Ehre, wem Ehre gebührt - WK Rheinfelden bekommt „Milestone“
Von: mm/f24.ch
Das Institute of Electrical und Electronics Engineers (IEEE) mit Sitz in New York hat das alte Wasserkraftwerk Rheinfelden mit einem sogenannten Milestone ausgezeichnet. Der weltweite Verband der Elektrotechnik-Ingenieure würdigte damit die Bedeutung des alten Wasserkraftwerks Rheinfelden, das 1898 in Betrieb ging. Die Auszeichnung, die als technisches Pendant zum Nobelpreis gilt, wurde zum ersten Mal auf deutschem Boden verliehen.
Das alte, nachträglich gewürdigte Wasserkraftwerk Rheinfelden
Gerhard Neidhöfer, Honorarprofessor der Technischen Universität Darmstadt und Initiator des IEEE Milestones, hob bei seiner Laudatio vor allem vier Punkte besonders hervor. Mit einer Leistung von 12’500 Kilowatt und zwanzig Maschinensätzen war das alte Wasserkraftwerk Rheinfelden das grösste Laufwasserkraftwerk seiner Zeit. Es galt zudem als Pionier für den Dreiphasenwechselstrom, der später weltweit übernommen wurde, wie auch als Förderer der Frequenz von 50 Hertz beim Wechselstrom, die in den meisten Ländern zur Norm wurde. Schliesslich verdeutlichte Professor Neidhöfer die Vorreiterrolle des alten Wasserkraftwerks im kontinentaleuropäischen Verbundnetz, denn von Rheinfelden aus wurden erstmals mehrere Kraftwerke elektrisch miteinander verbunden.
„Wir freuen uns sehr, dass die Leistungen unserer Vorgänger mit dem ersten auf deutschem Boden verliehenen Milestone Anerkennung finden“, sagte Martin Steiger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Energiedienst Holding AG. „Damals war es mit Beginn der Elektrifizierung ebenso eine spannende Zeit wie heute. Mutige unternehmerische Entscheidungen mussten getroffen werden. Genauso ist es bei der Umsetzung der Energiewende heute. Beide Male waren und sind Einfallsreichtum, Innovationskraft und Pioniermut gefordert. Wir sind stolz, wenn das alte Wasserkraftwerk Rheinfelden nun mit dem CERN in Genf, der elektronischen Quartz Armbanduhr oder dem ersten Audio Compact Disc Player in Zusammenhang steht. Allesamt wichtige Errungenschaften der Elektrotechnik und ebenfalls mit einem Milestone ausgezeichnet.“ Für die Region beidseits der Deutsch-Schweizer Grenze sei es bereits der zweite Milestone, ergänzte Martin Steiger. Bereits 2010 erhielt der Netzknotenpunkt Laufenburg in der Schweiz, der „Stern von Laufenburg“, die internationale Auszeichnung.
Im Zuge des Neubaus des Wasserkraftwerks Rheinfelden wich das alte Kraftwerk im Jahr 2010. An seinem Standort befindet sich der Einstieg in das naturnahe Fischaufstiegs- und Laichgewässer für das neue Kraftwerk. Als Kern der Aufwertungsmassnahmen für den Neubau bietet es Pflanzen und Tieren wertvollen Lebensraum.
An das alte Kraftwerk erinnert lediglich noch der Ausstellungspavillon „Kraftwerk 1898“, in dem Energiedienst eine der ursprünglichen Maschinengruppen des alten Kraftwerks zeigt. Der Pavillon beherbergt eine interaktive Ausstellung, die die Leistungen der damaligen Zeit erlebbar macht. Eingebunden in den Rheinfelder Rheinuferrundweg zog das für seine Architektur ausgezeichnete Gebäude seit seiner Eröffnung schon über 40’000 Spaziergänger und Ausflügler an.
Das IEEE nutzte die feierliche Verleihung, um zwei engagierte Persönlichkeiten zu ehren: So erhielt Professor Dr. Wolfram Boeck mit dem 2015 IEEE Herman Halperin Electric Transmission and Distribution Award eine Auszeichnung für seine Lebensleistung. Constanze Troitzsch von der Swissgrid AG bekam für ihre Diplomarbeit den Best Diploma Award „Werner von Siemens“.
Über das Institute of Electrical and Electronics Engineers und den Milestone
Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) ist der weltweit grösste Berufsverband der Elektrotechnik, Elektronik und Informatik. Diese Fachvereinigung und ihre Mitglieder veröffentlichen erstklassige Publikationen, veranstalten Fachtagungen, entwickeln Technologiestandards und sind als Berufsverband sowie im Bildungsbereich tätig.
Das IEEE entstand 1963 durch den Zusammenschluss aus dem 1884 gegründeten American Institute of Electrical Engineers (AIEE) und dem Institute of Radio Engineers (IRE), das 1912 ins Leben gerufen worden war.
Das IEEE zählt in mehr als 160 Ländern über 400’000 Mitglieder, die in den Bereichen Elektrotechnik, Elektronik und Informatik tätig sind. Der Hauptsitz befindet sich in Rutgers, an der State University of New Jersey in den USA. Das History Center des IEEE wurde geschaffen, um bedeutende technische Errungenschaften auszuzeichnen, und hat dazu 1983 das „Electrical Engineering Milestone Program“ aufgelegt, mit dem bahnbrechende technologische Innovationen und hervorragende Leistungen zum Nutzen der Menschheit gewürdigt werden.
Ein „Milestone“ (Meilenstein) versteht sich als technisches Pendant zum Nobelpreis und Auszeichnung als Industriekulturerbe. Objekte oder Innovationen, die mit einem Milestone gewürdigt werden, sollen sowohl in wissenschaftlicher als auch technologischer Hinsicht herausragend sein und im Bereich Energietechnik oder Industriekulturerbe vornehmlich sozial- und kulturrelevante Eigenschaften besitzen.
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