Kurt Rosenthaler - in der Wüste
Von: Henri Leuzinger
Schlicht und einfach «Wüste» nennt Kurt J. Rosenthaler sein viertes Buch, das er mit Peter Meurer vom Ismero Verlag, Olsberg, herausgebracht hat. Der reich illustrierte Band verzichtet bewusst auf Fotos, sondern lässt den exzellent reproduzierten Skizzen, Aquarellen und Collagen viel Raum, die der vielseitige Autor mit kurzen Texten und noch kürzeren japanischen Gedichten – Haikus mit 17 Silben auf 3 Zeilen – ergänzt. Laudator und Freund Roger Mottini, St.Moritz, schätzt an Rosenthalers Werken das Präzise, Heitere, auch Humorvolle bis leicht Ironische, das er überall, besonders aber in kleinen Dingen findet, die sich oft nur bei genauem Hinschauen erschliessen.
Kurt Rosenthaler (Archivbild)
Kurt Rosenthaler führte am Mittwoch, 20. Mai 2015 in der Kapuzinerkirche Rheinfelden das aufmerksame Publikum gleich selber durch den Abend. Sein Dank gelte seinen grosszügigen Sponsoren. Sie ermöglichten die Herausgabe des Buches und nicht die offizielle kantonale Kulturförderung, die abermals alle Beitragsgesuche abgelehnt hätte.
Seltsam: Das Fricktal steuert rund elf Prozent der Bevölkerung und grosse Wirtschaftskraft zum Aargau bei, in die Region fliessen indessen nur 0,3 bis 0,5 Prozent der Zuschüsse an die Kultur – ein Missverhältnis, das auch Stadträtin Béa Bieber bekannt ist. Sie gratulierte zum tollen Buch des «Rheinfelder Multitalents». Musikalisch sorgte das Trio von MamjuLay (voc.) Sarah Kamber (perc.) und Heiner Grieder (sax.) für afrikanische Stimmung.
Essenz von sechs Reisen durch Wüsten
Seit seinem ersten Aufenthalt 1966 in der Negev-Wüste und am Toten Meer lassen ihn die scheinbar lebensfeindlichen, auf die Grundelemente der Natur reduzierten Landschaften nicht mehr los. Die Sahara, Wüsten in Neu-Mexico, die Badlands im Nordwesten der USA, die Wüste Gobi und archaische Landschaften in Usbekistan markieren weitere Etappen auf Rosenthalers Reisen.
Er bricht mit minimalster Ausrüstung auf und kann unterwegs vieles dem Zufall überlassen. Sein wichtigster Proviant ist nämlich Zeit, die er sich und den zahlreichen Bekanntschaften gönnt, Zeit auch, die er fürs Skizzieren einsetzt, fürs genaue Hinschauen, aber auch ganz kurz, wenn es ums Festhalten flüchtiger Momente geht. Das funktioniert mit Stift und Pinsel auf fast allen Unterlagen, und wenn es gar nicht anders geht, sogar auf selbst geschöpftem Papier.
Wichtigste Begleiter sind sodann die Tagebücher, einfache Zeichenhefte, unliniert, wie der Autor betont. Einige attraktive Seiten daraus finden sich auch im Buch wieder, das von der Vielfalt der Sujets lebt, die er eingefangen hat. «Und wer die Regel mit den drei H beachtet – Höflichkeit, Herzlichkeit, Humor – ist stets gut unterwegs in fremden Ländern.»
Mit einem Künstler in der Gruppe zu reisen, sei allerdings nicht immer einfach, merkte der Engadiner Laudator Dr. Roger Mottini schmunzelnd an. «Wir haben oft gewartet, damals im Südwesten der USA, bis Kurt endlich seine Skizzen zu Papier gebracht hatte.» Dabei wusste Rosenthaler ja sehr wohl, wie es auf Gruppenreisen zu und her geht, arbeitete er doch Jahre lang als Reiseführer für den SSR, den Schweizerischen Studentenreisedienst. Doch seine Begleiter haben ihm wohl immer wieder verziehen, besonders, wenn er ihnen Kurzgedichte nach japanischem Muster vortrug.
Heiku-Gedichte bestehen stets aus exakt 17 Silben, verteilt auf drei Zeilen, 5-7-5. Einige Kostproben dieser minimalistischen Lyrik, deutsch und englisch, ergänzen die Sujets im Buch und würzten die Vernissage. Kennengelernt hatten sich Mottini und Rosenthaler übrigens auf einer SSR-Reise in die Sowjetunion, in einer kalten nordrussischen Stadt, als sie ihre Gruppe verloren hatten und nun mürrisch auf den nächsten, verspäteten Bus warteten.
«Als der unbekannte Typ dann plötzlich einen indianischen Gesang anstimmte, entstand eine ziemlich komische Stimmung, doch mir war dieser schräge Vogel auf besondere Art sympathisch.» Mottini schätzt die eigene Sicht der Dinge, auch der kleinen, mit der Kurt Rosenthaler an seine Werke geht. «Durch ihn lernte ich die Welt mit anderen Augen sehen.»
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»