Bunker „Ängi Ost“ weckt Erinnerungen und Emotionen
Von: Hans Berger
Kurz bevor sich der 2. Weltkrieg (1939 bis 1945) anbahnte, merkte die Schweiz, dass sie nach dem 1. Weltkrieg (1914 bis 1918) ihre Wehrbereitschaft, nicht zuletzt aufgrund der sozialpolitischen Spannungen, sträflich vernachlässigt hatte. Die damals hohe Arbeitslosigkeit nutzend, baute sie ihre Grenzbefestigung in Windeseile gehörig aus. Dazu gehörte auch der Bunker Ängi Ost in Magden, welcher von den Ortsbürgern 2012 für 1’778 Franken (1 Fr. pro m2) erworben, von der Gemeinde für 82'000 Franken instandgesetzt und am vergangenen Samstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Bunker „Ängi Ost“ weckt Erinnerungen und Emotionen
Zeitdokument und Mahnmal
Auch wenn heute beinah täglich Bilder von einem Krieg irgendwo auf der Welt zu sehen sind, sind wir hierzulande, nach der mittlerweile 69 Jahre andauernden Friedenszeit, kaum in der Lage, die Gefühle und Empfindungen der damaligen Soldaten und derer Angehörigen nachzuvollziehen.
Der 1939 in den Fels gebaute Bunker Ängi Ost vermag uns jedoch allemal Respekt vor deren Leistung abzuringen. Insofern ist der Bunker also auch ein wichtiges militärhistorisches Zeitdokument für die Nachwelt oder vielleicht gar ein Mahnmal gegen den Krieg. Da dieser meterdicke Betonbau nicht mehr dem heutigen militärischen Verteidigungsdispositiv entspricht, führt er eindrücklich vor Augen, dass der Krieg nicht sanfter geworden ist.
Opferrolle
Angesichts der Réduit-Strategie, verbunden mit der Taktik der „verbrannten Erde“ von General Guisan, welche er am 25. Juni 1940 anlässlich des Rütlirapportes sämtlichen höheren Offizieren kundtat, wird dem Besucher klar, dass die im Bunker hausenden 19 Soldaten einem höheren Ziel geopfert worden wären, wenn es zu dem befürchteten Blitzkrieg gekommen wäre. Da es jedoch nicht dazu kam, klebt auch kein Blut an den Wänden des Bunkers, weshalb er unbelastet besucht werden kann.
Tortur
Allerdings bedarf es dafür etwas sportlicher Fitness. Zum einen ist der Eingang sehr schmal und zum anderen muss zur Erreichung der obersten Plattform über zwei Stockwerke eine enge Spindeltreppe bezwungen werden.
Was oben angetroffen wird ist allerdings alles andere wie eine Ferienwohnung. Eine, allenfalls zwei Nächte hier zu verbringen mag vielleicht abenteuerlich sein, mehrere Wochen jedoch sind eine Tortur, eine nicht zu verachtende, seelische Herausforderung. Viel zu sehen gibt’s nicht, umsomehr jedoch werden Emotionen und Erinnerungen geweckt.
Gutes Blatt
Herzstück der Anlage sind zwei Maschinengewehr-Stände und eine 9-Zentimeter-Panzerabwehrkanone. Nicht vorstellbar der Lärm, Pulvergestank und Rauch, der aufkam, wenn sie mal einen Panzer am Eindringen hinderten. Um möglichen Angreifern den Garaus zu machen, ergänzen einige Handgranaten-Auswurf-Rohre die kriegerischen Möglichkeiten.
Das war denn auch alles, was den Soldaten zur Verfügung stand, um dem Feind das Fürchten zu lernen. Die Réduit-Strategie General Guisans belegt, dass die Bunker und Panzersperren für ihn allenfalls ein gutes Blatt, jedoch keine kriegerische Trumpfkarte waren.
Zumindest aus Laiensicht scheint der in den Fels gebaute Betonkoloss für die damalige Kriegsführung uneinnehmbar. Schon möglich, dass sich der Feind daran die Zähne ausgebissen hätte. Es ist jedoch gut, dass der heute vom Bunkerverein umsorgte Bunker Ängi Ost seine tatsächliche Schlagkraft und Widerstandfähigkeiten nie beweisen konnte.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»