Gospel Chor Rheinfelden elektrifizierte und berührte
Von: Hans Berger
Die Begriffe Gospels und Spirituals suggerieren automatsch Bilder von sehr lebendigen und mitreissenden, aber auch gefühlvollen und zu Herzen gehenden, religiösen, amerikanischen Liedern, vorgetragen von Chören oder Solisten schwarzer Hautfarbe. Gospels wie Spirituals ist die Musik der Schwarzen und kann in ihrem Kern mit wenigen Ausnahmen von Andersfarbigen kaum imitiert werden. Dennoch vermochte vergangenen Sonntag und Dienstag der Gospel Chor Rheinfelden unter der Leitung von Christoph B. Herrmann einmal mehr zu begeistern, weil er das gesangliche „Handicap“ akzeptiert und sich darauf konzentriert, die schwarzen Songs genauso elektrifizierend und berührend – gemäss dem Slogan „Ehrlich währt am längsten“ - mit „weisser“ Stimme zu singen.
Gospel Chor Rheinfelden elektrifizierte und berührte
Wie üblich, wenn der Gospel Chor Rheinfelden zum Konzert einlädt, war auch am vergangenen Dienstag die reformierte Kirche in Rheinfelden bis beinah auf den letzten Platz besetzt. In schwarz gekleidet, die Frauen mit blauen, in unterschiedlichster Art gebundenen Foulards, die Männer mit blauen Krawatten betraten die Sängerinnen und Sänger um 20.00 Uhr die Kirche. Den Dirigenten Christoph B. Hermann wie dessen Sängerinnen und Sänger begrüsste das Auditorium mit einem warmen Applaus.
Entlastung
Wie sehr er sich aufs Elektrifizieren seines Publikums versteht, bewies der heuer sein 25-jähriges Bestehen feiernde Gospelchor bereits mit dem ersten Song „Down By The Riverside“, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1882 zurückzuverfolgen sind und zum Jazzstandard wurden. Und es schien, als ob das Plenum dem Text des Liedes „my heavy load“ Folge leisten und seine Last ablegen würde, wenn auch nicht unten am Flussufer.
Solidarität?
Die zweite Kompetenz des Chores, das Berühren von Seele und Geist offenbarte sich eindrücklich beim „Down In The River To Pray“ ("Unten am Fluss beten“ oder „Peace Is Flowing Like A River“ (Frieden fliesst wie ein Fluss), wobei sich angesichts der Weltlage wohl einige der ZuhörerInnen einen solchen Fluss herbeigesehnt haben. Richtig, das Thema des Konzertes war „Wasser“, womit sich der Chor – zufällig oder nicht - mit dem abtretenden Bundesrat Didier Burkhalter und dessen von ihm im November 2015 lancierten Panels für Wasser, Frieden und Sicherheit solidarisierte.
Viertelnote
Ein weiteres Merkmal der Konzerte des Gospelchors ist die gesangliche Einbezugnahme des Publikums, wofür jedoch nicht immer die gängigsten Ohrwürmer ausgesucht werden. Selbst das weltberühmte „Over In The Gloryland“ unterschied sich durch eine Viertelnote von der gängigen Version.
Wenn zwei das Gleiche….
Viele Rock-, Pop- oder Hip Hop-Hits borgen sich Elemente aus der Gospelmusik oder sind gar moderne Interpretationen lange bekannter Gospelsongs wie zum Beispiel „Baptized In Water“ (Getauft im Wasser), mit dem unter dem Titel „Morning Has Broken“ Cat Stevens 1971 zum Weltstar wurde. Weitere Beispiele dafür sind „By The Rivers Of Babyion“ oder „Put Your Hand In The Hand“.
Songs, mit denen der Gospelchor genauso zu begeistern vermochte wie damals die Hitparadestürmer. Nicht vergleichbar ist allerdings der finanzielle Erfolg, da für das Konzert kein Eintritt erhoben wurde und die Kollekte zwei gemeinnützigen Institutionen zu Gute kam. Womit die Richtigkeit des Sprichworts: “Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe“ einmal mehr bewiesen wäre.
Ein weiteres Highlight war der Auftritt des in Basel wohnhaften, aus Angola stammenden Perkussionisten und Sänger Nzimba Fulubianza - im Nu hatte er das Publikum „im Sack“ und die Freunde der schwarzen Musik kamen voll und ganz auf ihre Rechnung.
Fazit
Insgesamt waren die Songs vom Gospel Chor Rheinfelden und dessen innere Harmonie derart mitreissend, dass sie das Publikum nach Beendigung des offiziellen Programms zu Begeisterungsrufen veranlassten. Die Folge davon: die Zuhörerschaft entliess den Gospel Chor Rheinfelden nicht ohne Zugabe in den wohlverdienten Feierabend. Auch wenn der Chor den Gospelsong unter den Gospelsongs „Oh Happy Day“ nicht gesungen hatte, für das Publikum war es gewiss ein beglückender Tag (Abend).
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