MS Rheinfelden/Kaiseraugst bot Musikerlebnis pur
Von: Hans Berger
Das wohl bekannteste Konzept menschlicher Grundbedürfnisse stammt vom Gründervater der humanistischen Psychologie persönlich, Abraham Maslow (1908-1970). An erster Stelle kommt die Befriedigung von Hunger, Durst und Sexualität, gefolgt vom Sicherheits-, Zugehörigkeits-, Wertschätzungs- und dem Selbstverwirklichungsbedürfnis. Nichts eignet sich für die Umsetzung der letzten drei Bedürfnisse besser wie einerseits der Sport und andererseits die Musik. Der Musik indes kommt im Leben des Menschen ein stetig steigender Stellenwert zu, wie am vergangenen Sonntag im Rheinfelder Bahnhofsaal anlässlich des von der Musikschule Rheinfelden/Kaiseraugst erstmalig organisierten Anlasses „Erlebnis Musik - alles rund ums Musizieren“ unschwer festzustellen war.
Wie von der Musikschule angekündigt – respektive im Vorfeld wohl auch erhofft - ging es tatsächlich wie auf einem Bazar zu und her, welcher die wachsende, quantitative Bedeutung der Musik vollumfänglich widerspiegelte sowie die diesbezügliche Zielsetzung des Lehrplans 21 untermauerte.
Musik wird eben immer unverzichtbarer und existentiell notwendiger, weil sie sich an den ganzen Menschen wendet und der wachsenden Spaltung von Geist, Seele und Körper sowie einer Desintegration der Persönlichkeit entgegenwirkt, die durch die rasante Weiterentwicklung der Technologie noch weiter zunehmen wird.
Bestätigung
Jeder Mensch ist musikalisch, ob er das weiss und sein will oder nicht! In jedem Kind musiziert es von Geburt an, jeder Mensch ist für die Musik geboren. Dies war besonders auch im Bahnhofsaal zu beobachten. Die Freude der Kinder, wenn sie den Blasinstrumenten den ersten Ton entlocken konnten war gross und wenn deren Eltern sich darüber noch begeistert zeigten, schien es, als ob sie um eine Kopflänge gewachsen wären.
Die wissenschaftliche, pädagogische These: „Musik trägt zur Koordination, Integration und Harmonisierung kognitiver, affektiver und psychomotorischer Entwicklungsvorgänge bei und fördert deshalb die geistige Reifung und Stabilisierung der Persönlichkeitsstruktur“, wurde am laufenden Band bestätigt.
Rhythmus im Blut
Bedürfnisse sind unser Antrieb im Leben. Sie sorgen dafür, dass wir uns aus der Träge heraus aufrichten, bewegen und etwas erschaffen, was sich im „Klanggarten für die Kleinsten“ exemplarisch zeigte.
Einmal nach Herzenslust so richtig auf die Pauke zu hauen, ohne dafür gerügt zu werden, war für viele der kleinen Besucher wohl das Highlight des Tages. Zu den Hypes unter den rund dreissig im Angebot stehenden Instrumenten gehörte das Schlagzeug. Der Rhythmus ist eben die Grundlage des Lebens, denn wenn das Herz nicht mehr pocht ist’s vorbei.
Kinder entwickeln ein Gefühl für Klänge, indem sie die Erfahrung machen, dass damit ein Rhythmus verbunden ist. Sobald sie laufen können, beginnen sie auch, sich nach Rhythmen zu bewegen, versuchen, ihrem Tanz einen Rhythmus zu geben und entwickeln darüber Rhythmusgefühl.
Funktionslos
Die Funktion der Musik besteht darin, funktionslos zu sein und so einen Erfahrungsraum zu eröffnen, in dem der Mensch aus seinen Funktionszusammenhängen gerissen wird und gleichsam die Musik ohne eine bestimmte Absicht verfolgen soll.
Genau dies wurde an Bazar der Musikschule Rheinfelden/Kaiseraugst praktiziert. Ein tönendes Tohuwabohu, das einem musikalischen Feingehör den Garaus machen konnte, sofern es nicht einem Freejazzer gehörte. Wie sagte doch einst der seinerzeit einflussreichste deutsche Humorist, Dichter und Zeichner Wilhelm Busch (1832 – 1908)? „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden“. Im Rheinfelder Bahnhofsaal waren ausschliesslich Freejazzer am Werke, dementsprechend auch der Sound.
Aller Anfang…
Freejazzer sind indes begnadete Musiker, welche aber auch alle mal bei null anfingen. Daher ist’s für alle Neulinge tröstlich zu wissen, dass die Musikalität des Menschen zunächst der Humus, der Nährboden ist, auf dem sich später durchaus verschiedene musikalische Begabungen entwickeln können. Wir kennen den perfekten Instrumentalisten, den stimmbegabten Sänger, den professionellen Tänzer, den kreativen Improvisator, den kompetenten Zuhörer und viele andere Ausprägungen musikalischer Begabungen, die sich im Laufe des Lebens entwickeln, wenn sie nur rechtzeitig entdeckt und gefördert werden.
Die Musikschule Rheinfelden/Kaiseraugst bot dafür mit ihrem Bazar „Erlebnis Musik - alles rund ums Musizieren“ beste Voraussetzungen.
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