„Der letzte Raucher“ im Theater WIWA
Von: Hans Berger
Ach, was waren das doch für „herrliche“ Zeiten, als eine Zigarette noch den „Duft der grossen weiten Welt“ in die gute Stube brachte. Eine Camel einen Mann zum wagemutigen Abenteurer machte, eine HB zur Besänftigung der Gemüter ausreichte und Reinhard Mey sich 1972 noch mit „Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu geh'n, was ich noch zu sagen hätte dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Steh'n“ verabschiedete. Heute müsste er dies, selbst bei klirrender Kälte auf dem Balkon oder vor der Haustüre tun. Und nun sind wir soweit, dass das Laufenburger Theater Wiwa ab 9. Mai zehn Mal gar den letzten Raucher vorstellt.
„Der letzte Raucher“ im Theater WIWA / Die Raucherfraktion Roland Graf und Martin Willi
Mitschuldig an der „Rauchermisere“ ist zweifelsfrei Ruth Hände, welche 1975 widerlich krächzend und hustend „Meine letzte Zigarette“ besang. Allerdings dauerte es noch stattliche dreissig Jahre, bis ein „Aufschrei“ durch die Schweiz ging, als die SBB – „nur“, weil die grosse Mehrheit der Kunden sich dies wünschte - rigoros die Glimmstengel aus den Zügen verbannte.
Was lange währt...
Die Folge: seit 1. Mai 2010 ist in der ganzen Schweiz das Rauchen in den meisten Restaurants, Bars, Hotels, geschlossenen Räumen, öffentlich zugänglichen Gebäuden und Arbeitsräumen verboten. Am 23. September 2012 jedoch „sympathisierte“ die Schweizer Stimmbevölkerung mit der Rauchergilde und lehnte die eidgenössische Volksinitiative "Schutz vor Passivrauchen" mit einer 2/3 Mehrheit ab. Die Initiative wollte erreichen, dass in der ganzen Schweiz niemand mehr am Arbeitsplatz den Tabakrauch anderer einatmen und so die eigene Gesundheit gefährden muss.
….ist nicht immer erfolgreich
Eine gewaltige Reduktion der Raucher bewirkte aber weder Verbote, noch Werbekampagnen. Lag der Raucheranteil der Bevölkerung gemäss dem Bundesamt für Statistik (BfS) 1992 bei 30.9 %, so sank er 2012 lediglich auf 28.2 %. Im weltweiten Vergleich haben sich die Nichtraucher in der Schweiz also noch nicht wirklich durchgesetzt. Gemäss einer Studie der OECD belegt die Schweiz von vierzig erfassten Ländern nach Russland, Griechenland, Chile, Irland den fünften Rang.
Sowohl als auch
Natürlich wird auch im Theater Wiwa die Suppe nicht so heiss gegessen wie sie hier vorgängig gekocht wurde. Denn nach dem Stück von Rolf Kindler „Der letzte Raucher“ werden weder Raucher zu Nichtrauchern, noch Nichtraucher zu Rauchern. Ganz im Gegensatz zur Handlung auf der Bühne, ist zwischen den beiden Lagern im Zuschauerraum auch kein Tumult zu befürchten, weil einerseits die „Tragikomödie“ den einen wie den anderen auf subtile, witzige Art einen Spiegel vorhält und andererseits der letzte Raucher auch der letzte Fleischesser, der letzte Bierdrinker oder sonst irgendjemand sein könnte, der eine starke Minderheit repräsentiert.
Fazit
„Der letzte Raucher“ ist ein Stück über Raucher, Nichtraucher, die Ehe, das Singledasein, Weltverbesserer, Zyniker, über Männer und Frauen, Karrieristen und Kollegen und vor allem über die Art, wie wir mit dem andern und deren Eigenschaften umgehen.
Kurzum, ein Stück für alle, die nicht auf einer einsamen Insel leben. Ein Stück aus dem Leben, in dem viele Zuschauer bekanntes entdeckten. Ein Stück das glüht, eine Geschichte die raucht, eine Handlung, bei der sich sowohl Martin Willi als Marcel, Roland Graf als Felix, Petra Obrist als Monika, Christiana Dapp-Zapf als Frieda und Sandra Schweizer als Isabelle oftmals die Finger verbrennen, wenn sie Feuer geben wollen.
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