„Gut denken, sprechen und handeln mit der Wahrheit“
Von: Stefan Treier
Dieses Motiv ist laut Jesuitenpater Johannes Kahn das wichtigste Element im Leben im Bergland Kirgistan, einem der ärmsten Länder der Welt. Der Hohe Gast besuchte auf Einladung des internationalen Hilfswerks “Kirche in Not” verschiedene Schweizer Pfarreien. In Laufenburg traf er aufmerksame Gläubige, die sich um die schwierige Situation im noch jungen Staat im Südosten der ehemaligen Sowjetunion interessiert zeigten. Mit dieser Einladung bewies die Pfarrei Laufenburg, dass ihr das Schicksal der Glaubensbrüder und –Schwestern im fernen Grenzland zu China nicht gleichgültig ist. Im Anschluss an die Messfeier hielt der als Kämpfer für die Rechte der Mittellosen in Zentralasien tätige Seelsorger einen informativen, eindrücklichen Vortrag über die aktuelle Lage in seiner Heimat.
Pater Johannes Kahn mit Gastgeber Diakon Thomas Frey am Altar (Fotos: zVg)
Die Geschichte eines Volkes hängt vom Stellenwert der Wahrheit ab. Die Zeit der Unterdrückung durch den atheistischen Sowjetstaat hat seine Spuren hinterlassen, welche in den knapp dreissig Jahren Autonomie von Kirgistan noch gut sicht- und spürbar sind.
„In unserer Gesellschaft sind stehlen und lügen grössere Delikte als Alkohol und Drogen“, so der Gast aus Zentralasien. „Die Korruption ist leider zu einem Alltagsthema geworden, ebenso die Leistung von Schmiergeldern. Solange es keine väterliche Fürsorge durch behördliche Obrigkeit gibt, leiden die Armen. Die einfachen Leute haben kaum Löhne. Wo es vom Staat zugelassen wird, hilft die Kirche so gut sie nur kann. Für viele Menschen ist sie einziger Hoffnungsträger. Die Gerechtigkeit fehlt allerdings mancherorts. Wer die Möglichkeit hat, verlässt das Land, um im Ausland tätig zu sein. Viele Fachkräfte fehlen“, berichtete der Jesuitenpater Johannes Kahn.
Armut betrifft besonders die christliche Minderheit
Von den fünf Millionen Einwohnern sind rund 80 % Moslems, 14 % gehören der Russisch-Orthodoxen Kirche an. Die Christen sind eine Minderheit, welche von der Armut besonders hart betroffen ist. In Kirgistan leben rund 1‘000 katholische Familien, welche von sechs Ordenspriestern und fünf Ordensfrauen betreut werden. Besonders sie sind auf ausländische Hilfe angewiesen, ansonsten man nichts hätte. Hier erwähnt der Jesuitenpater dankend „Kirche in Not“, welche seit Jahren die Caritas in Kirgistan entscheidend mitträgt. Dennoch können mit den Finanzen nicht alle Sorgen gelöst werden. Pater Kahn hält die Gebete für sehr wichtig. „Es werden Gebetsbrücken gebaut, das Beste was wir haben, um einander zum Segen zu werden“. Da wir weltweit Brüder und Schwestern sind, gilt es, für sie zu beten.
Das Leben als Christ seien in Kirgistan oft mit vielen Erschwernissen geprägt. Bei Mischehen werde die Minorität gezwungen, den Glauben des Partners/der Partnerin anzunehmen, was oft mit Schwierigkeiten verbunden sei. Der Familie komme eine besondere Bedeutung zu, was sich besonders bei Eheschliessungen zeige. Die Familie von Pater Kahn erlebte während des zweiten Weltkrieges die Verschleppung von Russland-Deutschen nach Zentralasien, wohin viele enteignete Christen deportiert wurden. Dankbar erinnert er sich an die Grosseltern, welche sich um seine Erziehung in Kasachstan bemühten.
Kirche überlebte – Einsatz junger Leute – grosse Caritas-Aufgaben
In der angeregten Diskussion mit dem mutigen Seelsorger wurden verschiedene Themen angesprochen. Die jungen Leute helfen mit, wenn man sie organisiert. Es braucht jemanden, der vorangeht, worauf Junge sehr aktiv werden können. Während der Sowjetzeit durften die Häuser, in welchen Gottesdienste abgehalten wurden, nicht als Kirche sichtbar sein. Sie hat im Untergrund überlebt. Heute gibt es in Kirgistan eine einzige Kirche. Nebst der Seelsorge, die sich in der Regel in Privathäusern abspielt, kommt der Caritas eine grosse Bedeutung zu. Viele Menschen sind hungernd. Ordensfrauen bemühen sich nebst der Katechese darum, den Armen Esswaren und lebenswichtige Güter zu bringen.
Zufolge grosser Distanzen zu den Gläubigen (Kirgistan ist fünfmal so gross wie die Schweiz) sind sie auf einfache Fahrzeuge angewiesen. Eine Ordensperson legt für ihren Einsatz im Jahr zwischen 50'000 und 70‘000 km zurück. In den Spitälern fehlt es oft an Medikamenten und Schmerzmitteln, was sich bei Operationen verheerend auswirkt. Ständige Umwelteinflüsse, wie Erdbeben, sind häufig Hindernisse beim Gewinn von Bodenschätzen.
Viele Schulen werden von Moslems begründet und betrieben. Bedauerlicherweise dürfen christliche Ordenspersonen nicht mehr an den Schulen unterrichten. Seit sich die USA 2001 in der Region niedergelassen haben, gestaltet sich das Leben unter den Religionsgemeinschaften schwieriger, da viele der bis dahin friedlichen Moslems durch Einflüsse aus dem Nahen Osten radikalisiert werden. So wird Vieles aus dem Westen abgelehnt oder bekämpft.
Bekennend schloss Pater Johannes Kahn seine Ausführungen, noch schlimmer als Kirchen zu vernichten sei es, Gott in den Herzen der Menschen zu vernichten und ihnen dadurch Hoffnung zu entziehen.
Die Pfarrei Laufenburg mit Diakon Thomas Frey erwies sich als charmante Gastgeberin. Sie offerierte der aktiven Gästeschar mit Pater Kahn einen feinen Apéro und damit eine gute Gesprächsatmosphäre.
Das weltweit tätige Hilfswerk „Kirche in Not“ Schweiz, Luzern, unterstützt seit Jahren die notleidende Kirche und ihre Gläubigen für die dringlichen Anliegen von Seelsorge und Caritas von Pater Johannes Kahn. “Kirche in Not” dankt für jegliche Spenden, welche für die vielfältigen Bedürfnisse der leidenden Menschen in Kirgistan erbracht werden (Postkonto 60 – 17200 – 9, Vermerk soziale Aufgaben Kirche Kirgistan).
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