Aktienbörsen in dünner Luft
Von: Maximilian Reimann
Wichtige Aktienbörsen der Welt haben in den letzten Wochen neue Allzeit-Höchststände erreicht. So in den USA, Deutschland, Grossbritannien und teilweise gar in der Schweiz. Geht es weiter aufwärts oder kommt alsbald die Wende?
In der Schweiz ist es der Gesamtmarkt-Index SPI, der sein altes Höchst vom Herbst 2015 bereits deutlich überschritten hat. Der höher beachtete SMI, der die zwanzig grössten Schweizer Unternehmen umfasst, ist noch nicht an seine Rekordmarken von 2007 und 2015 herangekommen.
Damals notierte er über 9‘500 Punkten, während er im Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, bei 9‘125 liegt.
Da niemand die Zukunft kennt, auch nicht die „übergescheiten Börsengurus“, weiss niemand, wie es weiter geht. Aber die Börsenluft, in der wir uns befinden, ist zweifellos dünn geworden.
Absichern oder mit Verkauf beginnen?
Die allermeisten Aktien in einem Depot befinden sich, abgesehen von den einst fruchtbaren Grossbankentitel UBS und CSG, im Plus. Das aber sind erst Gewinne auf dem Papier. Will man sie realisieren, dann muss man die Titel verkaufen. Will man sie zumindest absichern, dann legt man Stop-loss-Limiten. Auch über Optionsgeschäfte mit Aktien, die man im Depot hält, lässt sich auf weitere Berg- oder Talfahrt spekulieren.
Aber das ist schon höhere Mathematik, die leicht zur Lotterie oder gar zum Roulette verkommt, vor allem wenn man es ohne professionellen Support tut. Sicher ist nur: Jede Bergfahrt endet mal oben, dann geht es wieder nach unten.
Was also tun? Es ist eine Frage von individuellem Temperament und Risikofähigkeit. Der offensive Anleger bleibt auf Bergfahrt, kauft gar noch Positionen hinzu und sichert sich gegen Kursrückschläge höchstens mit Stop-loss-Verkaufslimiten ab.
Der defensive Anleger hingegen setzt nicht nur solche Verkaufslimiten, sondern er beginnt auch mit Verkäufen, entledigt sich vorläufig zumindest teilweise von Positionen. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, lautet seine Devise.
Hohe oder gar steuerfreie Dividenden
Das Problem folgt auf der Hand: Was macht man mit dem Spatz in der Hand bzw. mit den liquiden Mitteln? Da würde ich mir bis auf weiteres nicht den Kopf verdrehen. So lange die Nullzins-Politik der Notenbanken anhält, und das dürfte zur Schonung der hochverschuldeten Staaten noch länger der Fall sein, verpasst man an Zinserträgen nichts.
Die Wartezeit lässt sich aber auch nutzen, um seine Anlagestrategie im Aktienbereich zu überdenken. So könnte man künftige Käufe auf Werte mit hoher Dividendenrendite konzentrieren, wie etwa Royal-Dutch (7 %), Zürich Versicherung (6,5 %), Swiss Re (5,4 %) Swisscom und Daimler (5 %), Münchner Rück, Allianz und Waadtländer Kantonalbank (4,6 %).
Oder warum nicht auf Titel setzen, die ihre Dividenden den bereits versteuerten Kapitalreserven entnehmen, so dass sie beim Anleger steuerfrei anfallen. Heuer war das etwa der Fall bei Clariant, Mobimo, UBS, Lafarge-Holcim, Allreal oder zum Teil bei der Zürich. Allerdings weiss man nicht, wie lange dieser „steuerfreie Dividendensegen“ anhält, denn einmal gehen diese Reserven zu Ende.
Oder warum nicht einfach versuchen, verkaufte Aktienbestände dereinst auf tieferem Niveau zurückzukaufen und sich einstweilen am erzielten Zwischengewinn zu erlaben.
Mehr Steuergelder für den Spitzensport
Viele von uns verfolgen mit Interesse bis Enthusiasmus den Spitzensport, erfreuen sich am Medaillengewinn von Landsleuten und hätten gerne noch mehr davon. Aber mehr Medaillen erfordert mehr finanzielle Mittel, die für den Spitzensport, den Nachwuchs und dessen Trainer aufzuwenden wären.
Die Mittel laufen über Swiss Olympic, den Dachverband des Schweizer Sports, dem bis anhin rund 45 Mio. Franken pro Jahr für den Spitzensport zur Verfügung standen. Dieser Betrag wird ab 2018 mittels öffentlicher Gelder um jährlich 30 auf 75 Millionen erhöht, wobei je 15 Millionen durch die Kantone via Lotteriefonds und 15 Millionen via ordentliches Budget des Bundes aufgebracht werden. Letzteres haben die eidg. Räte in der März-Session mit klarer Mehrheit und unter wirksamem Einfluss einer mächtigen Sportlobby so beschlossen.
Ob es aber eine Bundesaufgabe ist, für mehr Erfolg im Spitzensport zu sorgen, da scheiden sich die Geister. Unbestritten ist die staatliche Förderung des Breitensports, von Jugend + Sport bis hin zum Seniorensport. Doch Aber-Millionen an neuen Steuergeldern für Profis und Spitzensport?
Ich war zwar auch dafür, allerdings mit einem mulmigen Gefühl. Warum? Der Appetit kommt mit dem Essen, sagt ein altes Sprichwort. Und Swiss Olympic will mit allen Mitteln die Winter-Olympiade von 2026 in die Schweiz holen. Da kämen Hunderte an weiteren Millionen auf die Steuerzahler zu, insbesondere für die Sicherheit hoher Staatsgäste. Ob das im Volk noch mehrheitsfähig ist? Die Bündner jedenfalls sagten zweimal Nein, heuer noch wesentlich deutlicher als vier Jahre zuvor!
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