Erfahrungsaustausch über altersgerechtes Bauen
Von: Dieter Deiss
Bereits zum zweiten Mal lud der Verein für Altersbetreuung im Oberen Fricktal (VAOF) zu einem Erfahrungsaustausch über behindertengerechtes Bauen. Anhand der grossen Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten im Alterszentrum „Klostermatte“ in Laufenburg wollten die Verantwortlichen zeigen, wie anforderungsreich behindertengerechtes Bau-en ist und welche Konflikte entstehen können.
„Alte Leute möchten möglichst lange zuhause bleiben“, führte VAOF Geschäftsführer André Rotzetter in seiner Begrüssung aus. Es sei deshalb wichtig, dass auch im privaten Wohnungsbau dem behindertengerechten Bauen die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werde. Die wichtigsten Player in diesem Spiel seien die Architekten. Eingeladen zu diesem Erfahrungsaustausch waren deshalb die Architekten des Fricktals und die Mitgliedsgemeinden.
Die Krux mit den Normen
„Normen, Normen, nichts als Normen“, dies der zusammenfassende Eindruck, den wohl viele mitnahmen am Erfahrungsaustausch über altersgerechtes Bauen. Zahlreiche Instanzen erlassen Normen für öffentliche Bauten: Der Staat mit dem Baugesetz, die Gebäudeversicherung, die Beratungsstelle für Unfallverhütung, die Behindertenverbände, der Bund und nicht zuletzt auch die Finanzen.
Die Normen zu normieren hat aber ganz offensichtlich noch niemand geschafft. So gibt es beispielsweise ganz unterschiedliche Vorgaben was die Beleuchtung der Räume anbelangt. Oft stehen Normen aber auch einer vernünftigen Lösung im Weg: So werden im Laufenburger Alterszentrum grosse Terrassen für die Bewohnerinnen und Bewohner gebaut. Aus technischen Gründen ist es jedoch nur möglich, diese über eine kleine Stufe zu erreichen. Die Invalidenorganisation rügte diese Stufe. Als Alternative wäre nur das Weglassen der Terrasse in Frage gekommen.
Andreas Hüsler von den Walker Architekten zeigte anhand zahlreicher kleiner Beispiele auf, worauf es beim behindertengerechten Bauen ankommt. In einem Rundgang wurden dann die Teilnehmenden mit den vielen Details vertraut gemacht. So werden praktisch sämtliche Böden, mit Ausnahme der Nasszellen und der Cafeteria, mit Eichenparkett versehen, damit die Bewohnerinnen und Bewohner in einer heimeligen Atmosphäre leben können. Vorgängig wurden die Böden vom Hausdienst auf leichtes Reinigen getestet. Sogenannte „Alumat-Schwellen“ zu den Balkonen bringen einerseits einen stufenlosen Übergang beim Überschreiten, dichten andererseits nach dem Schliessen der Türe automatisch die Schwelle wasserdicht ab.
Riesige Stabsübung
Wegen der grossen Sturzgefahr von alten Leuten kommt insbesondere der Beleuchtung eine wichtige Rolle zu. Extrem gut ausgeleuchtet sind deshalb die Tageszonen und die Gänge. Besonders aufwändig ist der Brandschutz. Hier gibt es klare Vorschriften durch die Gebäudeversicherung: Fluchtwege müssen gewährleistet sein, Automatische Brandabschnitttüren verhindern das Ausbreiten eines Brandes.
Letzteres wiederum steht dann im Widerspruch zu Procap, weil man Bedenken hat, dass ein behinderter Mensch eingeklemmt werden könnte. Andreas Hüsler betonte, dass in der Klostermatte sämtliche Brandschutzvorschriften vollumfänglich eingehalten würden.
„Das Bauvorhaben bei belegtem Haus ist eine riesige Stabsübung“, meinte abschliessend Andreas Hüsler, und André Rotzetter fügte an, dass man im Moment statt achtzig lediglich siebzig Zimmer belegt habe. Dies führe zu einem Einnahmenausfall von rund 500‘000 Franken. Hätte man jedoch sämtliche Leute auslagern müssen, wären Kosten von fünf bis sechs Millionen Franken entstanden.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»
- Links:
- Andreas Hüsler (rechts) von Walker Architekten erläutert Details am Bau, beobachtet von VAOF-Geschäftsführer André Rotzetter (Foto: Dieter Deiss)