Musikverein Obermumpf würdigt und feiert neue Fahne
Von: Hans Berger
Spätestens seit dem frühen Altertum gehören Fahnen zum Gemeinschaftsleben. Sie dienten der Erkennung der unter ihr versammelten Menschen und waren ein Zeichen der Solidarität, des Zusammengehörigkeitsgefühls. In der heutigen Zeit des Individualismus, in der das WIR dem ICH gewichen ist, hat die Fahne an Bedeutung verloren. Dies zeigte sich vergangenen Sonntag auch an der Fahnenweihe des Musikvereins Obermumpf, denn als die nun abgelöste Fahne 1970 ihren Dienst antrat, wurde dies zwei Tage lang gefeiert, die neue Fahne musste sich indes mit ein paar Stunden begnügen.
Musikverein Obermumpf feiert die neue Fahne
Identität, Solidarität
So war in Obermumpf beim Einweihungsakt bereits beim Einmarsch der Fahnendelegationen der zum Fest geladenen Vereine erkennbar, dass die Fähnriche nicht einfach ein besticktes, buntes Tuch, sondern ein für sie kostbares, würdiges, ausdruckvolles Abzeichen ihres Vereins in die Halle trugen. „The Olympic Spirit“, mit dem der Musikverein Obermumpf die Abordnungen willkommen hiess, verlieh dem Akt zusätzliche Würde.
Die Fahnenträger schienen sich dessen bewusst zu sein, eine Fahne dokumentiert nicht nur das Alter und die historisch gewachsene Bedeutung einer Gemeinschaft, sie ist zugleich Sinnbild für unverzichtbare, menschliche Tugenden, sie ist Ausdruck des Geistes, der in einer Gemeinschaft herrscht, und somit ein bedeutsames, Identität stiftendes Symbol. Eine Fahne macht fundamentale Werte der Volkskultur sichtbar. Diese Identität stiftende Symbolik zeigte sich dann auch beim Fahnengruss und ist besonders bei Beerdigungen eindrücklich.
Patenschaft
Von diesem Geist beseelt waren bestimmt auch die Fahnengotte und gleichzeitig Frau Gemeindeammann von Obermumpf, Eva Frei, Fahnengötti Markus Dietwiler und insbesondere der OK-Präsident und neue Fähnrich vom MVO, Sven Frei. Welcher jedoch augenzwinkernd um Bedenkzeit bat, als die Fahnengotte in ihrer Ansprache ihn verschmitzt anblickte und darauf hinwies, dass früher die Fähnriche ihr Leben für die Fahne opferten.
Festakt
Im Mittelpunkt des Festaktes stand die Segnung der neuen Fahne durch die beiden Pfarrherren Bernhard Mast (röm.-kath.), Klaus Heinrich (christ.-kath.) und der reformierten Pfarrerin Beate Jaske. Herzliche Grüsse, Glückwünsche und ein Couvert vom Aargauischen Musikverband überbrachte deren Präsident Kurt Obrist.
Auch die ortsansässigen Vereine liessen sich nicht lumpen und erfreuten unisono Musikvereinspräsident Samuel Weber ebenfalls mit einem Kassenzustupf.
Brachten am Morgen die Musikgesellschaft Schupfart und die Blaskapelle Rhybuebe Stein die Festgemeinde in Stimmung, machten selbiges am Nachmittag nach der eindrücklichen Fahnenweihe gemeinsam die beiden Männerchöre Obermumpf und Zeiningen, unter der temperament- und showmässig effektvollen Leitung von Ingo Anders.
Fazit
Der nachstehende alte Fahnenspruch, den früher und vielleicht auch ab und an heute ein Fähnrich bei der Übernahme einer neugeweihten Fahne als Gelöbnis stellvertretend für alle sprach/spricht, symbolisiert - zugegeben etwas pathetisch – jedoch für Verfechter einer Wertegesellschaft eindrücklich – was in einer Fahne stecken kann: „Ich übernehme die Fahne und halte sie fest, auf dass keiner von uns die Fahne verlässt!“ Während dem Festakt gab‘s Momente, in denen dieses „Einer für Alle, Alle für Einen“ aufflackerte..., vielleicht fängst es an zu lodern...?
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