Altersvorsorge auf dem Prüfstand
Von: Maximilian Reimann
Unsere Altersvorsorge beruht bekanntlich auf drei Säulen, der staatlichen AHV, der beruflichen Pensionskasse und der persönlichen Selbstvorsorge. Bei allen drei ist einiges aus dem Lot geraten.
In der bevorstehenden Frühjahrssession werden die Weichen um die Reform der „Altersvorsorge 2020“ definitiv gestellt. Dabei geht es um die Sanierung der Säulen 1 und 2, also von AHV und Pensionskassen. Noch gibt es markante Differenzen zwischen National- und Ständerat.
So etwa bei der Frage, um wie viel die Mehrwertsteuer zur Finanzierung der Deckungslücke bei der AHV angehoben werden soll? Ob bei anhaltender Finanzierungslücke auch das Rentenalter automatisch in kleinen Schritten erhöht werden soll? Oder ob die künftig um rund 12 % tieferen BVG-Renten via eine Anhebung der AHV-Renten kompensiert werden sollen?
Volksabstimmung noch 2017?
Sicher ist, dass sich die beiden Räte spätestens am 16. März geeinigt haben müssen, denn auf diesen Sitzungstag sind die Anträge der Einigungskonferenz traktandiert. Nicht auszuschliessen ist, dass die Frage des künftigen Rentenalters auf die nächste Reform hinausgeschoben wird, um die fällige Volksabstimmung nicht unnötig zu belasten. Klar ist, dass der Souverän das letzte Wort hat. Sollte er der „Altersvorsorge 2020“ zustimmen, dann kommt man um Kompromisse nicht herum.
Wegen der Erhöhung der Mehrwertsteuer müsste die Volksabstimmung noch im laufenden Jahr durchgeführt werden, um sie rechtzeitig in Kraft treten zu lassen. Politik, Volk und Stände sind somit gefordert.
Aber erst, wenn positive Abstimmungsergebnisse vorliegen, besteht Gewissheit, dass die Säulen 1 und 2 saniert zumindest für die nächsten 10 – 15 Jahre abgesichert sind. Noch liegt der Teufel in diversen Details!
Zur Rendite der privaten Vorsorge
Aber auch nach Inkrafttreten der Altersvorsorge 2020 wird man um zusätzliche persönliche Altersvorsorge nicht herumkommen, will man den gewohnten Lebensstandard einigermassen halten.
Das private Alterskapital, sei es ererbt, erarbeitet und für den Ruhestand zur Seite gelegt, soll durch eine kluge Anlagestrategie weiter vermehrt werden und sukzessive dem Verzehr dienen. Das aktuelle Problem liegt wegen der Nullzinspolitik der Zentralbanken in der ungenügenden Rendite.
Abzuraten ist strikte vor verführerisch hohen Gewinnversprechen dubioser Produkteverkäufer oder vor hochgejubelten Einzelaktien. Aber wie viel Rendite lässt sich mit einer klugen Strategie denn erzielen? Antworten gibt die Praxis, wobei nicht ein einzelnes Jahr als Massstab dient, sondern ein mehrjähriger Zeitraum sowie der gewählte Aktienanteil. Hier ein paar Beispiele der Wertentwicklung von typischen inländischen Vorsorgeprodukten:
Mit einem Aktienanteil von rund 25 % schaffte der Raiffeisen-Vontobel Pension Invest innert fünf Jahren 17,1 %, UBS Vitainvest 20,6 % oder Swisscanto BVG 3 24,2 %. Bei einem doppelt so hohen Aktienanteil von 50 % lag die Wertentwicklung für die gleiche Periode leicht höher, nämlich zwischen 24 – 30 %. Wählt man eine Laufzeit von 10 Jahren, ist die vergleichbare Performance erstaunlicherweise nicht höher. Der Grund: Da war im Aktienbereich zunächst der Crash von 2008/09 zu verdauen.
Ein Plädoyer für „Bitcoins“…
„Hände weg vor Online-Währungen“ lautete die Quintessenz in meinem letzten Artikel. Gemeint waren die auf privater Basis im Aufbau begriffenen digitalen Zahlungsmittel, wie beispielsweise das weltweit am meisten verbreitete Bitcoin-System. Ich sagte dazu, dass mir ein Portemonnaie mit Noten und Münzen der Schweizerischen Nationalbank immer noch weit mehr mundet als eine digitale Brieftasche mit Guthaben in einem mir nicht näher vertrauten Rechnernetz.
Damit war ein Leser ganz und gar nicht einverstanden. Er schrieb mir einen vierseitigen E-Brief und verwies auf die riesigen Mängel des weitgehend ungedeckten Zentralbankengeldes, das keine Zinserträge mehr abwirft, ja grössere Guthaben gar mit Negativzinsen abstraft.
Dann hebt er an zu einem wahren Plädoyer auf diese neuen, dezentralen Zahlungssysteme, die der Spekulation durch die Finanzwelt entzogen und somit wertbeständig seien. Zur Abrundung waren noch aktuelle Zeitungsartikel angehängt, versehen mit Titeln wie „Die stille Enteignung der Sparer“ oder „Wer Geld zur Bank trägt, verliert Geld.“
Nun, ich bin mir der Währungsgefahren sehr wohl bewusst, in die uns die notorisch überschuldeten Staaten hineingeritten haben. Auch glaube ich nicht, dass mit einer weiteren Aufblähung der Geldmengen – insbesondere durch die Zentralbanken der EU, USA und Japan - die schlimmsten Defizitländer auf Dauer über Wasser gehalten werden können. Aber es fehlt mir der Glaube daran, ob Bitcoins und andere sog. Kryptowährungen die gewünschte Sicherheit zu erbringen vermögen. Obiger Plädoyer-Schreiber sei natürlich in seiner konträren Meinung belassen…
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