Stadtmusik Laufenburg bekundete Olympiareife
Von: Hans Berger
Im Gegenteil zum Titel „A little opening“ war es ein alle Register ziehendes, von Trompeten, Posaunen, Schlagwerk dominiertes, grosses, anspruchsvolles Stück, mit dem vergangenen Samstag die Stadtmusik Laufenburg unter der bewährten Leitung von Martin Burgunder ihr Jahreskonzert in der Stadthalle eröffnete und damit gleichzeitig die Latte für den weiteren Verlauf hoch ansetzte.
Stadtmusik Laufenburg am Jahreskonzert 2018
Trugschluss
Wenn der informativ durchs Programm führende Moderator Rolf Schmid nicht berichtete hätte, dass die Stadtmusik mit der Komposition von José Alberto Pina „The Legend of Maracaibo“ die grässliche, 2‘800 Leben kostende Seeschlacht bei Viego nacherzählt, hätte dies vermutlich anfänglich niemand im Saal in Betracht gezogen.
Vielmehr wähnte sich das begeisterte Publikum musikalisch eher in den 1960-Jahren, als Freddy Quinn und Co. vom schönen, abenteuerlichen Matrosenleben sang. Der Trugschluss dauerte jedoch nicht lange - als die Stadtmusik die vor 316 Jahren stattgefundenen Schlacht so pointiert erzählte, als wäre sie selber mittendrin, verflogen beim Publikum allfällige Anwandlungen von „Meine Heimat ist das Meer, meine Freunde sind die Sterne“ im Nu.
Ein Virtuose der Sonderklasse
Im Tempo eines Maschinengewehrs entlockte der begnadete Gastsolist seinem Euphonium die Töne. Entgegen dem Titel „Pantomime“ lässt sich das, was Philippe Wendling anscheinend mit Leichtigkeit leistet, von einem normalsterblichen Euphonisten wohl kaum nachahmen. Er nimmt mit seinem Können das Publikum dermassen in Beschlag, dass es dabei die Leistung des Orchesters kaum noch wahrzunehmen vermag. Ein Virtuose der Sonderklasse.
Philippe Wendling wurde 1972 in Phalsbourg geboren und begann bereits im Alter von neun Jahren das Euphonium zu spielen. Später besuchte er das Konservatorium in Strasbourg, wo er das Ehrendiplom errang. Auf der Nationalen Musikhochschule in Paris perfektionierte er seine Fähigkeiten. Heute ist er Mitglied des Pariser Polizei-Orchesters, Lehrer am Strassburger Konservatorium und Dirigent der Musikgesellschaft Pratteln.
Sonntagsspaziergang
Obwohl es bei der „Washington Post“ ab und an sicher auch so hektisch zugeht wie bei „Pantomime“, war im Vergleich dazu der temperamentvolle Marsch von John Philipp Sousa für das Orchester geradezu ein Sonntagsspaziergang. Gemütlichkeit vermittelte die Stadtmusik dann auch mit der friedlichen, die Herzen erwärmenden Polka „Von Freund zu Freund".
Unverfroren
Nach der Pause starteten die Laufenburger Musikantinnen und Musikanten symphonisch, wechselten ins poppige und rockige und demonstrierten völlig unverfroren mit „Symphonic Highlights from Frozen - einem Medley aus Walt Disneys Animationsfilm „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (Frozen)“ ein weiteres Mal, was sie musikalisch so alles drauf haben.
Carneval di Venezia
Mit „Skandal im Sperrbezirk“, „Ohne dich schlaf’ ich heut Nacht nicht ein“, „1000 und 1 Nacht“ „Sternenhimmel“ und Falcos „Rock Me Amadeus“ entführte die Stadtmusik das Publikum in die 1980er-Jahre. Wie einst Paganini und andere grosse Musiker mutierte auch Philippe Wendling das simpel im „Karneval von Venedig“ verpackte Volkslied „Mein Hut, der hat drei Ecken“ zum unnachahmlichen Kunstwerk.
Inspiriert vom fasnächtlichen Treiben begeisterten die Musikerinnen und Musiker mit dem Pop, Latin, Big Band Sound von „The Impression that i get“ und rieten ihren Partner damit „Save the last dance for me“ (Reserviere den letzten Tanz für mich), womit sie das zweite Zugabestück den „Aargauer Feuerwehrmarsch gemeint haben müssen, welcher auf die vom Gastsolisten brillant gespielte Polka „Eine Gemse in den Bergen“ folgte.
Olympiareif
Die bereits mit dem Eröffnungsstück hoch gesetzte Latte schob die Stadtmusik Laufenburg im Verlaufe ihres Jahreskonzertes mehrmals noch oben ohne sie jemals auch nur eine Spur zu touchieren, was gewiss als olympiareife Leistung einzustufen ist. Demnach kann sie also das in Laufenburg vom 22. bis 24. Juni und 29. Juni bis 1. Juli 2018 stattfindende Aargauer Musikfest - zumindest aus musikalischer Sicht - locker angehen.
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