Fotoausstellung «Jazzlive» im Hotel Schützen
Von: Roswitha Frey
Für Jazzfans gibt es zwei gute Gründe, das Hotel Schützen in Rheinfelden aufzusuchen: Zum einen sind im Jazzclub Q4 im Kulturkeller des Schützen Topmusiker der internationalen Jazzszene zu erleben. Zum anderen sind in der Ausstellung «Jazzlive» bis zum 30. November ausdrucksvolle Musikerporträts von Röné Bringold zu sehen, die einfühlsam und stimmungsvoll magische Momente aus Jazzkonzerten einfangen.
Röné Bringold (Foto: zVg)
Dreissig Aufnahmen aus seinem riesigen Fundus hat der bekannte Basler Jazzfotograf Röné Bringold für diese Schau ausgewählt. Stars und Legenden des Jazz, internationale Grössen und lokal bekannte Jazzmusiker, aber auch junge, aufstrebende Supertalente der Branche hat der leidenschaftliche Jazzfan und ebenso passionierte Fotograf Bringold live in Konzerten oder beim Soundcheck fotografiert.
Er zeigt die Künstler auf oder hinter der Bühne in intimen, selbstvergessenen Momenten in völliger Hingabe an die Musik. Alles, was die Faszination Jazz ausmacht, die Emotionen und die dichte Atmosphäre bringt Bringold in diesen ausdrucksstarken Porträts zum Ausdruck.
Die charismatische Sängerin Dee Dee Bridgewater in einem ruhigen Moment auf einem Stuhl, in sich gekehrt, dann wieder in vokaler Aktion, mit einem Fächer in der Hand. Die Jazzdiva Dianne Reeves, die Augen geschlossen, der Gesichtsausdruck entrückt, der Saxophonist Jan Garbarek, völlig ins Spiel versunken, Bobby McFerrin im Profil, mit ausgestreckten Armen; der Kult-Pianist Chick Corea, in dessen Brillengläsern sich die Klaviertasten spiegeln, Gitarren-Legende Paco de Lucia, den Blick nach oben gerichtet, während die Finger traumwandlerisch wie von selbst spielen, die Saxofon-Ikone Branford Marsalis, hochkonzentriert am Notenpult stehend, Wayne Shorter, das Gesicht unkenntlich im Dunkeln, der Geigen-Irrwisch Nigel Kennedy beim kühnen Bogenstrich. Mit untrüglichem Gespür für den richtigen Augenblick hat Röné Bringold diese prominenten Musiker in intensiven Konzertmomenten durch das Auge der Kamera erfasst.
Doch es geht ihm nicht primär um grosse Namen, wie er sagt, sondern um Stimmung, Atmosphäre, Charisma. «Das Bild ist wichtiger als der Name», betont der Fotograf, der während der Jazzkonzerte fokussiert ist auf die Musiker auf der Bühne. So entstehen wunderbare Aufnahmen wie die der Pianistin Hiromi, die sich mit verwegenem Haarturm in fliessend dynamischer Bewegung verbeugt, von Esperanza Spalding, die selbstvergessen den Kontrabass zupft, oder von Stufford Hunter, der in eine Muschel bläst. Oder eine der letzten Aufnahmen der Basler Jazz-Legende George Gruntz am Flügel, vertieft in die Partituren, fotografiert aus ungewöhnlicher Perspektive von der Empore aus.
Viele Aufnahmen sind bei Konzerten in Basel entstanden, beim «Off beat Festival», im Stadtcasino, im Volkshaus, im Jazzclub Bird's Eye, aber auch im Kulturkeller des Hotels Schützen. Durch Bearbeitung sind die ursprünglich farbigen Aufnahmen nun schwarz-weiss, und diese Konzentration lenkt den Blick noch stärker auf den Ausdruck der Gesichter, die faszinierende Mimik, die sprechende Gestik, das Spiel von Licht und Schatten, die Verschmelzung der Musiker mit ihren Instrumenten. «Jazz, Blues, das ist Schwarz-Weiss», sagt Bringold, der mit Jazz aufgewachsen ist.
Im jugendlichen Alter von sechzehn hat er Bekanntschaft mit Frank Zappa gemacht, was der Auslöser für die Jazzbegeisterung wurde. Bringold hat auch selbst Schlagzeug gespielt und war fünf Jahre im Stiftungsrat des Festivals «Off beat Basel». Seit jungen Jahren begleitet den 1958 geborenen Basler, der von Haus aus Grafiker und Designer ist und eine eigene Werbe-Design-Agentur hatte, die Liebe zum Jazz und zur Fotografie.
Seit 2010 ist er als freischaffender Fotograf unterwegs, die künstlerisch anspruchsvolle Jazzfotografie ist eines seiner Spezialgebiete. Er hat nicht nur ein Buch über die «Jazzlive»-Porträts herausgebracht, sondern auch eines mit Momentaufnahmen und Alltags-Stimmungsbildern aus Paris. «Ohne Kamera gehe ich nicht aus dem Haus», sagt der Fotokünstler, der meistens fünfzig bis hundert Aufnahmen von einem Konzert macht, um dann drei, vier herauszufiltern, die das suggestive Erlebnis Jazz so unnachahmlich und einzigartig sichtbar machen.
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