Ausstellung „Raum_Körper“ weckt Seele und Geist
Von: Hans Berger
Raum wie Körper sind für die Orientierung der Menschen elementar. Daher ist die Frage „Was ist ein Raum?“ wahrscheinlich so alt wie die Wissenschaft selber. Es gibt genauso unzählige Räume wie es auch Körper gibt. Der eigene Körper indes ist wohl der wichtigste unter allen, er ist das Bezugssystem, das uns Orientierung im Raum ermöglicht. Von ihm ausgehend erlebt der Mensch die Dimensionen rechts-links und vorne-hinten und oben-unten. In diesem Sinne fordert die aktuelle Ausstellung „Raum_Körper“ im Rehmann-Museum die Besucher zum Versuch heraus, sich selber im unendlichen Raum zu positionieren.
Ausstellung im Remann Museum „Raum_Körper“ weckt Seele und Geist
In seinem Lied „Über den Wolken“ schwärmt Reinhard Mey von der grossen Freiheit und weckt bei seinen Zuhörern den Wunsch danach, nach dem Konzert gehen sie aber heim und schliessen sich in ihrer kuscheligen Wohnung ein. Der Mensch neigt dazu, seine Welt räumlich zu markieren. Zum einen ist dies der Wohn- und zum anderen der Aussenbereich, welche jedoch wieder in X Räume unterteilt werden. Da jedoch auch das unendliche Universum seine Räume, sprich Galaxien hat, ist die eigene Eingrenzung vermutlich ein unumstössliches Naturgesetz.
Faible
Den eigenen Raum zu gestalten, ist für die meisten Menschen eine Herzensangelegenheit, nicht selten aber auch eine Herausforderung. Dieses Faible haben mehrheitlich auch Künstlerinnen und Künstler - na ja, sie sind ja schliesslich auch nur Menschen. Aber wie des Schreiners Wohnwand nicht in jede Stube passt, sind auch die Kunstschaffenden zur wirkungsvollen Präsentation ihrer Werke auf dafür geeignete Räume angewiesen.
Beste Voraussetzung dafür bietet das grosszügig konzipierte, lichtdurchflutete Rehmann-Museum in Laufenburg, wie die aktuelle Ausstellung mit den sieben KünslerInnen Erwin Rehmann, Judith Albert, Serge Brignoni, René Fahrni, Sara Masüger, Verena Thürkauf und Beat Zoder einmal mehr beweist.
Tatort
Es liegt beinah in der Natur der Sache, dass die Kunstschaffenden das Thema „Raum_Körper“ unterschiedlich angehen. Wie Reinhard Mey will im „Kunst-Schau-Fenster“ auch René Fahrni aus dem engen Raum ausbrechen und zeigt den BesucherInnen unter dem Titel „In die Ferne, in die Ferne“, mit welchen Beförderungsmittel er dies zu tun gedenkt.
Im Gegensatz dazu kreiert die Videokünstlerin Judith Albert neue Räume, in denen sie sich selber bewegt und damit die Betrachter so zu fesseln vermag wie dies meist auch beim sonntäglichen „Tatort“ der Fall ist.
Mit ihrer weissen Wand vor der weissen Wand des Museums ruft Sara Masüger Pink Floyds Protest-Welthit gegen Krieg und autoritäre Erziehung „Another Brick in the Wall“ (ein anderer Ziegel/Stein in der Wand) in Erinnerung. Ob es tatsächlich jene, den Geist einengende Wand ist, welche Roger Waters zur Forderung „Teacher, leave the kids alone“ (Lehrer, lasst diese Kinder alleine/in Ruhe) veranlasste, oder ob sie schützende Wirkung hat, ja darüber kann stundenlang sinniert werden.
Obwohl fest montiert, scheinen Erwin Rehmanns formvollendete, von grosser Präzision zeugenden Skulpturen wie Codo der dritte, aus der Sternenmitte mit seinem mit Liebe voll beladenen Raumschiff im Sauseschritt durchs All zu düsen.
Licht und Schatten
Gedanklich noch immer im Universum verweilend belehren Serge Brignonis kleine, menschenähnliche Figuren - analog Reinhard Meys Erkenntnis - dass das, was uns gross und wichtig erscheint, eigentlich nichtig und klein ist.
Noch drastischer wie bei der weissen Wand von Sara Masüger stellt sich die selbe Frage nach Schutz oder Einengung bei den acht Wabenplatten der Künstlerin Verena Thürkauf. Hingegen würde Beat Zoders bunte „Landscape“ (Landschaft) förmlich dazu einladen, die Seele baumeln zu lassen, wenn da nicht in unmittelbarer Nachbarschaft René Fahrnis seelenloser Flügel die vermeintliche Idylle stören würde und schonungslos das aus Goethes Feder stammende Sprichwort: „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“ ins Bewusstsein riefe.
Anmerkung: Die ausführliche Fotoreportage verschafft lediglich einen Eindruck der Ausstellung, ersetzt jedoch nicht deren Besuch, da die Fotos weder die Intensität, noch die Farben und Perspektiven der Werke zu wiedergeben vermögen.
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