Fauchiger FerienSpass in Olsberg
Von: Hans Berger
Rund 150 Kinder und ein paar Erwachsene hatten gestern auf der Sennweide in Olsberg nicht nur viel Spass, sondern erlebten im selben Masse auch den Nervenkitzel, als Dompteur Jürg Jenny die Arena betrat und die sibirischen Tiger ihn gefährlich fauchend begrüssten und bedrohlich mit der Tatze nach ihm griffen.
Jürg Jenny mit zwei seiner fauchenden Tigern
Wohl niemand in der Zirkusscheune hätte seinen Platz mit jenem von Jürg Jenny tauschen wollen. Denn, wie er berichtete, waren die Raubkatzen die ganze Nacht draussen und haben noch nichts zu fressen bekommen, weil sie ansonsten zu faul für Vorführungen wären.
Diese Botschaft hielt dann letztlich wohl auch die Wagemutigsten unter den Zuschauern davon ab, freiwillig das Gehege zu betreten und da es heut nicht mehr Sitte ist, Menschen den Raubkatzen zum Frass vorzuwerfen, hatten sie keinen Grund anzunehmen, dies unfreiwillig tun zu müssen.
Obolus
Mit sechzehn Jahren wusste Jenni, dass er Dompteur werden will, mit zwanzig hatte er die erste zirkusreife Raubkatzennummer beisammen und ging 24 Jahre auf Tournee. Seit nunmehr achtzehn Jahren lebt er mit seinen Tieren auf der Sennweide in Olsberg und macht mit ihnen jährlich rund 150 Vorstellungen. Notabene zum Nulltarif, bittet aber nach der Vorstellung um einen freiwilligen Obolus, schliesslich verspeisen die Tiere pro Tag rund 50 kg Hühner und 70 kg Fleisch.
Atemberaubend
Von der spektakulären Dressur ist Jürg Jenni abgekommen, im Vordergrund steht für ihn vielmehr, den allesamt in Zoos geborenen Tieren eine sie fordernde Beschäftigung zu geben. Atemberaubend ist die rund einstündige Show aber alleweil. Auf der Zirkusscheunentribüne jedenfalls war es während der Vorführung mucksmäuschenstill, was bei rund 150 Kindern schon was heissen will. „Die Dressur vermag die Bedingungen im Freiland nicht zu simulieren, aber vielleicht doch durch die Aufmerksamkeit und Konzentration, die sie den Tieren abverlangt, bis zu einem gewissen Grad zu ersetzen“, erklärte Jürg Jenny.
Korruption
Beeindruckend ist die Arbeitsweise des Dompteurs. Zum einen hat er eine Mordsgeduld mit seinen Schützlingen, zum anderen verwendet er weder Peitsche, noch Stock, um ihnen seinen Willen aufzuzwingen. In der Hand hat er lediglich eine kleine Reitgerte, welche etwa die selbe Funktion wie der Taktstock beim Dirigenten hat.
Während unter der Ägide der OSCD der Korruption weltweit der Kampf angesagt ist, besticht Jenny seine „Untertanen“ in aller Öffentlichkeit mit Fleisch, damit sie nach seiner Nase tanzen. Daher ist nicht gänzlich auszuschliessen, dass sich mancher Wirtschaftsboss sagt: „Was Jenny darf, darf ich wohl auch!“
Die Unbestechlichen
Diese Wirtschaftsbosse waren aber vermutlich nur beim Dressurakt mit den jungen Tigern anwesend. Denn wären sie länger geblieben, hätten sie feststellen müssen, dass die reiferen Raubkatzen nicht mit einem Stück Fleisch zu ködern sind, sondern sie sich nur durch eine behutsame Hartnäckigkeit sowie Standfestigkeit des Chefs zu ausserordentlichen Leistungen bewegen lassen.
Fragen über Fragen
Beinah so lange wie die Raubtiershow ging die daran anschliessende Fragerunde, der entnommen werden konnte, wie beeindruckt die Kids vom Erlebten waren. Hinzu kommt, dass Jürg Jenny nicht nur ein exzellenter Dompteur, sondern auch noch ein guter Erzähler ist. Sicher ist - auch die Kinder haben einen echten, den Namen verdienenden FerienSpass gehabt, den sie wohl auch nicht so schnell vergessen werden.
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