Berufsschau Etzgen - universell attraktiv
Die Berufsschau – die grösste Berufswahlmesse seiner Art im Fricktal – wurde vergangenen Samstag in Etzgen - im Hause der Firma Jehle AG - bereits zum fünften Mal durchgeführt. Ziel der vom Gewerbe Gansingen, Mettauertal, Schwaderloch (GMS) organisierten Berufsschau ist, Jugendlichen, die vor der viel entscheidenden Berufswahl stehen, zum einen die Vielfalt der Lehrberufe aufzuzeigen, ihnen Entscheidungshilfen zu geben und ebenso die Chancen einer attraktiven Berufskarriere durch die Weiterbildungsmöglichkeiten bis auf die Hochschulebene aufzuzeigen.
Berufsschau Etzgen - universell attraktiv
Begleitet wurde der in der Region einmalige Grossanlass von einem attraktiven Rahmenprogramm wie beispielsweise der Jugendmusik Region Laufenburg, dem Jugendspiel Geissberg oder der von der Kreisschule Laufenburg betriebenen "Blue Cocktail Bar" mit alkoholfreien, fruchtigen Cocktails.
Des Pudels Kern
Während immer noch viele Unternehmen sich einen Deut um die Berufs-Ausbildung der Jugend kümmern, aber lauthals den „Fachkräftemangel“ beklagen und vom Staat Unterstützung fordern, trifft diesbezüglich die Firma Jehle AG den Nagel wohl auf den Kopf, wenn sie in einem, der Pressemappe beigelegten Schreiben festhält:
„Für die Region, die Arbeitgeber und die Anbieter von Ausbildungsmöglichkeiten ist es wichtig, langfristig die richtigen Auszubildenden und letztlich Arbeitnehmer/-innen zu finden. Ohne die Kompetenz seiner Mitarbeiter ist selbst das grösste Unternehmen nicht in der Lage, zu überleben. Genauso wichtig ist es für unsere Region, Unternehmen und somit Arbeitsplätze zu haben, welche die Attraktivität der Wohnregion zusätzlich untermauern.“
Blickfang
Für die kleine Region rund um Mettauertal sind die Zahlen eindrücklich. An der Berufsschau wurden 67 verschiedene Berufe von 26 Ausbildungsfirmen vorgestellt und von rund 700 Besucherinnen und Besuchern „beschnuppert“. Ein Blickfang war das offengelegte Innenleben eines Autos, welches beinah so kompliziert scheint wie jenes der Menschen und sich daher wohl mancher Besucher erstaunt zeigte, dass die Automechs noch keine Akademiker sind.
Nicht nur Bodo
Weil das richtige Baggern zu den sehnlichsten Wünschen eines Jungen gehört, und er selbiges auch Jahre später – wenn auch in anderer Form – nur selten lassen kann, wurde der Baggersimulator sowohl bei jungen wie älteren Besuchern verständlicherweise besonders oft frequentiert. So ist nicht gänzlich auszuschliessen, dass sich deren Besitzer die selbe Frage stellte wie 1984 Mike Krüger: „Wer baggert da so spät noch am Baggerloch?“ Im Unterschied zu damals war es nicht nur Bodo.
Zu den weiteren Highlights gehörte nebst der grossen „Torwand“, an der das Wurfgeschoss punktebringend kleben blieb, auch das Geschicklichkeitsspiel „Hau den Lukas“, dessen Qualifikations-Einstufung (siehe Foto) die Jungs allerdings grosszügig ignorierten.
Qual der Wahl
Etzgen zeigte einmal mehr, die Berufswelt ist für aussenstehende „undurchsichtiger“ geworden und die Berufswahl komplizierter. Eine Schwierigkeit der modernen Berufswelt liegt darin, dass sich Berufe aufgrund der technischen Entwicklung schubweise immer wieder ändern.
In Fabriken, Bürogebäuden und Dienstleistungszentren werden heute rund 250 Basis-Berufe plus Tausende andere berufliche Funktionen ausgeführt, welche junge Menschen vor der Berufswahl verständlicherweise jedoch kaum kennen.
Hitparade
Die Ausbildung zur Kauffrau ist bei jungen Frauen am begehrtesten. Lehren im Bereich Detailhandel, Betreuung, Gesundheit und Coiffeuse liegen ebenfalls weit vorne. 75% der jungen Frauen schränken sich in ihrer Berufswahl auf lediglich zwölf Berufe ein. Die restlichen 25% verteilen sich auf 126 Berufe.
Die beliebtesten Berufe der Frauen sind: 1. Kauffrau, 2. Detailhandelsfachfrau, 3 Fachfrau Betreuung, 4. Fachfrau Gesundheit, 5. Coiffeuse, 6. Dentalassistentin, 7. Medizinische Praxisassistentin, 8. Pharma-Assistentin, 9. Fachangestellte Gesundheit, 10. Köchin.
Auch bei den jungen Männern zeigt sich die grosse Beliebtheit der kaufmännischen Berufsausbildung. Lehren im Bereich Informatik, Elektroinstallateur, Detailhandelsfachmann und Polymechaniker werden ebenfalls gerne gemacht. Bei jungen Männern ist das Berufsspektrum grösser als bei den Frauen: 75% der jungen Männer ergreifen einen Beruf aus den ersten dreissig der Berufswahlhitliste. Die restlichen 25% verteilen sich auf 167 Berufe.
Die beliebtesten Berufe der Männer sind: 1. Kaufmann, 2. Informatiker, 3. Elektroinstallateur, 4. Detailhandelsfachmann, 5. Polymechaniker, 6. Koch, 7. Logistiker, 8. Automobil-Mechatroniker, 9. Automobil-Fachmann, 10. Fachmann Betriebsunterhalt.
Fazit
Entgegen dem Eindruck um die Jahrtausendwende kann heute - wie dies auch die Etzger Berufsschau eindeutig bewies festgestellt werden: Das schweizerische Berufsbildungssystem ist kein „Auslaufmodell“, da zwei von drei Jugendlichen auf diesen Weg setzen und sie verbunden mit etwas Flexibilität auch eine Lehrstelle finden.
Wie überall ist auch bei einer solchen Infoveranstaltung die Ausgewogenheit zwischen Geben und Nehmen ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg, so kritisierte ein Lehrstellenanbieter in Etzgen wohl nicht völlig zu Unrecht eine mangelnde Vorbereitung seitens der künftigen Lehrlinge, denn wo keine Fragen und Bemerkungen sind, findet meist auch kein interessanter Dialog statt.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»