Neue Kunstausstellung im EDEN
Von: Roswitha Frey
Silvia Michel ist viel unterwegs auf Reisen. Besonders die Berge haben es ihr angetan. In ihrer Ausstellung im Hotel Eden im Park in Rheinfelden zeigt die Künstlerin bis zum 7. September eine Bilderserie, die von diesen Touren in die Bergwelt inspiriert ist. Die Werkgruppe umfasst sowohl fotografische Arbeiten als auch Ölbilder, die sehr frei umgesetzt sind. Zudem ist als Wandinstallation ein Gletschervlies zu sehen, auf dem eindrücklich die Spuren der Natur erkennbar sind.
Eine Installation mit Abdeckvlies des Rhone Gletschers
Die aus der Innerschweiz stammende Silvia Michel, die in Wädenswil am Zürichsee lebt und ihr Atelier in Thalwil hat, ist mit den Bergen aufgewachsen. Die Stimmung, die majestätische Grösse, die Ruhe, das Gefühl von Weite und die elementare Kraft der Natur, die sich beim Anblick dieser Gletscher- und Gebirgslandschaften entfalten, überträgt Michel in fotografischen und malerischen Arbeiten auf faszinierende Weise.
Für dieses Projekt hat sich die Künstlerin mehrfach am Rhonegletscher im Wallis aufgehalten. Dort werden grosse Flächen der Gletscher mit grossen weissen Planen abgedeckt, um das rapide Schmelzen der Gletscher aufzuhalten. Sechs Jahre lang lagen diese Abdeckvliese auf den Gletschern und der Eisgrotte.
Ein Stück der riesigen Ballen dieser Abdeckplanen hat Silvia Michel für ihre Installation verwendet: Das Wind und Wetter ausgesetzte Material zeigt natürliche Verfärbungen, Risse, zerfetzte Stellen und deutliche Spuren der Witterung. «Von der Natur gezeichnet», sagt Michel über dieses eindrucksvolle Objekt, das sie weitgehend im vorgefundenen Zustand belassen hat und nur mit etwas Tüll und Nähten an den Rissen nachbearbeitet hat. Das Gletschervlies führt die Vergänglichkeit und Verletzlichkeit der Natur vor Augen, die geschützt werden soll und die doch so stark bedroht ist, wie die dramatische Gletscherschmelze zeigt.
Vor Ort am Rhonegletscher hat Silvia Michel auch Aufnahmen gemacht, die ihr als Basis und Grundlage dienen. Auf den Fotografien sieht man die abgedeckten Gletscherflächen, die mit ihren von Planen verhüllten Höhlungen, Grotten und skulpturalen Formen ein Bild bizarrer Schönheit abgeben.
Die im Lauf der Zeit auftretenden Risse, farblichen Veränderungen, Licht- Schatten-Wirkungen und natürlichen Prozesse, die auf die Vliese einwirken, hat Michel ebenfalls fotografisch festgehalten. «Extrem spannend und faszinierend» ist für die Künstlerin die Begegnung mit dieser einzigartigen, bedrohten Eis- und Gletscherwelt.
Vom Gegenständlichen stark gelöst sind die grossformatigen Ölbilder, die aus diesen gewaltigen Natureindrücken entstehen. In vielen Schichten malt Silvia Michel diese Bilder, die etwas Ruhiges, Meditatives, aber auch räumliche Tiefe und Weite ausstrahlen. In kühlen Grau-, Blau- und Weisstönen breiten sich abstrahierte Landschaften aus, die Assoziationen an Berg- und Gletscherlandschaften, aber auch an Meeresbrandung, Wellen und Gischt wecken.
Die Malerin lässt es dem Betrachter offen, was er in diesen Bildern sehen will. Ob angedeutete Gebirge, Eis, Gletscher, nebelverhangene Küste, heranrollende Wellen, weite Horizonte: Es sind atmosphärische Naturstimmungen, die Silvia Michel in diesen wunderbaren Bildern mit bewusst abstrahierenden Mitteln einfängt. Der Betrachter wird in die in Blautöne und nebliges Weiss getauchten Bilder der Serie «Silent» magisch hineingezogen.
Vielschichtig wirkt eine Reihe von Bildern, in denen Silvia Michel alte Fotografien in die Malerei einfügt. Die historischen Fotos werden übermalt und verschmelzen mit dem malerischen Umfeld. In ein Bild, in dem das Matterhorn wie eine markante Gebirgsskulptur in Grau-Ocker-Tönen emporragt, ist wie eine Spiegelung eine Fotografie von Walliser Frauen in alter Tracht eingearbeitet.
In einem weiteren Gemälde verbindet sich das historische Foto von Arbeitern am Berg mit Stock und Rucksäcken vor der Gebirgskulisse dicht und raffiniert mit der Malerei. In einem dritten Bild ist das Foto eines jungen Mannes mit altem Bergsteigergeschirr in die geometrischen Farbflächen des Bildes integriert. So lenkt die Künstlerin den Fokus in ihren bemerkenswerten Arbeiten nicht nur auf die Natur, sondern auch auf den Menschen, der in und mit der Natur lebt.
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