Odd Fellows thematisierten „Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie“
Von: Lukas Jehle
Die Fortschritte der Pharmaindustrie und die Bereitstellung wirksamer Medikamente betreffen im Laufe des Lebens fast jeden von uns und lassen deshalb kaum jemanden unberührt. Viele assoziieren das Thema auch mit dem Spannungsfeld zwischen Oekonomie und Ethik, welches uns künftig noch viel stärker beschäftigen wird.
Dr. Remo Christen, Roche Pharma (Foto: Alfred Mösch)
So kommt es nicht von ungefähr, dass sich die drei Organisationen Kiwanis Rheinfelden, Soroptimist Fricktal und Odd Fellows Rheinfelden, deren gemeinsames Anliegen auch eine fruchtbare Auseinandersetzung mit ethischen Werten ist, auf Einladung der Waldstadt-Loge der Odd Fellows zu einem Referat mit diesem Titel einfanden.
Die Stimme eines Pharmaunternehmens sowie der Interpharma (Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen) wurde verkörpert durch Herrn Remo Christen, Geschäftsleitungsmitglied der Roche Pharma (Schweiz).
Der Leistungsausweis des medizinischen Fortschrittes ist beeindruckend: Etwa am Beispiel Krebs zeigen sich die Erfolge der letzten dreissig Jahre: Die Sterblichkeit hat sich bei Männern um 36%, bei Frauen um 27% reduziert. 1980 gab es noch keine wirksame Therapie gegen AIDS, heute stirbt kaum noch jemand an dieser Krankheit.
Die Entwicklung von Medikamenten hat aber auch einen hohen Preis: Die niedrige Erfolgsquote, d.h. die Anzahl der Medikamente, deren Entwicklung nicht weiterverfolgt wurde. Typischerweise benötigt ein einziges innovatives Medikament 1,3 Mrd Fr. Investitionen, über 7 Mio Arbeitsstunden, 6‘587 Experimente und 423 Forscher, die daran arbeiten. Verständlich, wenn der Referent erwähnt, dass Misserfolge in der Forschung kaum öffentlich bedauert werden, währenddem hohe Medikamentenpreise erfolgreicher Wirkstoffe jeweils stark in der Kritik stehen.
Erstaunt hat viele der Anteil der Medikamentenkosten an den Gesamtkosten des Gesundheitswesens: Sie machen lediglich 12,7% aus! Doch es gibt noch beträchtliche Herausforderungen, nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern für die Gesellschaft insgesamt, etwa Demenzerkrankungen, die sich gemäss Prognose bis 2050 verdreifachen werden. Immerhin zeigt der aktuelle Trend eine unterdurchschnittliche Zunahme der Medikamentenkosten im Vergleich mit der Zunahme der Kosten ambulanter und stationärer Behandlungen.
So manche Herausforderung steht uns noch bevor. Etwa die Forschung an neuen Antibiotika, bei welchen uns aufgrund resistenter Keime die Präparate auszugehen drohen. Die Fragen an den Referenten drehten sich natürlich auch um die Preisgestaltung der Medikamente. Diese ist ein komplexer Prozess, in welchem der Nutzen eines Medikamentes, eine Vielzahl von Kostenfaktoren, die Medikamentensicherheit, aber auch regulatorische Bestimmungen eine Rolle spielen. In der emotionsgeladenen öffentlichen Diskussion gehen einige dieser Fakten manchmal vergessen.
Über kurz oder lang werden moralisch-ethische Fragen weiter ins Zentrum der Gesellschaft getragen werden: Wer bezahlt die Kosten teurer medizinischer Behandlungen, nicht nur der Medikamente? Was ist ein fairer Preis? Und schliesslich: Was ist ein Leben wert? Fragen, die bei den Zuhörern eine nachhaltige Resonanz erzeugten und für viel Gesprächsstoff beim gemeinsamen Apéro im Logenheim der Odd Fellows sorgten.
Waldstadt-Loge Rheinfelden
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