umso genauer, ja beinah schon akribisch genau, präsentiert er den Betrachterinnen und Betrachtern seiner Werke den zufällig gefundenen Schatz.
Weil es in dessen Umfeld immer wieder aufs Neue weitere Schätze zu entdecken gibt, wird der/die BesitzerIn eines Gemäldes, hängt es erstmal in deren guten Stube, automatisch selber zum/zur erfolgreichen SchatzsucherIn. Der Clou von Muspachs quadratischen Werken ist obendrein, dass sie meistens kein Oben und Unten kennen und daher mal so oder so aufgehängt werden können.
Ausstellung
Die noch bis 30. Mai, Mittwoch bis Freitag von 14 bis 17 Uhr und am Samstag von 13 bis 18 Uhr geöffnete Ausstellung in der Rheinfelder Johanniterkapelle wird ergänzt mit ebenfalls faszinierenden Lichtobjekten des Künstlers Peter Spycher. Darauf näher einzugehen würde jedoch den Rahmen des Berichtes sprengen.
Anmerkung
Die ausführliche Fotoreportage, welche auch die Lichtobjekte dokumentiert, verschafft lediglich einen Eindruck der Ausstellung, ersetzt jedoch nicht deren Besuch, da die Fotos weder die Intensität, noch die Farben und Perspektiven der Werke zu wiedergeben vermögen.
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