Theater Münchwilen beichtet „D’Jugendsünd“
Von: Hans Berger
Das idyllische Dorfbild mit den majestätischen Schneebergen, dem Alpsee im Hintergrund, dem herrlich blauen Himmel und den saftig grünen Wiesen trügt, denn einige der Dorfbewohner haben’s faustdick hinter den Ohren, wie das Theater Münchwilen in seinem neusten Stück „D’Jugendsünd“ zu erzählen weiss.
Das Ensemble vom Theater Münchwilen
Wer bislang der Meinung war, dass Lügen kurze Beine haben, erlebt spätestens am kommenden Samstag in Münchwilen bei der dritten Aufführung der unterhaltsamen Komödie eine Offenbarung. Gut, wenn eine Lüge mal längere Beine hat, kann dies ja noch als „keine Regel ohne Ausnahme“ taxiert werden. Aber wenn drei Personen eine Lüge über Jahrzehnte aufrechterhalten können, dann erweist sich zwangsläufig das gängige Sprichwort selber als Lüge.
Zwei Früchtchen
Sei‘s drum, Lügen haben ja immer einen Hintergrund und im Fall vom Käser Toni Schneider (Urs Schumacher) ist dies seine Frau Barbara (Beatrix Ben Kheder). Ein Räf wie es im Buche steht.
Allerdings muss ihr zugutegehalten werden, dass sie mit Toni gewiss nicht das grosse Los gezogen hat, weil er lieber die anderen arbeiten lässt, das Vereinsleben dem Geschäft und das Wirtshaus der guten Stube vorzieht und zudem liebend gern zusammen mit seinem Freund Max Baumann (Rainer Borer) einen über den Durst trinkt. Den Laden müssen derweilen Barbara und Sohn Heinz (Sven Kungler) schmeissen. Toni und Max sind eben zwei ganz besondere Früchtchen.
Jugendsünden
Zur Finanzierung seines Lotterlebens erfand vor rund zwanzig Jahren der an Taschengeld knapp gehaltene Toni die Geschichte von einer Tochter aus erster Ehe, welcher er Alimente zu entrichten habe. Allerdings - eine Spur Wahrheit enthält die Episode schon, denn sie wurzelt exakt im Tessiner Vorleben seines Freundes Max Baumann, der diese wiederum seiner zweiten Frau Monika (Gerdi Woodtli) verschwiegen hat.
Zwangsehe
Obwohl in der Schweiz die Zwangsehe verboten ist, will die bärbeissige Monika ihre tölpelhafte Tochter Elisabeth (Nicole Woodtli) mit Schneiders Sohn Heinz verkuppeln. Wobei dieses Vorhaben bei den beiden Kindern auf keinen fruchtbaren Boden fällt. Zum einen ist Elisabeth in den etwas eigenartigen, vom Briefgeheimnis wenig haltenden Pöstler Kurt Meier (Frank Glienke) verknallt und zum anderen träumt der raubeinige, explosive Heinz von einer Serviertochter, die er während der RS in Bellinzona kennengelernt hat.
Eskalation
Soweit so gut, die beiden Familien im äusserlich idyllischen Dörfchen akzeptieren mehr oder weniger den Status Quo. Die Frauen haben sich mit ihren arbeitsscheuen Trunkenbolden und die Männer mit ihren rabiaten, ehemaligen Verlobten abgefunden.
Alles nimmt so seinen gewohnten Gang, bis eines Tages die Tessinerin Julia Carpara (Claudia Adler) auftaucht, von der umständehalber Barbara ausgeht, sie sei die Tochter von Toni. Der weiss es natürlich besser, findet aber Gefallen an der hübschen Frau und gibt sich daher gerne als ihr Vater aus. Die Lage spitzt sich zu, als völlig unerwartet Julias Mutter Lucia (Zita Burkart) vor der Tür steht.
Details folgen
Ein Happy End ist bei der verzwickten Lage eigentlich kaum noch zu erwarten, wenn da nicht noch eine weitere Jugendsünde der Aufdeckung harren würde...
Wer, wie, was, wo und warum sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten, sondern ist am kommenden Samstag ab 20 Uhr in der Mehrzweckhalle zu erfahren, wenn das Theater Münchwilen „D’Jugendsünd“ der Schneiders und Baumanns bis ins intimste Detail nochmals ausführlich erzählt. Wer zudem das Theatererlebnis vergnüglich angehen will, kann dies vor Ort ab 18.30 Uhr bei einem Nachtessen tun.
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