Museum Schiff lässt tief blicken
Von: Hans Berger
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ gab sich Bundeskanzler Helmut Kohl in seiner Bundestagsrede vom 1. Juni 1995 zur Geschichte der Vertreibung überzeugt. Zur Umsetzung dieses Zitats bietet das derzeit trübe, regnerische Wetter und ein so altes Haus wie das Laufenburger Museum Schiff die besten Voraussetzungen.
Museum Schiff lässt tief blicken
Derzeit aktuell im Museum Schiff ist die Ausstellung „Sammelsurium“, worüber fricktal24.ch jedoch bereits berichtete und daher an dieser Stelle nicht mehr näher darauf eingegangen wird. Seit der Eröffnung des Museums im Juni 1981 gehört zu dessen Konzept, neben den Wechselausstellungen mit regional wichtigen Themen im ersten Stock, eine Etage höher den Fundus der Stadt mehr oder weniger permanent zur Schau zu stellen.
Gesetzeswidrig
Weil es in der Natur des Menschen liegt, dass ihn das Neue oft mehr reizt, kann es dann schon mal vorkommen, dass die Besucher der Permanentausstellung nicht die ihr gebührende Beachtung schenken. Zu Unrecht, wie der ausführlichen Fotoreportage entnommen werden kann.
Unter vielen anderem kann beispielsweise in Erfahrung gebracht werden, dass sich die Finanzwelt wohl schon immer etwas gesetzeswidrig verhielt, weshalb den Laufenburgern einstmals das Recht zur Münzprägung entzogen wurde, weil der Wert der Legierung nicht der Prägung entsprach.
Spekulation
Im Zentrum der Ausstellung steht indes der Rhein. Es ist absolut vorstellbar und verständlich, wenn sich die Strategen der Energiewende 2050 im stillen Kämmerlein manchmal jene Zeit herbeisehnen, als, wie beim Kraftwerkbau von Laufenburg (1909 bis 1914) der Anstieg des Wasserpegels um zwölf Meter einfach hingenommen wurde. Heute, wo selbst wenige Zentimeter zu grossen Debatten führen, ist dergleichen unvorstellbar. Der Vergleich lässt den Gedanken aufkommen, hätten die Höhlenbewohner so auf den Status Quo beharrt wie heute die zivilisierte, westliche Welt, die Menschen würden wohl heute noch in den Höhlen leben.
Die Ausstellung verdeutlicht indes auch, dass jede Änderung ihre Opfer fordert. Den Preis für die Elektrifizierung via Wasserkraft hatten im menschlichen Bereich die Flösser und Fischer zu bezahlen. Hätten diese damals eine Lobby gehabt, hätte sich die immer noch ökologisch wie ökonomisch lukrative Binnenschifffahrt womöglich anders entwickelt und der Lachs würde vermutlich noch immer in den Schweizer Gewässern laichen. Letzteres allerdings ist nicht gesichert, weil die vielen Lachse von damals in dem hiesigen, vor Sauberkeit strotzenden Wasser gar nicht genügend Nahrung fänden.
Andererseits ist kaum vorstellbar, wo wir heute ohne die Taten der Wirtschaftspioniere stünden. Allerdings wissen wir auch nicht, welchen Fortschritt sie aus Eigeninteresse verhindert haben.
Musse und Neugier
Ein interessantes Thema ist auch die alte Brücke - genau gesagt, die Vorgängerin der heutigen, 1911 von Robert Maillart erbauten, alten Brücke. Der gleiche Brückenbauer zeichnet sich im Übrigen auch für die alte Rheinfelder, 1912 eingeweihte, Rheinbrücke verantwortlich.
Viel Aufhebens wurde seinerzeit offensichtlich mit der Antoniuskapelle gemacht, wie vom kundigen Museumsführer Knuth Strecker zu erfahren ist. Warum die alte Holzbrücke nur auf der badischen Seite überdeckt ist, wusste er jedoch nicht zu beantworten, ist aber bestimmt irgendwo auf den vielen Informationsblättern dokumentiert.
Grundsätzlich ist diesbezüglich zu bemerken, mit einem Blitzbesuch der interessanten Ausstellung im Laufenburger Museum kann Kohls Zitat nicht umgesetzt werden; nur wer sich den Informationen widmet ist wirklich informiert, ohne Musse und Neugier geht’s nicht.
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