Ein „Sammelsurium“ im Museum Schiff
Von: Hans Berger
Im Gegensatz zu unserer, sich täglich verändernden Welt, hat in einem Museum - stehen die Objekte erst einmal da - alles seinen festen, kaum noch verrückbaren Platz. Diese heute ungewohnte, von den Kuratoren jedoch beabsichtigte Beständigkeit und die damit verbundene Ruhe sind für viele Menschen unerträglich und halten sie daher oft von einem Museumsbesuch ab. Aus Sicht der „gestandenen“ Kuratoren ist daher „Sammelsurium“ ein Unwort, nicht aber für die Kuratorin Ariane Dannacher vom Laufenburger Museum Schiff, wie der aktuellen, mit Utensilien aus längst vergangenen Tagen zusammengestellten Ausstellung mit dem Titel „Sammelsurium“ entnommen werden kann.
Ein „Sammelsurium“ im Museum Schiff, Laufenburg
Auch wenn Wörter wie Mischmasch, Durcheinander, Wirrwarr, Chaos oder Gewirr die Synonyme von „Sammelsurium“ sind, sich die Ausstellung leicht verspielt romantisch präsentiert und einen Hauch von Nostalgie versprüht, ist das Museum dennoch weder mit einer Brockenstube, noch einem Trödlermarkt vergleichbar, Mittelmass und Masse haben hier keine Chance.
Eintauchen
Das Museum lädt, abhängig vom Alter der BesucherInnen, zum Eintauchen in die Welt der Eltern, Grosseltern bis hin zur den „Urururururgrosseltern“ ein. Den Senioren unter den Besuchern mögen einige der allesamt aus dem eigenen Fundus stammenden Stücke bekannt vorkommen oder haben sie gar noch in Funktion gesehen. Verständlich, dass dann sowohl schöne wie schlechte Erinnerungen wachgerufen werden.
Interessant für die jüngeren Besucher kann sein, dass viele Exemplare den Eindruck erwecken, als stammten sie aus der Zeit der Urururururgrosseltern, obwohl es keine hundert Jahre her sind, als diese noch Bestandteil des täglichen Lebens waren.
So zum Beispiel die Karpidlampen, welche noch weit über die Erfindung der Taschenlampenbatterie (1937) hinaus, als Grubenlampen, Fahrradbeleuchtung, Autolampen, Stirnlampen, usw. dienten. Ähnlich „jung“ ist auch das elektrische Bügeleisen, daher weckt die emaillierte Werbetafel von einer Glätterin bestimmt das Interesse vieler BesucherInnen.
Sinn fürs Detail
Obwohl es kaum noch jemand im Geschirrschrank haben möchte, fasziniert die Schönheit des Nymphenburger Porzellans - schlichtweg eine Augenweide und nachvollziehbar, dass es einmal der ganze Stolz der Gastgeber war. Allein einen Tisch damit einzudecken, muss ein Vergnügen gewesen sein und eine Ehre für die Gäste, daraus essen zu dürfen. Davon, dass den gestalterischen Details früher mehr Beachtung geschenkt wurde wie heute zeugen auch die Ofenkacheln und Dachziegel.
Statussymbol
Kaum vorstellbar, dass der Zylinderhut mal der Stolz eines jeden Mannes war, mit dem er aber auch oft seinen imaginären Status kundzutun versuchte, heute werden dafür geleaste Autos verwendet. Für die Damen war einst der Schirm ein wichtiges Accessoire, um sich repräsentieren zu können. Textilien aus Seide sind in der heutigen Zeit eine Selbstverständlichkeit, was jedoch nicht der Fall wäre, wenn der tierische Faden noch den gleichen Wert wie Gold hätte.
Roter Faden
Einen kleinen Teil widmet die Ausstellung auch der Kirche. Kaum jemand wünscht sich deren einstige Macht zurück, vermutlich nicht einmal der jetzige Papst Franziskus. Über 1‘500 Jahre lang wurden die Menschen von der Geburt bis zum Tod von der Kirche begleitet und bot ihnen den roten Faden, um sich im Leben zurecht zu finden. Wie zahlreiche Studien belegen, vermisst die säkularisierte Welt diesen roten Faden und eine verlässliche Führung. Da aber die Informationsflut derart gross ist und daher alle meinen, alles zu wissen und Platons Erkenntnis „ich weiss, dass ich nichts weiss“ belächelt wird, ist die heutige Gesellschaft als Ganzes gar nicht mehr fähig, so es ihn dann auch gäbe, den roten Faden zu erkennen, geschweige denn, eine abseits von Politik und Wirtschaft stehende Führung anzuerkennen.
Fazit
Die aktuelle Ausstellung „Sammelsurium“ im Laufenburger Museum Schiff hält, was sie verspricht: eine Ansammlung vieler Nebensächlichkeiten aus vergangenen Tagen, welche für die damaligen Nutzer aber die gleiche Bedeutung hatten wie für uns heute beispielsweise ein gut geschliffenes Küchenmesser. Die Ausstellung lehrt: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten."
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