Rheinfelden in närrischer Euphorie
Von: Hans Berger
Ganz ihrem Motto entsprechend „Mir gsennd rot“ hätte dies die Rheinfelder Fasnachtsgesellschaft (FGR) wettermässig auch im Vorfeld des gestrigen 35. grenzüberschreitenden Narrenumzugs tun können. Denn was da die Wetterfrösche prophezeiten war alles andere wie rosig. Die Rheinfelder konnten somit am Sonntag mit Fug und Recht mutmassen: „Petrus muss ein Rheinfelder sein“. Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn sie ihn demnächst zum Ehrenbürger küren würden. Allerdings ist auch nicht auszuschliessen, dass die vielen grässlichen Fratzen dem Winter das Fürchten beigebracht haben und er sich daher, wie übrigens auch der Storch auf dem Stadttor, kurzfristig verdrückte.
Rheinfelden in närrischer Euphorie
Die im Fasnachtsumzug formierte, mehrheitlich aus dem badischen Raum stammende Narrenschaft hatte am vergangenen Sonntag Rheinfelden vereinnahmt. Zusammen mit den „Schlachtenbummlern“ und vielen auswärtigen Guggen übertrafen sie vermutlich die Einwohnerzahl des Zähringerstädtchens. Narri, das Grusswort der badischen Zünfte, ertönte allerorts und wurde vom „Fussvolk“ manchmal zaghaft, oft aber freudvoll mit Narro erwidert.
Am Schützenweg im schweizerischen Rheinfelden reihten sich über sechzig Cliquen in die vorgegebene Position ein. Pünktlich um 14.11 h setzten sich die Ersten des über 3‘000 „Genossen” zählenden Trosses, allesamt natürlich der fünften Jahreszeit frönend, in Bewegung. Via Marktgasse über die Rheinbrücke ins badische Rheinfelden, dort die grosse Friederichstrasse entlang erreichten die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler nach einstündigem närrischem, aktivem Agieren und Marschieren ihr Ziel hinter dem Bürgersaal.
Hinterlist
Viele “Häxe” und „alti Wyber” waren zum Vergnügen der Zuschauer bemüht, dem Winter den letzten Garaus zu machen. Die „Bösewichte” mit ihren vielfach kunstvoll geschnitzten Holzmasken beschlichen einzelne, nichts Böses ahnende „Zivilisten” äusserst hinterlistig, um sie in Angst und Schrecken zu versetzen und anschliessend mit viel Konfetti und vor allem mit Süssigkeiten wieder versöhnlich zu stimmen. Natürlich waren da die jungen, hübschen Mädchen, zum Gaudi der Zaungäste, besonders beliebte Opfer. Ein Augenschmaus, hauptsächlich für Männeraugen, die adretten, bezaubernd lächelnden, unermüdlich tanzenden Majoretten.
Kein Futterneid
Es war eine echte Strassenfasnacht. Die Aktivisten kannten ihre Aufgabe und unterhielten ihr Publikum mit vielerlei Aktionen von kleinen und grossen, wirkungsvollen Spektakeln, über wilde Tanzvorführungen, bis bin zu akrobatischen Einlagen. Von den an der fasnächtlichen Prozession teilnehmenden Wagen wurde, nicht nur zur Freude der Kinder, allerlei gut und weniger Brauchbares verteilt, was die Kleinen dann mit vom Eifer erhitzten Wangen, oftmals unter der Regie ihrer Eltern, aufsammelten. Es hatte genug, daher gab’s auch keinen Grund, „Futterneid“ oder gar Streitigkeiten aufkommen zu lassen, jeder nahm, was er kriegen konnte.
Farbwechsel
Die im “Cortège” mitziehenden, harmonisch spielenden Musikformationen verleiteten die holde Narrenschaft mit bekannten Weisen und Schlagern zum Mitsingen und Mitklatschen, während die zahlreichen Guggen gar manchen Fuss zum Wippen brachten. Ob schöne oder schräge Musik, beide trugen damit viel zur grandiosen Stimmung am Fasnachtsumzug beider Rheinfelden bei.
Wie seit nunmehr 35 Jahren war der grenzüberschreitende Rheinfelder Fasnachtsumzug so lebhaft, Freude verbreitend wie eh und je. Auf den Nenner gebracht: er war einfach schön, schöner geht’s nicht – insofern hat die Rheinfelder Fasnachtsgesellschaft (FGR) - entgegen ihrem Motto - überhaupt keinen Grund, ‚Rot‘ zu sehen.
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