Vielsagende Kunst in der ehemaligen „Strumpfi“
Von: Hans Berger
Am Theodorshofweg 22 in Rheinfelden, wo noch vor etwas mehr wie zwanzig Jahren dutzende Maschinen in Reih und Glied standen, welche - der Digitalisierung weit vorauseilend - so feinmaschige Damenstrumpfhosen strickten, wie dies nur Maschinen vermögen, sind derzeit in der „Strumpfi“ in Reih und Glied ausgestellte Kunstwerke zu betrachten, wie sie – „der Digitalisierung hinterherhinkend“ - nur von Menschenhand geschaffen werden können.
Vielsagende Kunst in der ehemaligen „Strumpfi“ (Strumpffabrik) in Rheinfelden
Während zu Zeiten der Georges Chiarello AG die Designer, Techniker, Mechaniker und Färber die wahren Künstler im Hause am Theodorshofweg 22 waren, übernehmen dort im Rahmen der Benefiz-Ausstellung „Untitled – Kunst stellt aus“ am kommenden Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr, am Samstag von 13 bis 20 Uhr und am Sonntag von 13 bis 17 Uhr siebzehn visuell gestaltende Künstlerinnen und Künstler das Zepter.
Vom Erlös der verkauften Werke gehen fünf Prozent an die Stiftung Burundikids Schweiz. Die Besucherinnen und Besucher der kostenlos zu besichtigenden Kunst-Galerie sind eingeladen, die Stiftung mit einem Obolus zu unterstützen.
Wider der Normalität
Die Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in ein breitgefächertes Kunstschaffen. Allerdings, siebzehn Künstlerinnen und Künstler in einer Ausstellung ist an und für sich selbst dann undenkbar, wenn sie sich mit dem selben Thema befassen würden.
Der 1‘500 Quadratmeter grosse, lichtdurchflutete einstige Strickereisaal macht indes das unmöglich scheinende möglich. Auch wenn sich die Besucher mit über 150 Werken auseinandersetzen können, gibt’s weder ein Gedränge, noch Verdrängen. Jedes Objekt hat Platz genug, um sich gebührend zu präsentieren.
Provokation muss sein
Obwohl am vergangenen Samstag das Wetter eher gegen den Besuch einer Ausstellung sprach, hatten sich die KünstlerInnen über ein mangelndes Interesse nicht zu beklagen.
Über Kunst lässt sich ja bekanntlich „streiten“, allerdings darf einem dann nicht die generöse Auffassung „Kunst ist, was gefällt“ in die Quere kommen, denn dann muss der Disput der Toleranz weichen.
Jenen, zur grosszügigen Haltung neigenden Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung ist indes zu raten, ihre Grundhaltung beim Betreten der Galerie vorerst mal „ad acta“ zu legen, da nicht auszuschliessen ist, dass einige Werke selbst sie dazu verführen, über den Begriff Kunst zu diskutieren, was wiederum den surrealistischen Maler, Schriftsteller, Bildhauer, Bühnenbildner und Schauspieler Salvador Dali (1904-1985) besonders erfreuen würde, da er die Meinung vertrat: „Wer interessieren will, muss provozieren.“
Falls die Prognosen vieler Studien stimmen, dass die glorreichen Zeiten vom Wasserschloss Schweiz bald vorüber sind, bis 2030 weltweit die Nachfrage nach Nahrung um fünfunddreissig, nach Wasser um vierzig und nach Energie gar um fünfzig Prozent steigen und die Folgen davon Wassermangel, Nahrungsmittel- und Energiekrise sein wird, wäre es allerdings höchste Zeit zu provozieren, um diesbezüglich zu optimistische Besucherinnen und Besucher wachzurütteln.
Sowohl als auch
Die siebzehn Künstlerinnen und Künstler machen jedoch nicht auf Panik. Die Betrachterinnen und Betrachter der in der Fotoreportage ausführlich dokumentierten Werke können ihren Assoziationen freien Lauf lassen und werden darin auch nicht durch Titel gross eingeengt. Wer will, kann sinnieren und grübeln oder sich einfach darüber freuen, dass es in der digitalisierten Welt noch eine Sparte gibt, deren Digitalisierung unmöglich ist.
Anmerkung: Die ausführliche Fotoreportage verschafft lediglich einen Eindruck der Ausstellung, ersetzt jedoch nicht deren Besuch, da die Fotos weder die Intensität, noch die Farben und Perspektiven der Werke zu wiedergeben vermögen.
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