Informationsbus gegen Menschenhandel
Von: mm/f24.ch
Anlässlich des gestrigen Europäischen Tages gegen Menschenhandel wurde in Bern ein Informationsbus eingeweiht. Er soll die breite Öffentlichkeit auf dieses Verbrechen aufmerksam machen. In der Schweiz werden Kinder, Frauen und Männer zum Betteln gezwungen, zur Prostitution genötigt oder als Arbeitskraft ausgebeutet. Nach wie vor werden nur wenige dieser Opfer von Menschenhandel identifiziert. Um diese Realität besser sichtbar zu machen, wird der Informationsbus in mehreren Schweizer Städten haltmachen. Bis 3. November 2017 werden zudem an verschiedenen Orten Informationsveranstaltungen abgehalten.
Informationsbus gegen Menschenhandel
Ein Gesicht verrät nicht immer, was ein Mensch durchgemacht hat. Dahinter verborgen ist vielleicht eine Frau, die sexuell ausgebeutet wird und Gewalt erleiden muss. Oder es ist ein Mann, der sich unter falschen Versprechungen anwerben liess und nun für wenig oder gar kein Geld arbeitet und dessen Identitätsausweise eingezogen worden sind.
Solche Fälle gibt es in der Schweiz; doch ist es bisweilen schwierig, sie zu erkennen. Diese Personen sind Opfer von Menschenhandel. Tagtäglich durchleben sie grosses Leid. Sie sind Opfer von Kriminellen, die die Abhängigkeit und Verletzlichkeit dieser Menschen ausnutzen.
Veranstaltungen in der ganzen Schweiz
Um die Schweizer Bevölkerung auf diese schweren Menschenrechtsverletzung aufmerksam zu machen, haben das Schweizer Büro der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Bern und die Fondation neuchâteloise pour la coordination de l‘action sociale (FAS) diesen Informationsbus lanciert und koordiniert. Unterstützt wurden sie von der Steuerungsgruppe, in der auch fedpol, das SEM und das EDA vertreten sind.
Dank der Mithilfe verschiedener kantonaler Akteure und Opferhilfestellen, die sich für die Bekämpfung des Menschenhandels engagieren, fährt der Bus während eines Jahres durch die Schweiz und macht in verschiedenen Städten halt. Er lädt die Bevölkerung dazu ein, hinter das Äussere zu blicken. Im Bus erwarten die Besucherinnen und Besucher Erfahrungsberichte, Bilder, Zahlen und ausführliche Erläuterungen, die helfen, das Phänomen Menschenhandel besser zu verstehen - ein Phänomen, das in der Schweiz hauptsächlich im Sex-, Bau- und Gastgewerbe wie auch in der Hauswirtschaft, im privaten Pflegebereich und in der Landwirtschaft anzutreffen ist.
Mit der Einweihung des Informationsbusses begann auch die Aktionswochen gegen Menschenhandel. Sie dauern vom 17. Oktober bis 3. November 2017. Während dieser Zeit finden rund zwanzig Veranstaltungen statt: Dokumentarfilme und Ausstellungen werden gezeigt und Konferenzen und Schulungen abgehalten. Diese Veranstaltungen finden in mehreren Kantonen statt, um eine breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren und den Austausch mit Fachleuten zu fördern.
250 Opfer identifiziert
Opferhilfestellen identifizieren und kümmern sich jedes Jahr um mehr als 250 Opfer, die ihrer Ausbeutungssituation entkommen konnten. Da Menschenhandel im Verborgenen stattfindet, bleibt die grosse Mehrheit der Betroffenen jedoch unerkannt und erhält keine Unterstützung. Die Bekämpfung von Menschenhandel ist komplex und bedingt Massnahmen mehrerer Partner auf lokaler und internationaler Ebene.
Für die Strafverfolgung von Menschenhandel sind die Kantone zuständig; fedpol unterstützt sie dabei, indem die Ermittlungen koordiniert, eine gemeinsame Strategie ausgearbeitet und die verschiedenen Akteure in der Schweiz miteinander vernetzt werden.
Zu diesen Akteuren gehören etwa das Staatssekretariat für Migration (SEM), das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), kantonale Migrationsbehörden, die kantonalen Opferhilfestellen, das Grenzwachtkorps (GWK), die kantonalen Polizeikorps und Justizbehörden und auch Nichtregierungsorganisationen.
Menschenhandel ist ein transnationales Phänomen, dessen Bekämpfung auf der internationalen Zusammenarbeit auf politischer wie auch auf operativer Ebene beruht. Das EDA setzt sich deshalb dafür ein, die bilaterale Zusammenarbeit und die internationalen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen zu verbessern, beispielsweise durch Verhandlungen mit den Vereinten Nationen oder der OSZE.
Der zweite Nationale Aktionsplan gegen Menschenhandel für die Jahre 2017-2020 legt die Strategie der Schweiz fest. Die Aktionen beruhen auf vier Säulen: Prävention, Strafverfolgung, Opferschutz und Zusammenarbeit.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»