Kirchenbundspräsident traf Bosnischen Grossmufti
Von: mm/f24.ch
Auf Einladung des Oberhauptes der bosnischen Muslime besuchte der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunde Gottfried Locher Sarajevo. Im Beisein des bosniakischen Staatspräsidenten unterzeichneten die beiden Religionsführer eine gemeinsame Erklärung. In der «Sarajevo Message» bekennen sich die bosnischen Muslime zu Demokratie, Rechtsstaat und Gleichberechtigung nach Schweizer Vorbild. Der Kirchenbundspräsident sichert auf dieser Grundlage seine Unterstützung für die Zusammenarbeit in der Schweiz zu.
(v.l.) Kirchenbundspräsident Gottfried Locher, Staatspräsident Bakir Izetbegović, Grossmufti Husein Kavazović
Unter den Augen des bosniakischen Präsidenten im dreiköpfigen Staatspräsidium von Bosnien-Herzegowina, Bakir Izetbegovic, unterzeichneten Kirchenbundspräsident Gottfried Locher und Grossmufti Husein Kavazovic, geistiges Oberhaupt der bosnischen Muslime im In- und Ausland, am 12. Mai in Sarajevo ein Dokument, in dem sich die Muslime zu den schweizerischen Werten bekennen. Explizit genannt wird, dass alle Menschen frei seien, ihre Religion zu wählen. Ausdrücklich verurteilt wird der religiös motivierte Terrorismus, der in der je eigenen Religion auftritt.
Kavazovic betonte, dass sich die bosnischen Muslime Europa zugehörig fühlen und den wachsenden Einfluss der Golfstaaten im Land mit Sorge betrachten. Es gelte, die Beziehungen mit der EU und der Schweiz zu stärken.
Locher wiederum zeigte sich beeindruckt von der akademischen Ausbildung der Imame an der Islamischen Fakultät von Sarajevo: «Dieser europäische, intellektuell reflektierte Islam kann ein Partner für uns Reformierte in der Schweiz sein.» Für das nächste Jahr hat der Kirchenbundspräsident ein Symposium von reformierten Pfarrerinnen und Pfarrern und bosnischen Imamen in der Schweiz angeregt.
Locher besuchte zudem die Dauerausstellung zum Genozid von Srebrenica. Das Kriegsverbrechen, das im Juli 1995 verübt wurde, kostete mehr als 8‘000 Bosniaken das Leben. Bis heute sind die Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen spürbar, sie stellen weiterhin eine Bedrohung für den nationalen Zusammenhalt dar.
Umso beeindruckter zeigte sich der Kirchenbundspräsident von der Arbeit des interreligiösen Rates. Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und orthodoxen Kirchen sowie der jüdischen und islamischen Gemeinschaften erzählten von ihren Projekten, die der Begegnung, Bildung und Versöhnung dienen.
«Hier gelingt den Religionsgemeinschaften, wozu die Politiker offenbar noch nicht in der Lage sind», sagte Locher während eines Gespräches mit der Schweizer Botschafterin in Bosnien-Herzegowina Andrea Rauber. «Das Gespräch zwischen den Religionen trägt hier direkt zum politischen Frieden bei. Religionsfrieden ist eine Überlebensfrage. Entsprechend ernsthaft sprechen Muslime und Christen miteinander. Es gibt keine Alternative zu diesem Gespräch, nicht in Bosnien und nicht in der Schweiz.»
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